Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
Augen gesehen. Sie wusste vom ersten Augenblick an, dass uns etwas Bedeutsames miteinander verband. Und sie war offensichtlich gespannt darauf, zu erfahren, um was genau es sich handelte.
Der kleine Tumult, der nur wenige Minuten darauf im Lager losbrach, als Jolin und ich gerade den letzten Wagen hinter uns gelassen hatten und gemächlichen Schrittes, wie zu einem kurzen Spaziergang, Seite an Seite im Mondlicht wanderten, war fraglos durch Asno verursacht worden. Plötzlich erhoben sich laute Stimmen hinter unserem Rücken. Und über allem Lärm war deutlich Asnos Ruf nach seiner Schwester zu hören. Dass sie ihm Antwort gab, wusste ich zu verhindern.
Schon sehr bald ist die Stunde gekommen. Eine Vereinigung der neuen Art wird stattfinden. Und doch wird daraus etwas Uraltes in einem Kind heutiger Zeit zum Leben erwachen. Ich bin zuversichtlich, dass meine Pläne gelingen werden, obwohl nie zuvor in der Geschichte ein vergleichbares Projekt durchgeführt wurde. In der Tat bin ich in all der Zeit, die ich den Erdball bereise, niemals einem Menschen begegnet, der auch nur eine Ahnung von der Macht unserer frühesten Vorfahren hat. Man ist heute allseits bereit, die neuen Lehren anzunehmen, unser Geschlecht sei aus dem Tierreich hervorgegangen. Lamarck sprach bereits um die Jahrhundertwende von der Höherentwicklung der Lebewesen durch Vererbung erworbener Eigenschaften. Die neuesten Werke von Chambers und einem verblendeten Engländer namens Darwin vergehen sich in pseudowissenschaftlichen Theorien über dieses Thema. Doch Darwins Finken sind ebenso wie die heutigen Menschen eine stark spezialisierte und damit in ihren Erbanlagen eingeschränkte, schlicht degenerierte Lebensform.
Die Theorie über die "Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl" ist nichts weiter als eine als Naturwissenschaft getarnte neue Form des Aberglaubens. Der sogenannte denkende Mensch möchte die Kräfte des Übernatürlichen wegdiskutieren, weil sie seinem reinen Materialismus im Wege stehen.
Blind sind sie allesamt, meine lieben Zeitgenossen.
Ich habe im afrikanischen Urwald einen wahren Herrscher gefunden. Einen König und Priester alter Art, der entwicklungsgeschichtlich weit über dem modernen Menschen thront. Sie selbst sind kaum mehr als Tiere verglichen mit diesem erhabenen Vorfahren. Das alte Erbe ist über Tausende von Jahren verblüht - und siehe, in dieser Zeit ist nunmehr der kärgliche Rest davon übrig.
Doch das, was ich in Jolin gefunden habe, wird ausreichen, den alten Samen erneut keimen zu lassen:
Der alte Herrscher wird Vater werden.
Vater eines einzelnen oder gar eines ganzen Volkes.
Der neue Mensch alten Blutes wird, wie seine Ahnen vor Urzeiten, wahre Macht ausüben, statt ein blinder und tauber Spielball ihm fremder Mächte zu sein.
------- ROBERT ADLAM ------
Er war eine ganze Weile geritten, bis zu diesem ihm unbekannten Nadelwaldstück. Seine Sinne waren während des gesamten Weges aufs Äußerste geschärft. Für einen eventuellen Verfolger gab es keine Anzeichen. Doch war er sich nicht völlig sicher, dass er die Nähe des so genannten schwarzen Priesters tatsächlich wahrnehmen würde. In der Tat hielt sich Elmor wahrscheinlich schon seit Tagen oder gar Wochen in unmittelbarer Umgebung des kleinen Küstenortes auf, ohne dass Robert auch nur eine Ahnung darüber beschlichen hatte.
Zwischen den Kiefern lag ein kleiner, etwas sumpfiger Teich. Es gab also Wasser für die Pferde. Jegliche menschliche Ansiedlung lag ein gutes Stück entfernt.
Der verletzte Mann, um den er fest den linken Arm gelegt hielt, hatte sich seit einiger Zeit nicht geregt. Anfangs hatte der Verletzte bei stärkeren Bewegungen des Pferdes noch gestöhnt und gejammert, doch nun war er still geworden. Auch das Zittern des kraftlos nach vorn gesackten Körpers hatte aufgehört. Robert zügelte den Schwarzen direkt neben dem Wasser. Er löste den Haltegriff um den vor ihm Sitzenden. Dessen Oberkörper sank hinab auf den Hals des Pferdes. Robert stieg ab, während beide Tiere die Köpfe zum Trinken senkten. Er nahm die Zügel des Fuchses vom Sattelknauf und ließ sie fallen, sodass das Tier mehr Bewegungsfreiheit hatte, um das Maul zum Wasser zu führen. Dann löste er den Gurt am Bauch des schlanken, roten Pferdes und warf den Sattel auf den Waldboden. Unter dem Sattel war das Fell des Tieres kaum feucht, es war nur über kurze Zeit in hohem Tempo geritten worden und der
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