E.M. Remarque
paar
Zeilen, zerriß sie, schrieb sie neu. Morosow möchte nicht auf ihn warten in der
Scheherazade, unterschrieb irgendeinen Namen …
Das Taxi startete und fuhr an. Er starrte hinaus, konnte
aber nichts sehen. Er wußte nicht, ob Haake eingestiegen war, während er
schrieb. Er schaltete rasch den ersten Gang ein. Der Talbot schoß um die Ecke,
dem Taxi nach.
Er sah niemand durch die rückwärtige Scheibe. Aber Haake
konnte an der Seite sitzen. Er überholte langsam das Taxi. In der Dunkelheit
des Fonds war nichts zu erkennen. Er fiel zurück und kam wieder vor, so dicht
wie möglich neben dem andern Wagen. Der Chauffeur drehte sich um und begann zu
schimpfen. »He, Idiot! Willst du mich einklemmen?«
»Da ist ein Freund von mir in deinem Wagen.«
»Besoffener
Hohlkopf«, brüllte der Chauffeur. »Siehst du nicht, daß der Wagen leer ist?«
Ravic hatte im gleichen Moment selbst gesehen, daß die
Taxiuhr nicht eingeschaltet war. Er drehte scharf um und jagte zurück. Haake
stand am Rande der Straße. Er winkte. »Hallo, Taxi!« Ravic fuhr heran und
bremste. »Taxi?« sagte Haake. »Nein«, Ravic beugte sich aus dem Fenster.
»Hallo«, sagte er. Haake sah ihn an. Seine Augen verengten sich. »Was?«
»Ich
glaube, wir kennen uns«, sagte Ravic auf deutsch. Haake beugte sich vor. Das
Mißtrauen verschwand aus seinem Gesicht. »Mein Gott – Herr von … von …«
»Horn.«
»Richtig! Richtig! Herr von Horn! Natürlich! So ein
Zufall! Mann, wo haben Sie denn all die Zeit gesteckt?«
»Hier in Paris. Kommen Sie, steigen Sie ein. Ich wußte
nicht, daß Sie schon zurück waren.«
»Ich habe Sie ein paarmal angerufen. Haben Sie Ihr Hotel
gewechselt?«
»Nein. Immer noch im ›Prince de Galles‹.« Ravic öffnete
den Schlag des Wagens. »Kommen Sie. Ich nehme Sie mit. Ein Taxi kriegen Sie
nicht leicht um diese Zeit.«
Haake setzte einen Fuß auf das Trittbrett. Ravic spürte
seinen Atem. Er sah das erhitzte, rote Gesicht. »Prince de Galles«, sagte
Haake. »Verdammt, ja, das war es! Prince de Galles! Ich habe dauernd im George
V angerufen.« Er lachte laut. »Kannte Sie keiner da. Nun verstehe ich! Prince
de Galles, natürlich! Habe das verwechselt. Mein altes Notizbuch nicht
mitgenommen. Dachte, ich hätte es im Kopf.
Ravic hatte den Eingang im Auge. Es würde noch eine
Zeitlang dauern, ehe jemand herauskam. Die Mädchen mußten sich erst umziehen.
Trotzdem mußte er Haake so rasch wie möglich in den Wagen kriegen. »Wollten Sie
hier hinein?« fragte Haake gemütlich.
»Ich dachte daran. Wird aber schon zu spät sein.« Haake
blies den Atem geräuschvoll durch die Nase. »Sie sagen es, mein Lieber. Ich war
der letzte. Schluß hier in der Bude.«
»Macht nichts. Ist sowieso langweilig. Gehen wir
anderswohin! Kommen Sie.«
»Gibt’s noch was?«
»Natürlich. Die richtigen Buden fangen erst an. Dies hier
ist nur für Touristen.«
»Wirklich? Ich dachte … dies hier ist doch schon
allerhand.«
»Gar nichts. Es gibt viel Besseres. Dies hier ist nur ein
Puff.«
Ravic tippte ein paarmal auf das Gaspedal. Der Motor
brauste auf und verebbte. Er hatte richtig gerechnet; Haake kletterte
umständlich auf den Sitz neben ihm. »Nett, Sie wiederzusehen«, sagte er.
»Wirklich nett.«
Ravic griff über ihn weg und zog die Tür zu. »Ich freue
mich auch sehr.«
»Interessante Bude da! Haufen nackter Mädchen. Daß die
Polizei das erlaubt! Sind doch wahrscheinlich meistens krank, wie?«
»Möglich. Man geht in diesen Plätzen natürlich nie
sicher.«
Ravic fuhr an. »Gibt’s Plätze, die absolut sicher sind?«
Haake biß eine Zigarre ab. »Möchte nicht gern mit einem
Tripper nach Hause kommen. Anderseits: man lebt nur einmal.«
»Ja«, sagte Ravic und gab Haake den elektrischen Anzünder
hinüber.
»Wohin fahren wir?«
»Wie wäre es mit einem Maison de
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