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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arc de Triomphe
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Haa­ke wie­der aus dem Wa­gen und schlepp­te ihn zum Rücken­de des Wa­gens. Haa­ke
war noch nicht tot. Er war sehr schwer. Der Schweiß rann Ra­vic vom Ge­sicht. Es
ge­lang ihm, den Kör­per in den Kof­fer­ver­schlag zu pres­sen. Er preß­te ihn hin­ein
wie ein Em­bryo, die Knie hoch­ge­scho­ben.
    Er nahm das Werk­zeug, ei­ne Schau­fel und den Wa­gen­he­ber
vom Stra­ßen­rand und leg­te sie vor­ne in den Wa­gen. Ein Vo­gel be­gann in ei­nem der
Bäu­me ne­ben ihm zu sin­gen. Er schrak zu­sam­men. Es schi­en ihm lau­ter als al­les,
was er je ge­hört hat­te. Er sah auf die Wie­se. Sie war wie­der hel­ler ge­wor­den.
    Er konn­te kein Ri­si­ko neh­men. Er ging zu­rück und hob den
De­ckel des Kof­fer­ver­schlags halb an. Er stell­te den lin­ken Fuß auf die hin­te­re
Stoß­stan­ge und hielt mit den Kni­en den De­ckel halb of­fen und nur so weit, daß
er mit den Hän­den dar­un­ter­fas­sen konn­te. Wenn je­mand kam, sah es dann aus, als
ar­bei­te er harm­los an et­was, und er konn­te den De­ckel so­fort fal­len las­sen. Er
hat­te einen lan­gen Weg vor sich. Er muß­te Haa­ke vor­her tö­ten.
    Der Kopf war na­he der rech­ten Ecke. Er konn­te ihn se­hen.
Der Hals war weich; der Puls der Adern ging noch. Er preß­te die Hän­de scharf um
die Gur­gel und hielt fest.
    Es schi­en ewig zu dau­ern. Der Kopf ruck­te et­was. Nur
we­nig. Der Kör­per ver­such­te, sich zu stre­cken. Es schi­en, als sei er ge­fan­gen
in den Klei­dern. Der Mund öff­ne­te sich. Schrill be­gann der Vo­gel wie­der zu
schmet­tern. Die Zun­ge kam her­aus, dick, gelb, be­legt. Und plötz­lich öff­ne­te
Haa­ke ein Au­ge. Es quoll her­aus, schi­en Licht zu be­kom­men und Se­hen, es schi­en
sich zu lö­sen und auf Ra­vic zu­zu­kom­men – dann gab der Kör­per nach. Ra­vic hielt
ihn noch ei­ne Zeit­lang. Aus.
    Der De­ckel klapp­te her­un­ter. Ra­vic ging noch ein paar
Schrit­te.
    Dann spür­te er sei­ne
Knie zit­tern. Er hielt sich an ei­nem Baum fest und kotz­te. Es war ihm, als riß
es ihm den Ma­gen her­aus. Er ver­such­te, sich zu hal­ten. Es nütz­te nichts.
    Als er auf­blick­te, sah er einen Mann über die Wie­se
kom­men. Der Mann sah zu ihm hin­über. Ra­vic blieb ste­hen. Der Mann kam nä­her. Er
ging mit lang­sa­men, acht­lo­sen Schrit­ten. Er war an­ge­zo­gen wie ein Gärt­ner oder
ein Ar­bei­ter. Er sah zu Ra­vic hin­über. Ra­vic spuck­te aus und zog ein Pack
Zi­ga­ret­ten her­aus. Er zün­de­te ei­ne an und zog den Rauch ein. Der Rauch war
bei­ßend und brann­te im Hals. Der Mann kreuz­te die Al­lee. Er blick­te auf die
Stel­le, wo Ra­vic ge­kotzt hat­te, und dann auf den Wa­gen und dann auf Ra­vic. Er sag­te
nichts, und Ra­vic konn­te nichts in sei­nem Ge­sicht se­hen. Er ver­schwand hin­ter
der Kreu­zung mit lang­sa­men Schrit­ten.
    Ra­vic war­te­te noch ei­ni­ge Se­kun­den. Dann schloß er den
Kof­fer­de­ckel des Wa­gens ab und ließ den Mo­tor an. Er konn­te nichts mehr im Bois
tun. Es war zu hell. Er muß­te nach St. Ger­main fah­ren. Er kann­te die Wäl­der
dort.

30
    30    Er
hielt nach ei­ner Stun­de vor ei­nem klei­nen Gast­haus. Er war sehr hung­rig,
und sein Kopf war dumpf. Er park­te den Wa­gen vor dem Haus, wo zwei Ti­sche und
ein paar Stüh­le stan­den. Er be­stell­te Kaf­fee und Bri­oches und ging, sich zu
wa­schen. Der Wasch­raum stank. Er ließ sich ein Glas ge­ben und spül­te sich den
Mund aus. Dann wusch er sei­ne Hän­de und ging zu­rück.
    Das Früh­stück stand auf dem Tisch. Der Kaf­fee roch wie
al­le Kaf­fees der Welt. Schwal­ben um­flo­gen die Dä­cher, die Son­ne häng­te ih­re
ers­ten gol­de­nen Go­bel­ins an die Häu­ser­wän­de, Leu­te gin­gen zur Ar­beit, und
hin­ter den Per­len­vor­hän­gen des Bistros scheu­er­te ei­ne Magd mit auf­ge­schürz­ten
Rö­cken die Flie­sen. Es war der fried­lichs­te Som­mer­mor­gen, den Ra­vic seit lan­gem
ge­se­hen hat­te.
    Er trank den hei­ßen Kaf­fee. Aber er konn­te sich nicht
ent­schlie­ßen, zu es­sen. Er woll­te nichts an­fas­sen mit sei­nen Hän­den. Er sah sie
an. Un­sinn, dach­te er. Ver­dammt, ich will kei­ne Kom­ple­xe krie­gen. Ich muß
es­sen. Er trank noch ei­ne Tas­se Kaf­fee. Er hol­te ei­ne Zi­ga­ret­te her­vor und
ach­te­te dar­auf, nicht das

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