Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
Verhandlungen. Er brauchte jetzt vor allem Zeit, um die Sache zu prüfen. Diese Versammlung um ihn herum war definitiv zu viel.
„ Ich gehe jetzt“, sagte er laut. „Wer mir hinterherläuft, der sollte bis an die Zähne bewaffnet sein: Ich will meine Ruhe.“
Und er wandte sich ab, um sich in die Dunkelheit des Waldes zurückzuziehen. Hinter seinem Rücken sprach für eine Weile niemand mehr ein Wort, nur das Knistern des Feuers folgte ihm auf seinem Weg, bis auch dieses Geräusch erstarb. Doch er wusste, er war nicht allein, Elurius begleitete ihn in die Einsamkeit.
Der neue Weg
Mein Schüler Konrad hat mich gründlich hintergangen.
Statt Roberts geliebte Diane auf eine Mitarbeit vorzubereiten, hat er sich ihre jähzornige Natur und ihre Schicksalsgläubigkeit zunutze gemacht und sie gegen Robert gekehrt. Konrad war schon immer ein Spieler und Trickser und von äußerst eifersüchtiger Natur. Doch so respektlos mir und meinen Anweisungen gegenüber zu handeln, hat außer Robert selbst noch niemand fertiggebracht. Ein Domino-Effekt setzte ein, der meine sämtlichen Pläne durchkreuzte:
Diane versuchte, Robert zu töten, denn dank Konrad erkannte sie in ihm den Mörder, der er tatsächlich auch ist. Sie überlebte diesen Versuch nicht.
In Wut und Schmerz erstürmte Robert meine private Schatzkammer, den Ort, wo ich meine Sammlung von alten Schriften aufbewahre, gut bewacht und gesichert. Zu jenem Zeitpunkt konnte diesen Hitzkopf nichts mehr aufhalten, er hatte nur noch dieses eine Ziel vor Augen: Wollte er mir einen Beweis erbringen, dass er sich jederzeit an meinem Eigentum vergreifen kann, ohne meine Zustimmung? Oder handelte es sich um eine Art Suizidversuch? Er muss gewusst haben, dass die Eroberung der von ihm so begehrten Schriften nur von kurzer Dauer sein wird - weil ihn die Überwindung der tödlichen Sperren so viel Kraft kosten wird, dass er danach keinen Kampf gegen mich übersteht.
Als ich schlussendlich dort auftauchte, gab er seine endgültige Kriegserklärung ab. Und bevor ich ihn ausschalten konnte, legte er alles in Schutt und Asche, nur wenig aus meiner wertvollen Schriftensammlung vermochte ich zu retten. Dieses Buch, meine eigenen Aufzeichnungen, fand ich in Roberts Manteltasche.
Ich hielt ihn über längere Zeit betäubt. In dieser Zeit traf ich alle Vorbereitungen, um auf anderem Wege meine Ziele zu verwirklichen. Roberts Groll gegen mich hat sich als nicht kurierbar erwiesen, sein Wille wird leider immer auf meine Vernichtung zielen: Er zerstörte meinen Schatz, den er selbst von Herzen begehrt, nur, damit ich ihn nicht weiter besitze.
Nun setze ich alles daran, ihn seinen Willen, seinen Verstand, seine Seele zu nehmen - doch seine Kräfte sollen bleiben, mir zur Verfügung. Es tut mir wirklich leid um alles, was wir beide damit verlieren, doch mir bleibt nichts übrig, als ihn auf ein bloßes Werkzeug zu reduzieren. Ihm selbst werde ich suggerieren, dass er sterben wird bei dem bevorstehenden Ritual. Dies entspricht ja auch in Teilen der Wahrheit.
Einer von Elisas treuen Geistern schleicht ständig um uns herum, er erdreistete sich sogar, mir zu drohen. In der Vergangenheit ist er schon mehrmals aufgetaucht, doch hielt er sich dann mehr zurück. Er betrachtet Robert wohl als Teil von Elisas Familie und meint, ihn auf irgendeine Weise schützen zu müssen. Ich habe mich deshalb entschlossen, Robert dem Zugriff des Geistes ganz zu entziehen, indem ich ihn mit einem Zauber schütze. Hierzu genügt ein kurzes Ritual, das ich in der kommenden Nacht ganz allein durchführen werde.
Ein seltsames Problem trat auf: Jetzt, da die Zeichen auf Roberts Armen stehen, die ihn vor dem Zugriff von Elisas unverschämtem Gefährten bewahren, fällt es mir selbst schwer, ihn zu berühren. Mein Inneres widerstrebt in einer Weise, wie ich es sonst nicht kenne, nur durch eisernen Willen kann ich dies überwinden. So bin ich froh, dass ich Konrad noch am Leben ließ, er hält sich gemäß meiner Anordnung stets in meiner Nähe auf. Ich wusste, dass er mir noch nicht ganz ausgedient hat, nun kann er mir mit Robert helfen.
Ich werde Robert in der heutigen Nacht die Fähigkeit zu eigenmächtigem Handeln für alle Zeiten nehmen. Er ist wach und wird den Weg zum Opferstein selbst gehen, denn er wird sich ein wenig Würde bewahren wollen. Wenn er auf andere Gedanken kommt, dann werde ich ihn problemlos wieder lahmlegen können, dafür ist gesorgt.
Nicht umsonst sind in der
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