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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der schwarze Obelisk
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im­mer auch ei­ne Ab­ord­nung mit der Ver­eins­fah­ne hin­ter dem
Sar­ge her, und dar­auf ver­traut er eben­falls. Er hat aus­ge­rech­net, daß er jetzt
schon durch sei­ne Mit­glied­schaft mit zwei Wa­gen Krän­zen rech­nen kann, und das
ist noch lan­ge nicht das En­de. Er ist knapp sech­zig und hat noch ei­ne schö­ne
Zeit vor sich, an­de­ren Ver­ei­nen bei­zu­tre­ten. Selbst­ver­ständ­lich ist er in Bo­do
Led­der­ho­ses Ge­sang­ver­ein, oh­ne je ei­ne No­te ge­sun­gen zu ha­ben. Ei­vist dort
sym­pa­thi­sie­ren­des, in­ak­ti­ves Mit­glied, eben­so wie im Schach­klub Sprin­ger­heil,
im Ke­gel­klub Al­le Neu­ne und im Aqua­ri­enklub und Ter­ra­ri­en­ver­ein Pte­ro­phyl­lum
sca­la­re. In den Aqua­ri­enklub ha­be ich ihn hin­ein­ge­bracht, weil ich glaub­te, er
wür­de da­für im vor­aus sein Denk­mal bei uns be­stel­len. Er hat es nicht ge­tan.
Jetzt al­so hat er es ge­schafft, auch in einen Schüt­zen­ver­ein zu kom­men.
    «Wa­ren
Sie denn je Sol­dat?» fra­ge ich.
    «Wo­zu?
Ich bin Mit­glied, das ge­nügt. Ein Haupt­schlag, was? Wenn Schwarz­kopf das er­fährt,
wird er sich krüm­men vor Wut.»
    Schwarz­kopf
ist Her­berts Kon­kur­rent. Er hat vor zwei Jah­ren von Her­berts Lei­den­schaft
er­fah­ren und aus Witz er­klärt, ihm Kon­kur­renz ma­chen zu wol­len. Scherz hat­te
das da­mals so ernst ge­nom­men, daß Schwarz­kopf voll Ver­gnü­gen tat­säch­lich ein
paar Ver­ei­nen bei­trat, um Her­berts Re­ak­ti­on zu be­ob­ach­ten. Mit der Zeit aber
ge­riet er in sein ei­ge­nes Netz, er fand Freu­de an dem Ge­dan­ken, und jetzt ist
er selbst ein Samm­ler ge­wor­den – nicht ganz so of­fen wie Scherz, aber heim­lich und
von hin­ten her­um, ei­ne Schmutz-Kon­kur­renz, die Scherz viel Sor­ge macht.
    «Schwarz­kopf
krümmt sich nicht so leicht», sa­ge ich, um Her­bert zu rei­zen.
    «Er
muß! Es ist dies­mal nicht nur der Kranz und die Ver­eins­fah­ne – es sind auch die
Ver­eins­brü­der in Uni­form ...»
    «Uni­for­men
sind ver­bo­ten», sa­ge ich mil­de. «Wir ha­ben den Krieg ver­lo­ren, Herr Scherz,
ha­ben Sie das über­se­hen? Sie hät­ten in einen Po­li­zis­ten­ver­ein ein­tre­ten sol­len;
da sind Uni­for­men noch er­laubt.»
    Ich
se­he, daß Scherz die Po­li­zis­te­nidee im Geis­te no­tiert, und wer­de nicht
über­rascht sein, wenn er in ein paar Mo­na­ten im Schu­po­klub «Zur treu­en
Hand­fes­sel» als stil­les Mit­glied er­schei­nen wird. Im Au­gen­blick lehnt er erst
ein­mal mei­ne Zwei­fel ab. «Bis ich st­er­be, ist Uni­form­tra­gen längst wie­der er­laubt!
Wo blie­ben sonst die va­ter­län­di­schen Be­lan­ge? Man kann uns nicht für im­mer
ver­skla­ven!»
    Ich
se­he in das ver­schwol­le­ne Ge­sicht mit den ge­platz­ten Äder­chen. Son­der­bar, wie
ver­schie­den die Ide­en über Skla­ve­rei sind! Ich fin­de, ich kam ihr am nächs­ten
als Re­krut in Uni­form. «Au­ßer­dem», sa­ge ich, «wird man beim To­de ei­nes
Zi­vi­lis­ten zwei­fel­los nicht in Wichs mit Sä­beln, Helm und Prä­ser­va­tiv an­tre­ten.
So was ist nur für ak­ti­ve Mi­li­tär­hengs­te.»
    «Für
mich auch! Es ist mir die­se Nacht aus­drück­lich zu­ge­sagt wor­den! Vom Prä­si­den­ten
per­sön­lich!»
    «Zu­ge­sagt!
Was wird ei­nem im Suff nicht al­les zu­ge­sagt!»
    Her­bert
scheint mich nicht ge­hört zu ha­ben. «Nicht al­lein das», flüs­tert er in
dä­mo­ni­schem Tri­umph. «Da­zu kommt noch das Größ­te: die Eh­ren­sal­ve über dem
Grab!»
    Ich
la­che in sein über­näch­tig­tes Ge­sicht. «Ei­ne Sal­ve? Wo­mit? Mit Sel­ters
Was­ser­fla­schen? Waf­fen sind auch ver­bo­ten in un­se­rem ge­lieb­ten Va­ter­lan­de!
Ver­sail­ler Ver­trag, Herr Scherz. Die Eh­ren­sal­ve ist ein Wunsch­traum, den Sie
be­gra­ben kön­nen!»
    Aber
Her­bert ist nicht zu er­schüt­tern. Er schüt­telt schlau den Kopf. «Ha­ben Sie ei­ne
Ah­nung! Wir ha­ben längst wie­der ei­ne ge­hei­me Ar­mee! Schwar­ze Reichs­wehr.» Er
ki­chert. «Ich krie­ge mei­ne Sal­ve! In ein paar Jah­ren ha­ben wir so­wie­so al­les
wie­der. All­ge­mei­ne Wehr­pflicht und Ar­mee. Wie soll­ten wir sonst le­ben?»
    Der
Wind bringt einen wür­zi­gen Senf­ge­ruch um die Ecke, und der Fluß wirft plötz­lich
Sil­ber

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