Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Himmel kennt keine Guenstlinge
Vom Netzwerk:
dich
un­end­lich!«
    »Ich dich auch,
Cler­fa­yt.«
    Er schloß die Tür
be­hut­sam hin­ter sich. Zum ers­ten Mal wie bei ei­ner Kran­ken, dach­te sie und
setz­te sich er­schöpft aufs Bett.
    Das Fens­ter stand
of­fen. Sie sah ihn zum Strand hin­un­ter­ge­hen. Nach dem Ren­nen, dach­te sie. Ich
wer­de pa­cken müs­sen und nach dem Ren­nen weg­fah­ren, wenn er nach Rom muß. Noch
die paar Ta­ge, dach­te sie. Sie wuß­te nicht, wo­hin sie fah­ren soll­te. Es war
auch gleich­gül­tig. Sie muß­te nur fort.

20
    D ie
Stre­cke
war nur et­was über drei Ki­lo­me­ter lang, aber sie führ­te durch die Stra­ßen Mon­te
Car­los, mit­ten durch die Stadt, um den Ha­fen her­um, über den Ka­si­no­berg und
zu­rück. Sie war an vie­len Stel­len kaum breit ge­nug zum Über­ho­len und be­stand
fast nur aus Kur­ven, Dop­pel­kur­ven, Haar­na­del­kur­ven und Spitz­keh­ren. Hun­dert
Run­den muß­ten ge­fah­ren wer­den, über drei­hun­dert Ki­lo­me­ter, das hieß vie­le
zehn­tau­send Ma­le Schal­ten, Brem­sen, An­fah­ren, Schal­ten und wie­der Brem­sen und
An­fah­ren.
    »Ein Ka­rus­sell«,
sag­te Cler­fa­yt la­chend zu Lil­li­an.
    »Ei­ne Art von
Zir­ku­s­akro­ba­tik. Nir­gend­wo kann man die Kar­re auch nur halb aus­fah­ren. Wo sitzt
du?«
    »Auf der Tri­bü­ne.
Zehn­te Rei­he rechts.«
    »Es wird heiß sein.
Hast du einen Hut?«
    »Ja.« Lil­li­an
zeig­te einen klei­nen Stroh­hut vor, den sie in der Hand hielt.
    »Gut. Heu­te abend
wer­den wir im Pa­vil­lon d'Or am Meer Lan­gus­ten es­sen und küh­len Wein trin­ken.
Und mor­gen fah­ren wir zu ei­nem Be­kann­ten von mir; er ist Ar­chi­tekt und soll uns
einen Plan ma­chen, das Haus um­zu­bau­en. Hell, mit großen Fens­tern und viel
Son­ne.«
    Der Renn­lei­ter rief
Cler­fa­yt et­was auf ita­lie­nisch zu. »Es geht los«, sag­te Cler­fa­yt und knöpf­te
sei­nen wei­ßen Over­all am Hals zu. Er hol­te ein Stück Holz aus der Ta­sche und
klopf­te es ge­gen den Wa­gen und ge­gen sei­ne Hand.
    »Fer­tig?« schrie
der Renn­lei­ter.
    »Fer­tig.«
    Lil­li­an küß­te
Cler­fa­yt und voll­führ­te das Ri­tu­al des Aber­glau­bens. Sie spuck­te den Wa­gen und
Cler­fa­yts Ren­n­an­zug leicht an und mur­mel­te den Fluch, der das Ge­gen­teil
her­bei­füh­ren soll­te; dann hob sie die Hand mit zwei ge­spreiz­ten Fin­gern ge­gen
die Bahn und die an­de­ren Bo­xen – es war die Jet­ta­to­re-Be­schwö­rung ge­gen
den bö­sen Blick. Die ita­lie­ni­schen Mon­teu­re sa­hen sie in stum­mer An­be­tung an,
als sie an ih­nen vor­bei­ging. Hin­ter sich hör­te sie den Renn­lei­ter be­reits
be­ten: »O du sü­ßes Blut Je­su und du, Mut­ter der Schmer­zen, hilf Cler­fa­yt und
Fri­ge­rio und ...«
    Sie dreh­te sich an
der Tür um. Die Frau­en von Mar­chet­ti und zwei an­de­ren Fah­rern hock­ten be­reits
mit Stopp­uh­ren und Pa­pie­ren an ih­ren Plät­zen. Ich soll­te ihn nicht ver­las­sen,
dach­te sie und hob die Hand. Cler­fa­yt lach­te und sa­lu­tier­te. Er sah sehr jung
aus. »Und ihr, al­le Hei­li­gen, ver­brennt die Rei­fen der Kon­kur­renz et­wa dop­pelt
so schnell als die un­se­ren!« be­te­te der Renn­lei­ter und schrie dann: »Fer­tig zum
Start! Al­les raus, was nicht hier­her ge­hört!«
    Zwan­zig Wa­gen star­te­ten.
Cler­fa­yt lag in der ers­ten Run­de an ach­ter Stel­le; er hat­te kei­nen sehr güns­ti­gen
Platz ge­habt und war beim An­fah­ren einen Au­gen­blick zu lang­sam ge­we­sen. Er
häng­te sich hin­ter Mi­cot­ti, von dem er wuß­te, daß er an­grei­fen wür­de. Fri­ge­rio,
Mon­ti und Sac­chet­ti la­gen vor ih­nen; Mar­chet­ti hielt die Spit­ze.
    In der vier­ten
Run­de schoß Mi­cot­ti auf der Ge­ra­den, die zum Ka­si­no an­stieg, mit über­dreh­tem
Mo­tor an Sac­chet­ti vor­bei. Cler­fa­yt hing an sei­nen Hin­ter­rä­dern, er for­cier­te
den Mo­tor eben­falls und pas­sier­te Sac­chet­ti knapp vor dem Tun­nel. Als er
her­aus­kam, sah er Mi­cot­tis Wa­gen qual­men und lang­sa­mer wer­den. Er über­hol­te ihn
und be­gann, Mon­ti zu ja­gen. Drei Run­den spä­ter in der Haar­na­del­kur­ve am
Ga­so­me­ter be­kam er An­schluss an ihn und häng­te sich wie ein Ter­ri­er an sei­ne
Hin­ter­rä­der.
    Noch zwei­und­neun­zig
Run­den und

Weitere Kostenlose Bücher