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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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bei der Suche.«
    Sie wusste, worauf er anspielte. Ein gutes Stück weiter vorn war die Straße kaum noch als solche zu erkennen und verschwand vollends unter einer Art pflanzlichen Gletscherzunge. Nur ein paar seltsame Strukturen hier und dort, ein herausragender Fahnenmast, die eckige Form eines von Kudzublättern bedeckten Hauses verrieten, dass man sich immer noch in der Vorstadt befand.
    Cooper zog den Kompass aus der Tasche, den sie von Gregory bekommen hatte. »Es ist ganz einfach. Wir müssen nur genau nach Osten laufen«, sagte sie ohne rechte Überzeugung.
    »Na, dann ist ja alles in Ordnung«, sagte Brent spöttisch.
    Sie setzte sich wieder in Bewegung. Fast wider Erwarten folgten ihr Brent und Stacy. Ihrer eigenen vagen Einschätzung nach hatten sie einen Marsch von vielleicht noch fünfzehn Meilen vor sich. Je nachdem, wie sich das Gelände von hier aus entwickelte, würden sie abends oder auch erst spätnachts an ihrem Ziel eintreffen, falls sie sich nicht längst verlaufen hatten. In diesem grünen Chaos war es sicher nur eine Frage der Zeit, bis sie einem Malach auffielen. Was für eine Drecksidee hatte sie da nur wieder gehabt.
    Zwei Stunden später hatte sich der Wald in einen Dschungel verwandelt. Die Häuser waren nur noch als schroffe grüne Hügel erkennbar. Ihre Karte war völlig nutzlos geworden. Brent ging voraus. Er hatte sich einen dicken Ast zurechtgeschnitten, sodass er ihn als eine Art stumpfe Machete benutzen konnte. Das stetige Wusch-Basch seiner Schläge ins Unterholz war seit einer gefühlten Ewigkeit der markanteste Teil der sie umgebenden Geräuschkulisse. Das laute Geräusch war nicht gerade dazu angetan, ihre Angst vor plötzlichen Malachim-Überfällen zu besänftigen, aber sie musste zugeben, dass es kaum einen anderen Weg gab, überhaupt voranzukommen.
    Nur wenn Brent mal eine Pause einlegte, waren die Laute des Waldes wieder deutlich zu hören. Vogelgezwitscher, irgendwo ein klopfender Specht, ab und zu ein kurzes Rascheln, wohl von irgendeinem Tier, das sich unsichtbar durchs Buschwerk flüchtete, was Coopers Herz jedes Mal vor Aufregung höher schlagen ließ. Sie warf einen Blick über die Schulter, wo Stacy mit gesenktem Kopf hinter ihr hertrottete.
    »Was ist, Stace?«, fragte sie, dankbar dafür, sich ein wenig von der unheimlichen Umgebung ablenken zu können.
    Stacy hob den Kopf. »Nicht viel.« Sie strich sich eine Strähne blonden Haares aus dem Gesicht und lächelte ihr schüchternes Stacy-Lächeln. »Bisschen ängstlich.«
    »Oh, komm her, Süße.« Cooper blieb stehen und streckte die Hand nach ihr aus. »Mach dir keine Sorgen. Wir passen auf dich auf, und dir wird nix passieren. Alles klar?« Sie griff nach Stacys Hand, fühlte Gregorys frischen Verband und kam sich auf einmal unglaublich dumm vor. »Sorry, ich wollte nicht … Ich meine, was ich eigentlich sagen wollte … Ach, Mist!«, stammelte sie.
    Stacy legte den Arm auf Coopers Schultern. »Ist schon okay.« Sie drückte Cooper an sich. »Ich bin jetzt Korsaren-Stacy. Vielleicht lasse ich mir für den Finger einen kleinen Haken machen, weißt du, so wie der Piratenkapitän in diesem Buch, wo alle für immer Kinder bleiben.« Sie lachte.
    Coopers Seele fühlte sich einige Kilo leichter an. Ein für Stacy wahrlich untypischer Anfall von Galgenhumor. Aber Cooper war viel zu dankbar dafür, als dass sie sich allzu sehr darüber gewundert hätte. Schnell wischte sie sich mit der Hand über die Augen, bevor Stacy merken konnte, dass sie feucht geworden waren.
    »Was ist?«, fragte Stacy.
    »Nichts. Es juckt. Bin gegen irgendwas hier allergisch, glaub ich.«
    Wusch-Basch machte der Stock. Ihr seltsames Gespräch mit Brent kam ihr wieder in den Sinn. Auch etwas, das tief in ihrem Magen rumorte …
    »Stace?«
    »Ja, Coop?«
    »Ich würde gern mit dir über …«
    »Fuck! Was ist das?«
    Brents Ruf ließ sie beide zusammenzucken.
    Cooper folgte seinem ausgestreckten Arm zu einem dieser kubistischen Buschkolosse, unter denen sich die Gebäude verbargen. Gerade in dem Moment, als ihr Blick das Gebilde erfasst hatte, bemerkte sie die Bewegung im unteren Teil der Form. Ein blasses Gesicht in einem Türspalt.
    Cooper hatte dieses Gesicht schon einmal gesehen. Im Dämmer eines Erdlochs. Der Spalt wurde geschlossen, und das Gesicht war verschwunden.
    Cooper starrte noch eine Weile stumm hin, bis Brent die Stille durchbrach. »Hast du gesehen, was ich gesehen habe?«
    »Eines von den Mädchen aus dem Verlies!«
    »Dann hab

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