Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arc de Triomphe
Vom Netzwerk:
sag­te er. »Sie sind al­le nicht
nüch­tern. Sie ha­ben nicht die ge­rings­te Chan­ce. In ein paar Mi­nu­ten wür­den Sie
mit ge­bro­che­nen Kno­chen hier her­um­lie­gen. Selbst wenn Sie nüch­tern wä­ren,
hät­ten Sie kei­ne Chan­ce.« Er stand auf, griff Na­var­ro rasch an den Ell­bo­gen,
hob ihn an, dreh­te ihn her­um und stell­te ihn so dicht ne­ben Go­mez auf den
Bo­den, daß Go­mez bei­sei­te tre­ten muß­te. »Und nun las­sen Sie uns in Ru­he. Wir
ha­ben Sie nicht auf­ge­for­dert, uns zu be­läs­ti­gen.« Er nahm die Fünf-Frank-No­te
vom Tisch und leg­te sie auf das Ta­blett. »Das ist für Sie, Cla­ris­se. Von den
Her­ren hier.«
    »Erst­mals, daß ich von de­nen et­was be­kom­me«, er­klär­te
Cla­ris­se. »Dan­ke.«
    Go­mez sag­te et­was in Spa­nisch. Die fünf mach­ten kehrt und
gin­gen zu ih­rem Tisch zu­rück. »Scha­de«, sag­te Mo­ro­sow. »Ich hät­te die Brü­der
gern ver­prü­gelt. Geht lei­der dei­net­we­gen nicht, du il­le­ga­ler Find­ling.
Be­dau­erst du es nicht manch­mal, daß du es nicht kannst?«
    »Nicht bei de­nen. Es gibt an­de­re, die ich ha­ben möch­te.«
    Man hör­te von dem Tisch in der Ecke ein paar Wor­te
Spa­nisch. Die fünf stan­den auf. Ein drei­fa­ches Vi­va er­scholl. Die Glä­ser wur­den
klir­rend nie­der­ge­setzt, und die Grup­pe ver­ließ mar­tia­lisch den Raum.
    »Fast hät­te ich ihm den gu­ten Cal­va­dos ins Ge­sicht
ge­gos­sen.«
    Mo­ro­sow nahm das Glas und trank es aus. »Und so was
re­giert jetzt in Eu­ro­pa! Wa­ren wir auch ein­mal so blöd­sin­nig?«
    »Ja«, sag­te
Ra­vic.
    Sie spiel­ten un­ge­fähr ei­ne Stun­de. Dann sah Mo­ro­sow
auf. »Da kommt Charles«, sag­te er. »Er will schein­bar et­was von dir.«
    Ra­vic sah auf. Der Bur­sche aus der Con­cier­gen­lo­ge kam
her­an. Er hat­te ein klei­nes Pa­ket in der Hand. »Dies hier ist für Sie ab­ge­ge­ben
wor­den.«
    »Für mich?«
    Ra­vic be­trach­te­te das Pa­ket. Es war klein, in wei­ßes
Sei­den­pa­pier ge­wi­ckelt und ver­schnürt. Ei­ne Adres­se stand nicht drauf. »Ich
er­war­te kei­ne Pa­ke­te. Muß ein Irr­tum sein. Wer hat es ge­bracht?«
    »Ei­ne Frau …
ei­ne Da­me …«, stot­ter­te der Bur­sche.
    »Ei­ne Frau oder ei­ne Da­me?« frag­te Mo­ro­sow.
    »So … so da­zwi­schen.«
    Mo­ro­sow schmun­zel­te. »Ziem­lich scharf­sin­nig.«
    »Es steht kein Na­me dar­auf. Hat sie ge­sagt, es sei für
mich?«
    »Das nicht ge­ra­de. Nicht Ih­ren Na­men. Sie hat ge­sagt, für
den Arzt, der hier wohnt. Und … Sie ken­nen die Da­me.«
    »Hat sie das ge­sagt?«
    »Nein«, platz­te der Bur­sche her­aus. »Aber sie kam doch
neu­lich nachts mit Ih­nen.«
    »Es kom­men ab und zu Da­men mit mir, Charles. Aber du
soll­test wis­sen, daß Dis­kre­ti­on die ers­te Tu­gend ei­nes Ho­te­lan­ge­stell­ten ist.
In­dis­kre­ti­on ist für die Ka­va­lie­re der großen Welt.«
    »Mach das Pa­ket auf, Ra­vic«, sag­te Mo­ro­sow. »Selbst wenn
es nicht für dich ist. Wir ha­ben schon Schlim­me­res an­ge­stellt in un­se­rem
be­dau­erns­wür­di­gen Le­ben.«
    Ra­vic lach­te und öff­ne­te es. Er wi­ckel­te einen klei­nen
Ge­gen­stand aus. Es war die höl­zer­ne Ma­don­na, die er im Zim­mer der Frau – er
dach­te nach – wie hieß sie doch? Ma­de­lei­ne- Mad-, er hat­te es ver­ges­sen. Ir­gend
so ein ähn­li­cher Na­me. Er sah in dem Sei­den­pa­pier nach. Es war kein Zet­tel
da­bei. »Gut«, sag­te er zu dem Bur­schen. »Es stimmt.«
    Er stell­te die Fi­gur auf den Tisch. Sie stand son­der­bar
fremd zwi­schen den Schach­fi­gu­ren. »Rus­sin?« frag­te Mo­ro­sow.
    »Nein. Hat­te ich an­fangs auch ge­dacht.«
    Ra­vic sah, daß das Lip­pen­rot ab­ge­wa­schen war. »Was soll
ich nur da­mit ma­chen?«
    »Stel­le es ir­gend­wo hin. Man kann vie­les ir­gend­wo
hin­stel­len. Es gibt für al­les ge­nug Platz in der Welt. Nur nicht für Men­schen.«
    »Sie wer­den den Mann be­er­digt ha­ben.«
    »Ist es die?«
    »Ja.«
    »Hast du dich noch ein­mal um sie ge­küm­mert?«
    »Nein.«
    »Son­der­bar«, sag­te Mo­ro­sow, »daß wir im­mer glau­ben, et­was
ge­tan zu ha­ben, und dann auf­hö­ren, wenn es für den an­de­ren am schwie­rigs­ten
wird.«
    »Ich bin kein Wohl­tä­tig­keits­in­sti­tut, Bo­ris. Und

Weitere Kostenlose Bücher