E.M. Remarque
schwere Geruch der Luft unter Bäumen, durch die keine
Sonne am Tage schien. Die dichtere Dunkelheit. Das hellere Licht der
Scheinwerfer. Ravic sah im Spiegel, wie Haakes linke Hand vom Wagenschlag
zurückkroch, langsam, vorsichtig. Rechtssteuerung, dachte er, gelobt, daß
dieser Talbot Rechtssteuerung hat! Er nahm eine Kurve, hielt das Steuer mit der
linken Hand, tat, als schwanke er in der Biegung, gab alles Gas in die gerade
Allee hinein; der Wagen schoß vorwärts, und ein paar Sekunden später bremste er
mit voller Kraft.
Der Talbot bockte. Die Bremsen kreischten. Ravic hielt,
einen Fuß gegen das Gaspedal, den anderen gegen die Verschalung gestemmt, seine
Balance. Haake, dessen Füße keinen Widerstand hatten und der den Ruck nicht
erwartet hatte, fiel mit dem Oberkörper vorwärts. Er bekam die Hand aus der
Tasche nicht rechtzeitig frei und prallte mit der Stirn gegen die Kante von
Windschutzscheibe und Instrumentenbrett. Im selben Moment schlug ihm Ravic den
schweren Engländer, den er aus der rechten Seitentasche gegriffen hatte, in den
Nacken, gerade unterhalb des Schädels.
Haake kam nicht mehr hoch. Er rutschte seitlich herunter.
Die rechte Schulter hielt den Fall auf. Sie klemmte den Körper gegen das
Instrumentenbrett.
Ravic fuhr sofort weiter. Er kreuzte die Allee und
schirmte den Scheinwerfer ab. Er fuhr weiter und wartete, ob jemand das
Kreischen der Bremsen gehört habe. Er überlegte, ob er Haake irgendwo aus dem
Wagen stoßen und im Gebüsch verbergen sollte, wenn jemand kam. Er hielt
schließlich neben einer Kreuzung, stellte das Licht und den Motor ab, sprang
aus dem Wagen, öffnete die Motorhaube und den Wagenschlag an Haakes Seite und
horchte. Wenn jemand kam, konnte er es hier von weitem sehen und hören. Zeit
genug, Haake hinter einen Busch zu ziehen und so zu tun, als ob der Motor nicht
in Ordnung sei.
Die Stille war wie ein Lärm. Sie war so plötzlich und
unfaßbar, daß sie brauste. Ravic preßte die Hände zu Fäusten, bis sie
schmerzten. Er wußte, daß es sein Blut war, das in seinen Ohren brauste.
Er atmete tief und langsam.
Das Brausen ging in Rauschen über. Durch das Rauschen
klang ein Schrillen, das lauter wurde. Ravic horchte mit aller Kraft. Es wurde
lauter, metallen – und auf einmal merkte er, daß es Grillen waren und daß das
Rauschen nicht mehr da war. Nur noch die Grillen an einem erwachenden Morgen
auf einem schmalen Wiesenstück schräg vor ihm.
Das Wiesenstück lag im frühen Licht. Ravic schloß die
Motorhaube. Es war höchste Zeit. Er mußte fertig werden, bevor es zu hell
wurde. Er sah sich um. Der Platz war nicht gut. Kein Platz im Bois war gut. Für
die Seine war es zu hell. Er hatte nicht damit gerechnet, daß es so spät werden
würde. Er fuhr herum. Er hatte ein Scharren gehört, ein Kratzen und dann ein
Stöhnen. Eine der Hände Haakes kroch aus dem offenen Wagenschlag und kratzte
auf dem Trittbrett. Ravic bemerkte, daß er noch immer den Engländer in der Hand
hatte. Er griff Haake nach dem Rockkragen, zerrte ihn heraus, so daß der Kopf
frei war, und schlug ihm zweimal in den Nacken. Das Stöhnen hörte auf.
Etwas klapperte. Ravic stand still. Dann sah er, daß es
ein Revolver war, der vom Sitz auf das Trittbrett gefallen war. Haake mußte ihn
in der Hand gehabt haben, bevor der Wagen bremste. Ravic warf ihn zurück in den
Wagen.
Er horchte wieder. Die Grillen. Das Wiesenstück. Der
Himmel, der sich aufhellte und zurückwich. In kurzer Zeit würde die Sonne da
sein. Ravic öffnete den Wagenschlag, zerrte Haake heraus, legte den Vordersitz
um und versuchte, Haake zwischen die Vorder- und Rücksitze auf den Boden des
Wagens zu schieben. Es ging nicht. Der Platz war zu schmal. Er lief um den
Wagen herum und öffnete den Kofferverschlag. Rasch räumte er ihn aus. Dann zog
er
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