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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arc de Triomphe
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der einen Bank­be­trug be­gan­gen hat­te.
»Wer weiß, wie es noch wird. Viel­leicht seh­nen wir uns noch nach dem
in­ter­na­tio­nal zu­rück.«
    Sel­ma Stern saß be­reits im Wa­gen. Der Jung­ge­sel­le Stolz
ver­ab­schie­de­te sich nicht. Er fuhr nicht nach Ame­ri­ka. Er hat­te nur Pa­pie­re bis
Por­tu­gal. Er hielt das für zu un­be­deu­tend für ei­ne Ab­schieds­sze­ne. Er wink­te
nur kurz, als der Wa­gen los­rat­ter­te.
    Die Zu­rück­blei­ben­den stan­den wie ei­ne Schar ver­reg­ne­ter
Hüh­ner her­um. »Komm«, sag­te Mo­ro­sow zu Ra­vic. »Auf, in die Ka­ta­kom­ben! Dies
schreit nach Cal­va­dos!«
    Sie sa­ßen kaum, als die an­de­ren her­ein­ka­men. Sie trie­ben
her­ein wie los­ge­ris­se­ne Blät­ter vor ei­nem Wind. Zwei Rab­bis, bleich, mit
schüt­teren Bär­ten, Wie­sen­hoff, Ruth Gold­berg, der Schach­au­to­mat Fin­ken­stein,
der Fa­ta­list Sei­den­baum, ei­ne An­zahl Ehe­paa­re, ein hal­b­es Dut­zend Kin­der,
Ro­sen­feld, der Be­sit­zer der Im­pres­sio­nis­ten, der doch nicht weg­ge­kom­men war,
ein paar Halb­wüch­si­ge und ei­ni­ge sehr al­te Leu­te.
    Es war noch zu früh für das Abendes­sen; aber es schi­en,
daß kei­ner von al­len in die Ein­sam­keit des Zim­mers hin­auf woll­te. Sie hock­ten
zu­sam­men. Sie wa­ren lei­se, fast er­ge­ben. Sie hat­ten so viel Un­glück ge­habt; es
kam schon fast nicht mehr dar­auf an.
    »Die Ari­sto­kra­tie ist ab­ge­reist«, sag­te Sei­den­baum. »Hier
tagt jetzt die Ver­samm­lung der le­bens­läng­lich oder zum To­de Ver­ur­teil­ten. Das
aus­er­wähl­te Volk! Je­ho­vas Lieb­lin­ge! Spe­zi­ell für Po­gro­me. Es le­be das Le­ben.«
    »Da ist im­mer noch Spa­ni­en«, sag­te Fin­ken­stein. Er hat­te
das Schach­brett vor sich und die Schach­auf­ga­be des »Ma­tin«.
    »Spa­ni­en. Die Fa­schis­ten küs­sen die Ju­den, wenn sie
her­über­kom­men.«
    Die di­cke, elas­ti­sche Kell­ne­rin brach­te den Cal­va­dos.
Sei­den­baum setz­te sein Pin­ce­nez auf. »Nicht ein­mal das kön­nen die meis­ten von
uns«, er­klär­te er, »sich gründ­lich be­trin­ken. Ei­ne Nacht des Elends los sein.
Nicht ein­mal das. Die Nach­kom­men Ahas­vers. Selbst er, der al­te Wan­de­rer, wür­de
ver­zwei­feln; heu­te, oh­ne Pa­pie­re, käme er nicht weit.«
    »Trin­ken Sie einen mit«, sag­te Mo­ro­sow. »Der Cal­va­dos ist
gut. Die Wir­tin weiß es noch nicht, gott­lob. Sonst wür­de sie den Preis
er­hö­hen.«
    Sei­den­baum schüt­tel­te den Kopf. »Ich trin­ke nicht.«
    Ra­vic sah auf einen Mann, der ziem­lich un­ra­siert war und
al­le Au­gen­bli­cke einen Spie­gel her­vor­hol­te, sich dar­in be­trach­te­te und nach
ei­ner Wei­le von neu­em da­mit be­gann. »Wer ist das?« frag­te er Sei­den­baum. »Den
ha­be ich noch nie hier ge­se­hen.«
    Sei­den­baum ver­zog die Lip­pen. »Das ist der neue Aaron
Gold­berg.«
    »Wie­so? Hat die Frau so rasch wie­der ge­hei­ra­tet?«
    »Nein. Sie hat ihm den Paß des to­ten Gold­berg ver­kauft.
Zwei­tau­send Frank. Der al­te Gold­berg hat­te einen grau­en Bart; des­halb läßt sich
der neue drü­ben auch einen wach­sen. We­gen der Paß­fo­to­gra­fie. Se­hen Sie nur, wie
er zupft und zupft. Er traut sich nicht, den Paß zu be­nut­zen, be­vor er einen
ähn­li­chen Bart hat. Es ist ein Ren­nen ge­gen die Zeit.«
    Ra­vic be­trach­te­te den Mann, der ner­vös an sei­nen Stop­peln
zerr­te und sie mit dem Paß ver­glich. »Er kann im­mer noch sa­gen, der Bart wä­re
ihm ab­ge­brannt.«
    »Gu­te Idee. Ich wer­de ihm das er­klä­ren.« Sei­den­baum nahm
sein Pin­ce­nez ab und schau­kel­te es hin und her. »Ma­ka­b­re Sa­che«, lä­chel­te er.
»Es war ein rei­nes Ge­schäft vor zwei Wo­chen. Jetzt ist Wie­sen­hoff be­reits
ei­fer­süch­tig, und Ruth Gold­berg ist kon­fus. Dä­mo­nie des Pa­piers. Auf dem Pa­pier
ist er ihr Mann.«
    Er stand auf und ging zu dem neu­en Aaron Gold­berg
hin­über.
    »Dä­mo­nie des Pa­piers ge­fällt mir.« Mo­ro­sow wand­te sich an
Ra­vic. »Was machst du heu­te?«
    »Ka­te Hegström fährt abends mit der ›Nor­man­die‹. Ich
wer­de sie nach Cher­bourg brin­gen. Sie hat ih­ren Wa­gen. Ich neh­me ihn zu­rück und
brin­ge ihn zur Ga­ra­ge. Sie hat ihn dem

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