Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Himmel kennt keine Guenstlinge
Vom Netzwerk:
Ver­zeich­nis ist alt.«
    »Die Po­li­zei än­dert
ih­re Num­mer nicht.«
    An zehn­ter Stel­le,
dach­te Lil­li­an. Da fährt er und fährt er im­mer noch, von Bre­s­cia bis Bre­s­cia,
und in­zwi­schen ...
    Sie hör­te Gérard
spre­chen. Der Por­tier kam mit Glä­sern und ei­ner Fla­sche Cham­pa­gner. Der
Pfrop­fen knall­te wie ein Schuß; der Por­tier hat­te die Fla­sche zu freu­dig
ge­schüt­telt. Gérard hör­te er­schreckt auf zu spre­chen. »Nein, kein Schuß«,
er­klär­te er dann und häng­te auf. »Ich glau­be, Sie brau­chen et­was zu trin­ken«,
sag­te Lil­li­an. »Ich wuß­te im Au­gen­blick nichts an­de­res als dies; der Por­tier
hat seit heu­te abend dar­auf ge­war­tet die Fla­sche zu öff­nen. Es ist wohl kein
Sa­kri­leg.«
    Gérard schüt­tel­te
den Kopf und trank gie­rig. Er blick­te zum Te­le­fon. Lil­li­an sah, daß er Angst
hat­te, die Po­li­zei kön­ne her­aus­fin­den, wo­her te­le­fo­niert wor­den sei. »Sie
glaub­ten, je­mand ha­be hier ge­schos­sen«, sag­te er. »Es war der Kork. Warum ist
das Tra­gi­sche oft noch so schreck­lich ko­misch?«
    Lil­li­an gab ihm die
Fla­sche zum Ein­schen­ken.
    »Ich muß ge­hen«,
sag­te er.
    »Dies­mal müs­sen Sie
ge­hen. Gu­te Nacht, Gérard.«
    Er sah auf die
Fla­sche. »Ich kann sie mit­neh­men, wenn Sie sie nicht mehr wol­len.«
    »Nein, Gérard. Eins
oder das an­de­re.«
    Sie sah ihn rasch
durch die Tür ver­schwin­den. Jetzt kommt die Nacht, al­lein, dach­te sie und gab
die Fla­sche dem Por­tier. »Trin­ken Sie das. Ist das Ra­dio noch oben?«
    »Selbst­ver­ständ­lich,
Ma­de­moi­sel­le.«
    Sie stieg die
Trep­pe hin­auf. Das Ra­dio glänz­te mit Chrom und Glas aus dem Dun­keln. Sie mach­te
Licht und war­te­te ei­ne Zeit­lang am Fens­ter, ob ein Po­li­zei­wa­gen vor­bei­käme. Sie
sah nichts. Lang­sam zog sie sich aus. Sie über­leg­te, ob sie ih­re Ver­bün­de­ten,
die Klei­der, über Nacht um sich her­um­hän­gen soll­te; aber sie tat es nicht. Die
Zeit für die­se Hil­fen war vor­bei, dach­te sie. Und die Ge­le­gen­heit auch. Aber
sie ließ ei­ne Lam­pe bren­nen und nahm Schlaf­ta­blet­ten.
    Sie er­wach­te, als
wür­de sie ir­gend­wo­her her­aus­ge­schleu­dert. Durch die Vor­hän­ge stach die Son­ne
mit ih­ren Strah­len ge­gen die über­näch­ti­ge, elek­tri­sche Bir­ne. Das Te­le­fon
schrill­te. Die Po­li­zei, dach­te sie und hob den Hö­rer.
    Es war Cler­fa­yt.
»Wir sind ge­ra­de in Bre­s­cia an­ge­kom­men!«
    »Ja, in Bre­s­cia.«
Sie schüt­tel­te die Res­te ei­nes schon in Ver­ges­sen­heit stür­zen­den Trau­mes ab.
»Du bist durch­ge­kom­men!«
    »Als Sechs­ter.«
Cler­fa­yt lach­te.
    »Als Sechs­ter. Das
ist wun­der­bar.«
    »Es ist Un­sinn. Ich
kom­me mor­gen zu­rück. Ich muß jetzt schla­fen. Tor­ria­ni schläft schon hier im
Stuhl.«
    »Ja, schla­fe. Es
ist gut, daß du an­ge­ru­fen hast.«
    »Gehst du mit mir
zur Ri­vie­ra?«
    »Ja, Ge­lieb­ter.«
    »War­te auf mich.«
    »Ja, Ge­lieb­ter.«
    »Fahr nicht weg,
be­vor ich kom­me.«
    Wo­hin soll­te ich
denn schon fah­ren? dach­te sie. Nach Bre­s­cia? »Ich war­te auf dich«, sag­te sie.
    Mit­tags ging sie die Rue
de Sei­ne ent­lang. Die Stra­ße war wie im­mer. Sie such­te in den Spal­ten der
Zei­tun­gen. Sie fand nichts. Es war zu un­be­deu­tend für ei­ne Zei­tungs­no­tiz, daß
ein Mensch ge­stor­ben war.

19
    I ch
ha­be
das Haus lan­ge vor dem Krieg ge­kauft«, sag­te Cler­fa­yt. »Da­mals konn­te man die
hal­be Ri­vie­ra für nichts kau­fen. Ich ha­be nie dar­in ge­wohnt, ich ha­be nur ein
paar Sa­chen hin­ein­ge­stellt. Wie du siehst, ist es im scheuß­lichs­ten Stil
ge­baut, aber man kann die Stuckor­na­men­te ab­schla­gen und es mo­der­ni­sie­ren und
ein­rich­ten.«
    »Warum? Willst du
wirk­lich hier woh­nen?«
    »Warum nicht?«
    Lil­li­an blick­te aus
dem halb­dunklen Zim­mer in den dun­keln­den Gar­ten mit sei­nen Kies­we­gen. Man
konn­te von hier das Meer nicht se­hen. »Aber Cler­fa­yt!« sag­te sie lä­chelnd.
»Viel­leicht wenn du fünf­und­sech­zig bist! Nicht frü­her. Nach ei­nem
ar­beits­rei­chen Le­ben in Tou­lou­se. Dann kannst du hier ein gut fran­zö­si­sches
Rent­ner­le­ben füh­ren, wenn du willst, mit ei­nem Di­ner sonn­tags im

Weitere Kostenlose Bücher