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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der schwarze Obelisk
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nach ei­ner Zi­ga­ret­te. Wie kann ei­ne Frau so et­was sa­gen? den­ke ich.
Ger­da hat mich be­ob­ach­tet. «Wie kann ei­ne Frau so et­was sa­gen, was?» sagt sie.
    Ich
he­be die Schul­tern. Sie dehnt sich und blin­zelt mir zu. Dann schließt sie
lang­sam ein Au­ge. Ich kom­me mir vor dem star­ren, ge­öff­ne­ten an­de­ren auf ein­mal
wie ein Pro­vinz­schul­meis­ter vor. Sie hat recht – wo­zu muß man im­mer al­les mit
Prin­zi­pi­en auf­bla­sen? Warum es nicht neh­men, wie es ist? Was geht mich Eduard
an? Was ein Wort? Was ein Nerz­man­tel? Und wer be­trügt wen? Eduard mich, oder
ich ihn, oder Ger­da uns bei­de, oder wir bei­de Ger­da, oder kei­ner kei­nen? Ger­da
al­lein ist na­tür­lich, wir aber sind Wich­tig­tu­er und Nach­schwät­zer ab­ge­stan­de­ner
Phra­sen. «Du glaubst, daß ich als Zu­häl­ter hoff­nungs­los wä­re?» fra­ge ich.
    Sie
nickt. «Frau­en wer­den nicht dei­net­we­gen mit ei­nem an­de­ren schla­fen und dir das
Geld da­für brin­gen. Aber mach dir nichts dar­aus; die Haupt­sa­che ist, daß sie
mit dir schla­fen.»
    Ich
will es vor­sich­tig da­bei be­wen­den las­sen, fra­ge aber doch: «Und Eduard?»
    «Was
geht dich Eduard an? Ich ha­be dir das doch ge­ra­de er­klärt.»
    «Was?»
    «Daß
er ein Frei­er ist. Ein Mann mit Geld. Du hast keins. Ich aber brau­che wel­ches.
Ver­stan­den?»
    «Nein.»
    «Das
brauchst du auch nicht, Schäf­chen. Und be­ru­hi­ge dich – noch ist nichts los, und
es wird auch noch lan­ge nichts los sein. Ich sa­ge es dir schon zur Zeit. Und
nun mach kein Dra­ma draus. Das Le­ben ist an­ders, als du denkst. Merk dir nur
eins: Recht hat im­mer der, der mit der Frau im Bett liegt. Weißt du, was ich
jetzt möch­te?»
    «Was?»
    «Noch
ei­ne Stun­de schla­fen – und dann ein Ham­mel­ra­gout mit Knob­lauch für uns ko­chen,
mit viel Knob­lauch ...»
    «Kannst
du das hier?»
    Ger­da
zeigt auf einen al­ten Gas­herd, der auf der Kom­mo­de steht. «Ich ko­che dir dar­auf
ein Di­ner für sechs Per­so­nen, wenn’s sein muß. Tsche­chisch! Du wirst stau­nen!
Da­zu ho­len wir uns Bier vom Faß aus der Knei­pe un­ten. Geht das mit dei­ner
Il­lu­si­on über die Lie­be zu­sam­men? Oder zer­bricht der Ge­dan­ke an Knob­lauch et­was
Wert­vol­les in dir?»
    «Nichts»,
er­wi­de­re ich und füh­le mich kor­rum­piert, aber auch so leicht wie lan­ge nicht.

XVI
    So
ei­ne
Über­ra­schung!» sa­ge ich. «Und das am frü­hen Sonn­tag­mor­gen!»
    Ich
ha­be ge­glaubt, einen Räu­ber in der Däm­me­rung her­um­ru­mo­ren zu hö­ren; aber als
ich her­un­ter­kom­me, sitzt da, um fünf Uhr früh, Rie­sen­feld von den Oden­wäl­der
Gra­nit­wer­ken. «Sie müs­sen sich ge­irrt ha­ben», er­klä­re ich. «Heu­te ist der Tag
des Herrn. Da ar­bei­tet selbst die Bör­se nicht. Noch we­ni­ger wir schlich­ten
Got­tes­leug­ner. Wo brennt es? Brau­chen Sie Geld für die Ro­te Müh­le?»
    Rie­sen­feld
schüt­telt den Kopf. «Ein­fa­cher Freund­schafts­be­such. Ha­be einen Tag zwi­schen
Löh­ne und Han­no­ver. Bin ge­ra­de an­ge­kom­men. Wo­zu jetzt noch ins Ho­tel ge­hen?
Kaf­fee gibt es ja bei Ih­nen auch. Was macht die schar­man­te Da­me von drü­ben?
Steht sie früh auf?»
    «Aha!»
sa­ge ich. «Die Brunst hat Sie al­so her­ge­trie­ben! Gra­tu­lie­re zu so­viel Ju­gend.
Aber Sie ha­ben Pech. Sonn­tags ist der Ehe­mann zu Hau­se. Ein Ath­let und
Mes­ser­wer­fer.»
    «Ich
bin Welt­cham­pi­on im Mes­ser­wer­fen», er­wi­dert Rie­sen­feld un­ge­rührt. «Be­son­ders,
wenn ich zum Kaf­fee et­was Bau­ern­speck und einen Korn ge­habt ha­be.»
    «Kom­men
Sie mit nach oben. Mei­ne Bu­de sieht zwar noch wüst aus, aber ich kann Ih­nen
dort Kaf­fee ma­chen. Wenn Sie wol­len, kön­nen Sie auch Kla­vier spie­len, bis das
Was­ser kocht.»
    Rie­sen­feld
wehrt ab. «Ich blei­be hier. Die Mi­schung von Hoch­som­mer, Mor­gen­frü­he und
Denk­mä­lern ge­fällt mir. Macht hung­rig und le­bens­lus­tig. Au­ßer­dem steht hier der
Schnaps.»
    «Ich
ha­be viel bes­se­ren oben.»
    «Mir
ge­nügt die­ser.»
    «Gut,
Herr Rie­sen­feld, wie Sie wol­len!»
    «Was
schrei­en Sie so?» fragt Rie­sen­feld. «Ich bin in­zwi­schen nicht taub ge­wor­den.»
    «Es
ist die Freu­de, Sie zu se­hen, Herr Rie­sen­feld», er­wi­de­re

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