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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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Priesters, Menschenblut vergossen. Und sein eigenes Blut war in den Waldboden gesickert, als er selbst zum Opfer erklärt wurde.
    Nun setzte er einfach einen Fuß vor den anderen, ohne darüber nachzudenken, in welche Richtung er ging und was ihn eigentlich umtrieb. Er dachte nicht an Tadeya, die sicher längst in ihrem Gefängnis erwacht war. Auch Elmor verschwand in diesen Minuten aus seinen Gedanken. Es leerte Kopf und Herz, um nicht zu ersticken.
    Viele Wochen hatte er in den letzten anderthalb Jahren ähnlich verbracht, in einer Art Sich-Treiben-Lassen, ohne Ziel. Sein Einsatz bei den Neubergs hatte weder etwas mit Geld noch mit Mitgefühl zu tun. Geld war nie ein Problem für ihn gewesen. Er hatte den Großteil seines früheren Lebens mit dem Abschließen ertragreicher Geschäfte jeglicher Art zugebracht. Sein altes Vermögen hatte er ohne Bedauern in den Händen einer jungen Frau zurückgelassen, die nicht die geringste Ahnung von Geldgeschäften besaß.
    Vielleicht hatte ihn am ehesten die Langeweile dazu getrieben, die sterbende Clara Neuberg aufzusuchen. Er hatte ein vages Interesse daran gespürt, wie diese Menschen sich verhalten würden, forderte man ihre finanzielle Grundlage. Das Ergebnis war wie erwartet wenig spektakulär. Er hatte in Heinrich Neubergs Gedanken lesen können, wie in einem offenen Buch: Beim ersten Anlauf hatte der Mann versucht, sich um die Bezahlung des geforderten Preises herumzumogeln. Und genau das würde er auch ein zweites Mal tun. Doch diese Geschichte war für Robert nun abgeschlossen.
    Seine Schritte lenkten ihn wie automatisch durch den schweigenden Wald. Dass dem verletzten Mann, den er zurückgelassen hatte, die ungewisse Zeit seines Fortbleibens wie eine Ewigkeit erscheinen musste, kam ihm nicht in den Sinn. Erst nach etwa einer Stunde kehrte Robert zurück an den Teich und fand den Boten des Priesters auf dem Bauch liegend zwischen den Pferden vor, die vom Baum losgerissenen Zügel des Fuchses mit der Rechten umklammernd. Der Mann hatte augenscheinlich versucht, auf das Pferd zu klettern, war aber gescheitert. Als der Verletzte die nahenden Schritte hörte, hob er mühsam den Kopf, um seine Augen auf den Ankommenden zu richten. Doch aus diesem Blickwinkel war es kaum möglich, irgendetwas zu sehen, höchstens die Stiefel eines direkt neben ihm Stehenden. Zitternd ließ er den Kopf nur Sekunden später wieder sinken.
    Robert bückte sich, um dem Mann die Zügel aus der Hand zu nehmen. Dieser wehrte sich nicht dagegen, denn die Gelegenheit zur Flucht, falls es jemals eine für ihn gegeben hatte, war nun endgültig verstrichen. Dann machte sich Robert daran, den Schwarzen wieder zu satteln und das weitere Gepäck zu verstauen. Er nahm wahr, wie der Mann am Boden sich währenddessen langsam und unter Mühen auf die Seite wälzte und ihn schließlich anschaute. Dann sprach der verletzte Bote mit schwacher Stimme in das Schweigen hinein. "Du willst mich wirklich hier liegen lassen."
    Robert, der seine Arbeit gerade beendet hatte, drehte sich um und blickte in ein extrem blasses Gesicht, das von Furcht gezeichnet war. Der Mann fuhr angstvoll fort: "Weißt du, was das bedeutet? Ich werde elendig sterben. Das kann Tage dauern. Hier wird mich niemand finden. Hier komme ich niemals weg."
    "Viel Zeit zum Nachdenken", erwiderte Robert kurz.
    "Bitte", flehte der Mann am Boden, "sage irgendjemandem, wo ich bin, damit ich hier nicht jämmerlich umkomme."
    "Du wirst warten müssen und sehen, was geschieht", wies Robert ihn an, ergriff die Zügel des zweiten Pferdes und saß anschließend auf dem Schwarzen auf. Den Sattel des Fuchses ließ er auf dem Boden liegen. Er verließ mit den beiden Tieren seinen kurzzeitigen Lagerplatz.
     
     
     
     

------- JESCO  FEY ------
     
    Nachdem er die Türglocke mehrmals geläutet hatte, ohne dass sich im Inneren irgendetwas regte, lenkte er seine Schritte am Eingangsportal vorbei, um das Haus herum. Eine böse Vorahnung hatte ihn zu Elisas Haus getrieben, obwohl Tadeya ihn mit ihrer Großmutter bewusst noch nicht bekannt gemacht hatte. Frau Sleyvorn nannte ein relativ großes Anwesen ihr Eigen. Das Haus war umgeben von einer baumbestandenen Grünfläche, die offenbar selten von menschlicher Hand in Stand gesetzt wurde. Das Gras stand mehr als knöchelhoch und das verstreut liegende Herbstlaub knisterte unter seinen Schritten. Die Reste des Fallobstes vom letzten Sommer säumten seinen Weg. Das Gebäude selbst befand sich in gutem Zustand, doch

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