Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
Großteil des Geldes gezeigt und gleich darauf in die Hand gedrückt hatte, schien so etwas wie Frieden über Jon gekommen zu sein. Die herablassende Bemerkung, wie denn so ein blöder Hund wie Jesco so plötzlich an ein solches Vermögen gekommen sei, hatte Jon sich dennoch nicht verkneifen können. Auf welche Weise er k.o. gegangen war, das blieb dem guten Jon ebenfalls ein Geheimnis. Seine Kopfverletzung würde ihm sicherlich noch über eine längere Zeit plagen. Die Übelkeit und Bewegungsstörungen hatten ihn jedenfalls noch längst nicht verlassen, als Jesco und Tadeya ihn schließlich in dem kleinen Ortshospital zurückließen.
Heute Morgen hatte Jesco in aller Frühe seine rückständige Miete von den wenigen Geldscheinen beglichen, die er für sich selbst zurückbehalten hatte. Selbstverständlich wusste er, an wen er wegen dieser glücklichen Wendung seinen Dank zu richten hatte. Die drei oft floskelartig verwendeten Worte "Gott-sei-Dank" besaßen eine tief gehende Bedeutung für ihn.
Tadeya hatte ihm allerdings angeraten, besser dem Mann zu danken, der Jon außer Gefecht gesetzt und anschließend das viele Geld zurückgelassen hatte. Obwohl dieser sich als "Freund der Familie Sleyvorn" ausgab, beteuerte sie Jesco, ihn nicht zu kennen. Aber sie wollte sich schon aus reiner Neugier bei Elisa über ihn erkundigen und Jesco gleich am nächsten Tag Bericht erstatten.
Doch heute Morgen erschien Tadeya nicht am Treffpunkt. Es nützte Jesco rein gar nichts, sich selbst einzureden, sie würde jeden Moment, vielleicht mit etwas verschlafenem Gesicht, hier auftauchen. Er fragte den Herrn, was denn dieses dumpfe Gefühl der Unruhe in seinem Inneren zu bedeuten habe und wartete auf Antwort. In den folgenden Minuten stellte er nichts Weiteres fest, als dass die böse Ahnung weiter anwuchs. Er beschloss, den Weg zum Haus der Sleyvorns einzuschlagen.
Jesco kam nur etwa zwei Meter weit, als er plötzlich harten, schnellen Hufschlag hinter sich hörte. Er blickte sich um. In gestrecktem Galopp sah er ein Ungetüm von einem schwarzen Pferd auf sich zukommen. Schnell machte er einen Schritt zur Seite und im nächsten Augenblick raste das Tier dicht an ihm vorüber. Kleine Steine wurden von den fliegenden Hufen aufgewirbelt und prasselten zu Boden. Jesco hatte trotz der immensen Geschwindigkeit, mit der das Pferd unterwegs war, den Reiter erkannt. Es war der selbst ernannte "Freund der Familie Sleyvorn". Und er hatte es anscheinend gewaltig eilig.
War er wohl auf dem Weg zu Elisa?
Jesco blickte ihm nach. Bevor Pferd und Reiter endgültig aus seinem Blickfeld verschwanden, sah er, dass der Mann auf der Weggabelung das Tier nach rechts lenkte und nicht zu den Sleyvorns. Nach rechts ging es entweder auf dem Weg an der Steilküste entlang zum Ort - oder hinunter zum Strand unter den Klippen.
Er gab dem Impuls, dem Reiter zu Fuß zu folgen, nach. Es schien Jesco fast sicher, dass er ihn am Strand wiederfinden würde. Erst an der Weggabelung beschlich ihn ein kurzer, leiser Zweifel, ob das, was er tat, vernünftig war. Tadeya daheim bei ihrer Großmutter zu suchen schien jedenfalls naheliegender, als diesem fremden Mann ohne erkennbaren Grund hinterher zu laufen.
Doch als er den Herrn danach fragte, wurde der Drang, nach rechts statt nach links abzubiegen, nur noch stärker. Also zögerte er nicht mehr länger und tat, was ihm offensichtlich aufs Herz gelegt war. Schon von Weitem erblickte er zwischen der Brandung des Meeres und dem steilen Felsüberhang am Strand das schwarze Pferd. In dem feuchten Sand zu Fuß einigermaßen schnell vorwärtszukommen entpuppte sich als ein mühsames Unterfangen. Der Wind wehte hier kräftig und kalt. Er kroch in Jescos Kleidung und ließ ihn erschauern.
Erst nach einer geraumen Weile war Jesco nah genug herangekommen, um erkennen zu können, dass unter den Klippen eine kleine, steinerne Hütte kauerte, die auf die Entfernung beinah unsichtbar war. Das Pferd stand direkt neben dieser gut getarnten Behausung. Es hatte den Kopf mit den bebenden Nüstern erhoben. Der Hals glänzte nass von Schweiß und die dichte Mähne wehte wie ein Banner im Wind.
Als Jesco noch näher herankam, erblickte er eine geöffnete Tür an der Seite des steinernen Unterschlupfs. Das Pferd schüttelte unruhig den Kopf und stampfte mit den Hufen im Sand. Der Reiter trat aus der Hütte heraus und legte dem Tier einen Sattel auf den Rücken. Aus seinen Bewegungen war abzulesen, dass er es eilig hatte. Die Schnalle am
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