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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Himmel kennt keine Guenstlinge
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Fio­la her­an­kom­men. Er
lä­chel­te zur ihr hin­über und setz­te auf Schwarz. Rot ge­wann wie­der. Beim
nächs­ten Spiel war Schwarz mit Ma­xi­mal­sät­zen von al­len Sei­ten ge­pflas­tert, und
um den Tisch dräng­ten sich die Spie­ler drei Rei­hen tief. Fast al­le spiel­ten
ge­gen Cler­fa­yt. Nur ei­ne dür­re Grei­sin in ei­nem Abend­kleid aus hell­blau­em Vio­le
setz­te mit ihm auf Rot.
    Der Saal wur­de
still. Die Ku­gel klap­per­te. Die Grei­sin nies­te. Rot ge­wann wie­der. Fio­la mach­te
Cler­fa­yt ein Zei­chen auf­zu­hö­ren; die Se­rie muß­te ja ir­gend­wann ein En­de ha­ben.
Cler­fa­yt schüt­tel­te den Kopf und ließ das Ma­xi­mum wei­ter auf Rot.
    »Il est fou«, sag­te
je­mand hin­ter Lil­li­an.
    Im letz­ten Mo­ment
schob die Grei­sin, die ih­ren Ge­winn schon ab­ge­zo­gen hat­te, al­les wie­der auf
Rot. Man hör­te sie in der Stil­le hef­tig at­men und dann ver­stum­men. Sie
ver­such­te, einen zwei­ten Nie­s­an­fall zu un­ter­drücken. Ih­re Hand lag wie ei­ne
gel­be Kral­le auf dem grü­nen Tuch. Ne­ben sich hat­te sie ei­ne klei­ne, grü­ne
Schild­krö­te als Mas­kot­te.
    Rot ge­wann wie­der.
Die Grei­sin ex­plo­dier­te. »For­mi­da­ble«, sag­te die Frau hin­ter Lil­li­an. »Wer ist
das?«
    Die Num­mern wur­den
kaum noch ge­setzt. Das Ge­rücht der Se­rie hat­te sich jetzt über­all ver­brei­tet.
Ei­ne Bat­te­rie von großen Mar­ken ver­sam­mel­te sich in auf­ge­türm­ten Rei­hen auf
Schwarz. Rot war sie­ben­mal ge­kom­men; die Far­be muß­te end­lich wech­seln. Cler­fa­yt
hielt als ein­zi­ger wei­ter Rot. Die Grei­sin setz­te in ih­rer Auf­re­gung im letz­ten
Au­gen­blick die Schild­krö­te. Be­vor sie sie aus­wech­seln konn­te, ging ein Rau­nen
durch den Saal; Rot hat­te wie­der ge­won­nen.
    »Ma­da­me, wir kön­nen
Ih­nen die Schild­krö­te nicht ver­dop­peln«, sag­te der Crou­pier und schob der
Grei­sin das Tier mit sei­nem wei­sen, ur­al­ten Kopf über den Tisch wie­der zu.
    »Aber mei­nen
Ge­winn!« krächz­te das Ge­spenst.
    »Ent­schul­di­gen Sie,
Ma­da­me, aber Sie ha­ben Ih­ren Ein­satz we­der ge­macht noch an­ge­mel­det.«
    »Sie sa­hen doch,
daß ich set­zen woll­te! Das ist ge­nug.«
    »Sie müs­sen
ent­we­der ge­setzt oder Ih­ren Ein­satz an­ge­mel­det ha­ben, be­vor die Ku­gel fällt.«
    Die Grei­sin schau­te
er­bit­tert um sich. »Fai­tes vos jeux«, sag­te der Crou­pier gleich­gül­tig.
    Cler­fa­yt setz­te
wie­der Rot. Die Grei­sin setz­te är­ger­lich auf Schwarz. Al­le an­dern setz­ten
eben­falls Schwarz. Fio­la setz­te die Sechs und Schwarz. Rot kam noch ein­mal.
Cler­fa­yt zog jetzt sei­nen Ge­winn ein. Er schob dem Crou­pier ei­ne An­zahl Mar­ken
zu und stand auf.
    »Du hast mir
wirk­lich Glück ge­bracht«, sag­te er zu Lil­li­an und blieb ste­hen, bis die Ku­gel
wie­der still lag. Schwarz ge­wann. »Siehst du«, sag­te er. »Manch­mal hat man
einen sechs­ten Sinn.«
    Sie lä­chel­te.
Hät­test du ihn doch in der Lie­be! dach­te sie.
    Fio­la kam her­über.
»Ich gra­tu­lie­re. Zur rech­ten Zeit auf­hö­ren zu kön­nen, ist die große Kunst des
Le­bens.«
    Er wand­te sich an
Lil­li­an. »Fin­den Sie nicht?«
    »Ich weiß es nicht.
Ich hat­te nie Ge­le­gen­heit da­zu.«
    Er lach­te. »Das
glau­be ich nicht. Sie sind aus Si­zi­li­en ver­schwun­den und ha­ben Ver­wir­rung in
vie­len Köp­fen hin­ter­las­sen. In Rom ka­men Sie an und wa­ren fort wie ein Blitz.
Auch in Ve­ne­dig konn­te nie­mand Sie fin­den, hat man mir an­ver­traut.«
    Sie gin­gen zur Bar,
um das Glück Cler­fa­yts zu fei­ern.
    »Ich glau­be, ich
ha­be ge­nug ge­won­nen, um das Haus fer­tig aus­bau­en zu las­sen«, sag­te er zu
Lil­li­an.
    »Du kannst es
mor­gen wie­der ver­lie­ren.«
    »Möch­test du das?«
    »Na­tür­lich nicht.«
    »Ich wer­de nicht
mehr spie­len«, er­klär­te er. »Wir wer­den al­les be­hal­ten. Ich wer­de dir noch
einen Swim­ming­pool in den Gar­ten bau­en las­sen.«
    »Ich brau­che
kei­nen. Ich schwim­me nicht, das weißt du doch.«
    Er sah sie rasch
an. »Ich weiß. Bist du mü­de?«
    »Nein.«
    »Ei­ne Se­rie von
neun­mal Rot ist ei­ne wun­der­ba­re Sa­che«, sag­te Fio­la. »Ich ha­be nur ein­mal ei­ne
län­ge­re Se­rie

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