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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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sehr ähnliche Waffe besessen. Die Erinnerung daran, welch ein Gefühl von Überlegenheit ihn in solchen Momenten überkommen hatte, wenn er das Tötungsinstrument auf einen Menschen richtete, überwältigte ihn für einen Augenblick. Doch der Preis für diese Art von Stärke war viel zu hoch gewesen. Nichts in dieser Welt war verzehrender als die fatale Kombination von Menschenhass und Stolz, die damals in ihm gewachsen war. Er war sich selbst der Nächste gewesen, in einer Welt voller Feinde.
    Er war sich bewusst, dass seine Stimme ein wenig zitterte, als er, die Waffe noch immer genau so haltend, wie sie ihm gegeben worden war, fragte: "Wer auf der Welt war so unbarmherzig zu Ihnen, dass das aus Ihnen geworden ist: ein Spötter und Menschenfeind? Wer hat mit seinem Hohn Ihr Herz gebrochen?"
    Herr Adlam trat einen Schritt von ihm zurück. Sein Blick blieb finster, doch der brennende Zorn war erloschen. Er schaute Jesco nur an und gab keine Antwort. Dann plötzlich wandte er sich ab und stieg hinter dem Verletzten auf sein Pferd.
    Ein stummes Kopfschütteln, das war es, was Jesco sah, bevor Herr Adlam das Pferd wendete und es zu dem einige Meter entfernt stehenden Fuchs lenkte. Den kraftlos nach vorn gesackten Mann vor sich mit einem Arm umfassend, beugte er sich zur Seite, griff nach dem Zügel des anderen Pferdes und befestigte es am Sattelknauf. Dann entfernten sich Pferde und Reiter im Schritt-Tempo.
    Jesco senkte den Blick zu der Waffe in seiner Hand. Er musste hart schlucken, denn sein Inneres war aufgewühlt wie kaum jemals zuvor. Im Grunde genommen war ihm zum Heulen zumute.
    "Herr,", bat er inständig, "bitte bring Heilung. Hier kannst nur noch du helfen.“
     
     

Der neue Weg
     
    Dank Elisas nasenweißen Jungen, Asno,  blieb unser Aufbruch aus dem Lager der Bacidas bei weitem nicht so unbemerkt, wie geplant. Ich habe schon gestern geahnt, dass das Kind Ärger machen wird.  Und ich möchte bezweifeln, dass man Elisas Worten glauben kann, sie habe dem Jungen weder etwas von ihrem Fortgehen noch von unserem Geheimnis erzählt. Elisa hängt mit beinah abgöttischer Liebe an dem aufmüpfigen Knaben.  Ich erinnere mich nur zu gut daran, dass sie ohne zu zögern bereit gewesen wäre, allein für ihn ihr eigenes Leben zu geben, als die Kinder ihres kleinen Volkes im Sterben lagen.  Er wird mir ein Unterpfand sein, dass Elisas Loyalität auch in Zukunft mir gelten wird.
    Asno  weigerte sich hartnäckig, von der Seite seiner Schwester zu weichen.  Und er war ständig darauf aus, einen Streit mit mir anzufangen.  Ich ließ mich nicht von diesem halbwüchsigen Rebellen und seinen unreifen Bemerkungen provozieren. Doch frage ich mich ernsthaft, warum er einem eigentlich völlig Fremden gegenüber auf diese herausfordernde Weise auftritt.  Sicher reagieren auch die ihn umgebenden Menschen ablehnend auf alle Personen, die nicht ihrem eigenen Volk entstammen.  Doch ist die Ablehnung bei ihnen eher passiver Natur, währenddessen er  mir gegenüber von Anfang an in Angriffsstellung ging. 
    Sein völlig überflüssiges Theater erregte mehr Aufmerksamkeit, als mir lieb war.  Und statt ihren aufsässigen Sohn in die Schranken zu weisen, verfiel Elisa in ein beharrliches Schweigen.  Obwohl sie kaum eine Miene verzog, bemerkte ich doch,  dass sie mehr als nur Stolz auf ihren vorlauten Sprössling empfand.   Also musste ich sie beiseite nehmen und ihr sagen, dass, wenn sie den Jungen nicht sehr bald schlafen schickte, ich es tun würde. Elisa erwiderte darauf nichts, schien aber nicht sehr erbaut über diese Worte.
     
    Schließlich entschied sie sich dafür, den Arm um Asno zu legen und mit ihm im Dunkel des bereits nächtlichen Lagers zu verschwinden. Jolin, die bereits aufgrund der fortgeschrittenen Stunde sehr müde war, bleib allein bei mir zurück.  Sie ist ein stilles, aber äußerst kluges und willensstarkes Mädchen. Die hoch kostbaren Anlagen, die in ihr schlummern, liegen wie ein offenes Buch vor mir.  Welch ein gewaltiges Potential, dass nach etlichen Jahren des Forschens, der Suche und des Wartens endlich in meine Hand gegeben ist!
    Ich beschloss, nicht auf Elisas Rückkehr zu warten.  Jolin, die mir mit sehr viel weniger Ablehnung gegenüber trat, als ihr großer Bruder, und sogar eine zurückhaltend geäußerte, aber intensive Neugier gegenüber meiner Person zeigte, war mit wenigen Worten dazu zu bewegen,  mir zu folgen.  Ich hatte gleich bei unserer ersten Begegnung das Erkennen in ihren

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