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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Funke Leben
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ih­ren Stel­lun­gen – und das mach­te sie schau­er­lich un­züch­tig. Ka­putt, dach­te
Neu­bau­er. Ka­putt.
    Ver­lo­ren. Was wür­de Sel­ma jetzt sa­gen? Es gab kei­ne Ge­rech­tig­keit. Er ging
zu­rück und wa­te­te durch Trüm­mer und Glas um das Haus her­um. Als er die Ecke
er­reich­te, sah er auf der an­de­ren Sei­te ei­ne Fi­gur, die, als sie ihn hör­te,
sich duck­te und weg­lief.
    »Halt!« schrie Neu­bau­er. »Ste­hen­blei­ben! Oder ich schie­ße!«
    Die Fi­gur blieb ste­hen. Es war ein klei­ner zer­drück­ter Mann.
    »Her­kom­men!«
    Der Mann schlich her­an. Neu­bau­er er­kann­te ihn erst, als er dicht vor ihm
ste­hen­blieb.
    Es war der frü­he­re Be­sit­zer des Ge­schäfts­hau­ses.
    »Blank«, sag­te er er­staunt. »Sind Sie das?«
    »Ja­wohl, Herr Ober­sturm­bann­füh­rer.«
    »Was ma­chen Sie denn hier?«
    »Ver­zei­hen, Herr Ober­sturm­bann­füh­rer. Ich – ich ...«
    »Re­den Sie ver­nünf­tig, Mann! Was ma­chen Sie hier?«
    Neu­bau­er hat­te mit der Wir­kung sei­ner Uni­form sei­ne Au­to­ri­tät und sich selbst
rasch wie­der­ge­fun­den.
    »Ich – ich ...« , stot­ter­te Blank. »Ich bin nur ein­mal her­ge­kom­men, um – um ...«
    »Was, um, um?«
    Blank mach­te ei­ne hilflo­se Be­we­gung nach dem Trüm­mer­hau­fen hin.
    »Um sich dar­über zu freu­en, was?«
    Blank sprang fast zu­rück. »Nein, nein, Herr Ober­sturm­bann­füh­rer. Nein, nein!
Nur – es ist scha­de«, flüs­ter­te er. »Scha­de.«
    »Na­tür­lich ist es scha­de. Jetzt kön­nen Sie ja la­chen.«
    »Ich la­che nicht! Ich la­che nicht, Herr Ober­sturm­bann­füh­rer.«
    Neu­bau­er mus­ter­te ihn. Blank stand ängst­lich vor ihm, die Ar­me eng an den
Kör­per ge­preßt.
    »Sie sind bes­ser weg­ge­kom­men als ich«, sag­te Neu­bau­er nach ei­ner Wei­le bit­ter.
»Gut be­zahlt wor­den. Oder nicht?«
    »Ja­wohl, sehr gut, Herr Ober­sturm­bann­füh­rer.«
    »Sie ha­ben ba­res Geld ge­kriegt. Ich einen Trüm­mer­hau­fen.«
    »Ja­wohl, Herr Ober­sturm­bann­füh­rer! Be­dau­re – be­dau­re au­ßer­or­dent­lich. Die­ses
Er­eig­nis ...«
    Neu­bau­er starr­te vor sich hin. Er war jetzt tat­säch­lich der An­sicht, daß Blank
ein glän­zen­des Ge­schäft ge­macht hat­te.
    Einen Au­gen­blick über­leg­te er, ob er ihm den Trüm­mer­hau­fen nicht für teu­res
Geld zu­rück­ver­kau­fen kön­ne. Aber das war ge­gen die Par­teigrund­sät­ze. Und
au­ßer­dem war selbst der Schutt mehr wert, als er Blank sei­ner­zeit ge­zahlt
hat­te. Nicht zu re­den von dem Grund­stück. Fünf­tau­send hat­te er ge­zahlt.
    Die Jah­res­mie­ten al­lein wa­ren fünf­zehn­tau­send ge­we­sen.
    Fünf­zehn­tau­send Mark!
    Ver­lo­ren!
    »Was ha­ben Sie denn? Was fum­meln Sie mit Ih­ren Ar­men her­um?«
    »Nichts, Herr Ober­sturm­bann­füh­rer. Ich bin ge­fal­len, vor Jah­ren ...« Blank
schwitz­te. Di­cke Trop­fen lie­fen ihm von der Stirn in die Au­gen. Er blink­te mehr
mit dem rech­ten Au­ge als mit dem lin­ken. Im lin­ken, das aus Glas war, spür­te er
den Schweiß nicht so. Er hat­te Angst, daß Neu­bau­er sein Zit­tern als fre­ches
Zit­tern auf­fas­sen kön­ne. So et­was war schon vor­ge­kom­men. Aber Neu­bau­er dach­te
im Au­gen­blick an nichts der­glei­chen; nicht dar­an, daß We­ber Blank da­mals vor
dem Ver­kauf im La­ger ver­hört hat­te. Er be­trach­te­te nur den Trüm­mer­hau­fen.
    »Sie ha­ben es bes­ser ge­trof­fen als ich«, sag­te er. »Ha­ben das viel­leicht
sei­ner­zeit nicht so ge­glaubt. Aber jetzt hät­ten Sie al­les ver­lo­ren ge­habt. So
ha­ben Sie Ihr gu­tes Geld.«
    Blank wag­te nicht, sich den Schweiß ab­zu­wi­schen. »Ja­wohl, Herr
Ober­sturm­bann­füh­rer«, mur­mel­te er.
    Neu­bau­er blick­te ihn plötz­lich prü­fend an. Ein Ge­dan­ke hat­te ihn durch­zuckt. Es
war ein Ge­dan­ke, der im­mer öf­ter ge­kom­men war in den letz­ten Wo­chen. Er hat­te
ihn das ers­te Mal ge­spürt, als die Mel­le­ner Zei­tung zer­stört wor­den war; er
hat­te ihn ver­scheucht, aber er war stets wie­der er­schie­nen wie ei­ne läs­ti­ge
Flie­ge. Konn­te es tat­säch­lich sein, daß die Blanks mal wie­der her­an­ka­men? Der
Kerl vor ihm sah nicht so aus; er war ei­ne Rui­ne. Aber die

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