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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arc de Triomphe
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Aus­stel­lung
vor­zu­be­rei­ten. »Was hän­gen Sie jetzt da hin­ein?« frag­te Ra­vic in­ter­es­siert.
»Hirsche und Land­schaf­ten und Ve­su­v­aus­brü­che und so was.«
    »Nur, wenn’s nicht reicht. Sonst ge­be ich die al­ten
Bil­der zu­rück.«
    »Wel­che al­ten?«
    »Die von frü­her. Die die Her­ren hier­ge­las­sen ha­ben, als
sie die Re­gie­rung über­nah­men. Hier sind sie.«
    Sie zeig­te auf die lin­ke Wand des Kor­ri­dors. Der
Haus­knecht hat­te dort in­zwi­schen die neu­en Bil­der auf­ge­stellt, in ei­ner Rei­he,
ge­gen­über de­nen, die aus den Zim­mern ge­holt wor­den wa­ren. Es wa­ren zwei Marx,
drei Le­nin, von de­nen ei­nes zur Hälf­te mit Pa­pier über­klebt war, ein Trotz­ki
und ein paar klei­ne­re ge­rahm­te schwar­ze Dru­cke von Ne­grin und an­dern
re­pu­bli­ka­ni­schen Füh­rern Spa­ni­ens. Sie wa­ren un­schein­bar, und kei­nes war so
leuch­tend in Far­ben mit Or­den und Em­ble­men wie die pom­pö­se Rei­he der Al­fon­sos,
Pri­mos und Fran­cos ge­gen­über auf der rech­ten Sei­te. Die bei­den Rei­hen
Welt­an­schau­ung starr­ten sich schwei­gend in dem schwach er­leuch­te­ten Kor­ri­dor
an, und da­zwi­schen stand die fran­zö­si­sche Wir­tin mit Takt, Er­fah­rung und der
iro­ni­schen Weis­heit ih­rer Ras­se.
    »Ich ha­be die Sa­chen da­mals auf­be­wahrt«, sag­te sie, »als
die Her­ren aus­zo­gen. Re­gie­run­gen dau­ern heut­zu­ta­ge nicht lan­ge. Sie se­hen, daß
ich recht hat­te – jetzt kom­men sie uns zu­gu­te. Im Ho­tel­fach muß man einen wei­ten
Blick ha­ben.«
    Sie ord­ne­te an, wo die Bil­der auf­ge­hängt wer­den soll­ten.
Den Trotz­ki schick­te sie zu­rück; er war ihr zu un­si­cher. Ra­vic in­spi­zier­te den
Druck von Le­nin, des­sen Hälf­te über­klebt war. Er kratz­te et­was von dem Pa­pier
in der Hö­he von Len­ins Kopf ab – hin­ter dem auf­ge­kleb­ten Stück kam ein an­de­rer
Kopf Trotz­kis her­vor, der zu Le­nin her­über­lä­chel­te. Ein An­hän­ger Sta­lins hat­te
ihn wahr­schein­lich über­klebt. »Hier«, sag­te Ra­vic. »Noch ein ver­steck­ter
Trotz­ki. Aus der gu­ten al­ten Zeit der Freund­schaft und Brü­der­schaft.«
    Die Wir­tin nahm das Bild. »Das kön­nen wir weg­wer­fen. Das
ist ganz wert­los. Ei­ne Hälf­te da­von be­lei­digt dau­ernd die an­de­re.« Sie gab es
dem Haus­knecht. »He­be den Rah­men auf, Adol­phe. Er ist gu­te Ei­che.«
    »Was ma­chen Sie mit den üb­ri­gen?« frag­te Ra­vic. »Den
Al­fon­sos und den Fran­cos?«
    »Die kom­men in den Kel­ler. Man weiß nie, ob man sie nicht
noch ein­mal ge­brau­chen kann.«
    »Ihr Kel­ler muß fa­bel­haft sein. Ein tem­po­rä­res Mau­so­le­um.
Ha­ben Sie da noch mehr?«
    »Oh, na­tür­lich! Wir ha­ben rus­si­sche – ein paar ein­fa­che­re
Le­nin – in Pap­prah­men zur Aus­hil­fe und dann die vom letz­ten Za­ren. Von Rus­sen,
die hier ge­stor­ben sind. Ein wun­der­ba­res Ori­gi­nal in Öl und schwe­rem Gol­d­rah­men
von ei­nem Herrn, der Selbst­mord be­gan­gen hat. Dann sind da die Ita­lie­ner. Zwei
Ga­ri­bal­dis, drei Kö­ni­ge und ein et­was be­schä­dig­ter Mus­so­li­ni auf
Zei­tungs­pa­pier, aus der Zeit, als er noch So­zia­list war in Zü­rich. Das Ding hat
al­ler­dings nur Sel­ten­heits­wert. Kei­ner will es hän­gen ha­ben.«
    »Ha­ben Sie auch Deut­sche?«
    »Noch ein paar Marx; das sind die häu­figs­ten; einen
Las­sal­le; einen Be­bel – dann ein Grup­pen­bild von Ebert, Schei­de­mann, Nos­ke und
vie­len an­de­ren. Nos­ke ist dar­auf mit Tin­te zu­ge­schmiert. Die Her­ren sag­ten mir,
daß er ein Na­zi ge­wor­den sei.«
    »Das stimmt. Sie kön­nen es zu dem so­zia­lis­ti­schen
Mus­so­li­ni hän­gen. Von der an­dern Sei­te in Deutsch­land ha­ben Sie kei­ne, wie?«
    »O doch! Wir ha­ben einen Hin­den­burg, einen Kai­ser
Wil­heim, einen Bis­marck – und«, die Wir­tin lä­chel­te, »so­gar einen Hit­ler im
Re­gen­man­tel. Wir sind ziem­lich kom­plett.«
    »Was?« frag­te Ra­vic. »Hit­ler? Wo­her ha­ben Sie den denn?«
    »Von ei­nem Ho­mo­se­xu­el­len. Er kam 1934, als Röhm und die
an­dern drü­ben ge­tö­tet wur­den. Hat­te Angst und be­te­te viel. Spä­ter wur­de er von
ei­nem rei­chen Ar­gen­ti­ni­er

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