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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schatten im Paradies
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daß das nicht
ein­fach ist?«
    Sie lach­te. »Je­der weiß das.«
    »Wer ist je­der?«
    »Je­der, der sie kennt. Sie fühlt sich
ein­sam, in­ter­es­siert sich nicht für Män­ner ih­res Al­ters, trinkt ger­ne Mar­ti­nis
und ist harm­los. Ar­mer Ro­bert! Hast du dich ge­fürch­tet?«
    Ich er­griff sie an ih­rem bun­ten Ba­tik­kleid,
um sie in die Ba­de­wan­ne zu zie­hen. Sie schrie auf. »Laß mich los! Das ist ein
Mo­dell­kleid, es ge­hört mir nicht!«
    Ich ließ sie los. »Was ge­hört uns
ei­gent­lich? Die Woh­nung nicht, die Klei­der nicht, der Schmuck nicht ...«
    »Wun­der­bar, wie? Über­haupt kei­ne
Ver­ant­wor­tung! War es nicht das, was du woll­test?«
    »Ich ha­be heu­te einen schlech­ten Tag«,
sag­te ich. »Hab' Er­bar­men.«
    Sie stand auf. »Und du willst mir Vor­wür­fe
we­gen Eli­sa Whym­per ma­chen. Du mit dei­nem be­rühm­ten Pakt.«
    »Was für ei­nem Pakt?«
    »Daß wir uns nicht weh tun wol­len. Daß wir
zu­sam­men sind, um uns ge­gen­sei­tig zu hel­fen, von al­ten Ge­schich­ten los­zu­kom­men!
Gott, wie du das al­les er­klärt hast! Zit­ternd wie Scha­fe nach ei­nem Ge­wit­ter
sind wir in ei­ne mo­de­rier­te Lie­be ge­flo­hen, um die Wun­den zu hei­len, die an­de­re
uns ge­schla­gen ha­ben!«
    Sie tanz­te im Ba­de­zim­mer um­her. Ich sah sie
über­rascht an. Wo­her hat­te sie nur auf ein­mal all die­se halb ver­ges­se­nen,
blöd­sin­ni­gen Ge­sprä­che, mit de­nen et­was Emo­tio­nel­les im­mer be­ginnt? Ich war
über­zeugt, daß ich das nicht so ge­sagt hat­te, so dumm konn­te ich nicht ge­we­sen
sein. Es war eher ih­re ei­ge­ne Re­ak­ti­on – und wahr­schein­lich der Grund,
wes­halb sie mit mir an­ge­fan­gen hat­te. Ich be­gann sehr schnell zu den­ken: Ich
wuß­te, daß es teil­wei­se stimm­te; auch wenn ich es nicht zu­ge­ben woll­te. Was
mich über­rasch­te, war nur, daß sie es so ge­nau wuß­te.
    »Gib mir noch einen Wod­ka«, sag­te ich
vor­sich­tig und be­schloß, zum An­griff über­zu­ge­hen. Es war, wenn man ein
schlech­tes Ge­wis­sen hat­te, das ein­fachs­te.
    »Was wir uns so vor­ge­schwin­delt ha­ben,
wie?« frag­te sie.
    »Tut das nicht je­der?« sag­te ich,
glück­lich, einen Aus­weg zu se­hen.
    »Das weiß ich nicht. Ich ver­ges­se es im­mer
wie­der.«
    »Im­mer wie­der? Pas­siert es so oft?«
    »Auch das weiß ich nicht mehr. Man ist doch
kei­ne Re­chen­ma­schi­ne. Du viel­leicht, ich nicht.«
    »Ich lie­ge in der Ba­de­wan­ne, Na­ta­scha. Das
ist ei­ne un­glück­li­che Po­si­ti­on. Laß uns Frie­den schlie­ßen.«
    »Frie­den«, er­wi­der­te sie spöt­tisch. »Wer
will schon Frie­den?«
    Ich griff nach ei­nem Ba­de­tuch und stand
auf. Hät­te ich ge­wußt, was mir pas­sie­ren wür­de, hät­te ich die Ba­de­wan­ne
ge­mie­den wie die Cho­le­ra. Na­ta­scha hat­te sich in ei­ne ge­fähr­li­che Mi­schung von
Scherz und Ernst hin­ein­ge­stei­gert, ich merk­te das an ih­ren Au­gen, ih­ren ra­schen
Be­we­gun­gen und ih­rer mit ei­nem­mal hel­le­ren Stim­me. Ich muß­te auf­pas­sen. Vor
al­lem, weil sie recht hat­te. Ich hat­te ge­dacht, in der Of­fen­si­ve zu sein mit
Mrs. Whym­per, und nun spür­te ich plötz­lich, daß sich al­les ge­dreht hat­te.
    »Das ist ein herr­li­ches Kleid«, sag­te ich.
»Und ich woll­te dich da­mit in die Ba­de­wan­ne wer­fen!«
    »Warum hast du es nicht ge­tan?«
    »Das Was­ser war zu heiß und die Wan­ne zu
eng.«
    »Warum ziehst du dich wie­der an?« frag­te
Na­ta­scha.
    »Es ist mir hier zu kalt.«
    »Wir kön­nen die Luft­zu­fuhr ab­stel­len.«
    »Es geht schon. Sonst wird es dir zu heiß.«
    Sie sah mich arg­wöh­nisch an. »Willst du
aus­rei­ßen, du Feig­ling?« frag­te sie.
    »Wo­zu? Ich wer­de doch Sa­la­mi und Eda­mer
nicht im Stich las­sen.«
    Sie wur­de über­ra­schend wü­tend. »Geh zum
Teu­fel!« schrie sie. »Ver­schwin­de in dei­nem ver­damm­ten Ho­tel­loch! Da­hin ge­hörst
du!«
    Sie beb­te vor Zorn. Ich hob ei­ne Hand, um
Aschen­be­cher ab­zu­fan­gen, wenn sie wer­fen soll­te. Ich war si­cher, daß sie
erst­klas­sig tref­fen wür­de. Sie sah groß­ar­tig aus. Wut ver­zerr­te sie nicht, sie
mach­te sie noch schö­ner. Sie beb­te nicht nur vor Zorn, sie beb­te vor Le­ben. Ich
woll­te sie neh­men, aber

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