Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
hinrichten, wie den armen Ludwig - oder ihn zumindest mit Gewalt fortjagen. Er fuhr in finsterem Ton fort: „Ich habe die Welt der Geister und Dämonen bereist, ich kenne alle ihre Facetten. Ich fand niemanden, der über alles herrscht, schon gar keinen Gerechten.“
„ Du wirst ihn in dieser Welt nicht finden, solange du dein eigener Gott bist“, gab Jesco zurück. „Und trotzdem gilt hier und jetzt sein Gesetz für dich.“
„ Sag, welches Gesetz ist ewig und lässt sich nicht von den Mächtigen zerreißen und verbiegen?“ setzte der schwarze Priester böse nach.
Jesco griff in seine Tasche und holte das Buch hervor, das er immer mit sich trug. Fassungslos sah Robin zu, wie er die Heilige Schrift dem Priester genau in die Arme warf. „Suche zuerst sein Gesetz - und danach seine Gnade!“ rief Jesco, während sein Gegenüber das Buch mit einer Hand auffing. Eigentlich müsste jemand wie er sich die Finger an den heiligen Seiten verätzen, dachte Robin. Aber nichts dergleichen geschah, die breite Hand hielt das Buch fest, aber der Priester gönnte dem unerwarteten Geschenk keinen Blick.
„Ich habe vor langer Zeit einen aufsässigen Pfaffen verbrannt, der mich mit diesem Machwerk nicht in Ruhe ließ“, er hob die Bibel leicht an. „Ich habe es längst gelesen, doch fand ich nichts als Märchen aus vergangenen Zeiten, etwas, woran sich schwache Menschen klammern.“
„ Was hast du denn beim Lesen gesucht?“ fragte Jesco zurück, doch wartete er gar nicht auf die Antwort, sondern blickte kurz zu Robin und dann über die Schulter in die Richtung, wo Katharina vorhin noch gestanden hatte. „Katharina? Wo bist?“ rief er aus. Auch Robin schaute sich nun nach ihrer Begleiterin um, doch die junge Frau war nirgends zu sehen. Jescos und Robins Blicke trafen sich: Sie beide wussten, wohin Katharina unbemerkt verschwunden war. Und der Priester gab kund, was ihm nun durch den Kopf ging: „Sagte Robert nicht, er will seine Ruhe haben? Er schien in der Stimmung, seinen Wunsch mit echtem Nachdruck zu verteidigen.“ Dann gab er ein warmes, tiefes Lachen von sich. „Geht eurer Freundin nach. Ihr wollt ihr doch helfen?“
------- ROBERT ADLAM -------
Das Zwiegespräch besaß eine Intensität, die in einer Begegnung zwischen Menschen gar nicht möglich ist. Es begann bereits in dem Moment, als Robert den hellen Fackelkreis verließ und in die Dunkelheit des Waldes ging.
Elurius erwies sich als ein Wesen mit ganz anderer Persönlichkeit als Ami-el, er zeigte keine lockende Schönheit an der Oberfläche und verhehlte nicht, dass er keines Menschen Freund war. Er kannte keine Freundlichkeit und äußerte sich sehr direkt, allerdings in einer Sprache, die weitgehend ohne Worte auskam, sondern aus kraftvollen Eindrücken bestand. Hin und wieder vernahm Robert die alte Sprache, die der Geist dort einstreute, wo es einer wörtlichen Erklärung bedurfte. Elurius wollte vor allem eines: die Herrschaft über das Volk der Bacidas behalten. Vor langer Zeit hatten ihre Vorfahren ihm dieses Recht gegeben, indem zuerst ihre Führer und anschließend alle anderen die von ihm prophezeite Zukunft annahmen. Seither gehorchten die Bacidas den Weisungen der beiden Dämonen, ohne es zu wissen. Doch der wichtigste Ankerpunkt blieb die Blutlinie ihres höchsten Anführers, der sich und seine Nachfahren mit einem Schwur an die Erfüllung der Prophezeiungen gebunden hatte. Seither folgten die Dämonen dieser Linie, maskiert als dienstbare Geister, und steuerten über Jahrhunderte hinweg allmählich auf das von ihnen anvisierte Ziel zu. Aber nun hatte Elisa den Pakt aufgekündigt, sowohl den Bund mit Elmor als auch jegliche Beziehung, die sie mit den Geistern verband.
Robert fragte Elurius nach Asno, er wollte wissen, wo sich der eigentliche Erbe Elisas befand, ihr so geliebter Sohn. Elurius gab darauf nur zu verstehen, dass er über Asno nicht reden wolle. Robert sei nun Elisas Erbe, die Verhandlungen liefen zwischen ihnen beiden.
Indes befand Robert, dass er nun weit genug in den Wald hineingegangen war. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Baumstamm, schloss die Augen und konzentrierte sich weiter auf die Begegnung mit dem Geist, den er um sich herum sehr deutlich spürte. Robert lauschte nicht nur auf Antworten, sondern er erforschte das Wesen an sich, um möglichst genau zu wissen, womit er es zu tun hatte.
„Ich stamme von diesem Volk ab, das du beherrschen willst“, gab er Elurius zu bedenken. „Ich
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