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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der schwarze Obelisk
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fährt Knopf mich an. «Schrift­lich!» krächzt er. «Für
acht Mil­li­ar­den! Viel zu teu­er! Für ein Stück Stein!»
    «Wenn
Sie ihn ha­ben wol­len, müs­sen Sie ihn auch so­fort be­zah­len», sa­ge ich.
    Knopf
kämpft hel­den­haft. Erst nach zehn Mi­nu­ten ist er ge­schla­gen. Er holt acht
Mil­li­ar­den von dem Geld, das er den Frau­en ab­ge­nom­men hat, her­aus und zahlt.
«Schrift­lich, jetzt!» knurrt er.
    Er
be­kommt es schrift­lich. Durch das Fens­ter se­he ich die Da­men sei­ner Fa­mi­lie in
der Tür ste­hen. Ver­schüch­tert bli­cken sie her­über und ma­chen Zei­chen. Knopf hat
sie bis auf die letz­te lau­si­ge Mil­li­on aus­ge­raubt. Er hat in­zwi­schen sei­ne
Quit­tung be­kom­men. «So», sagt er zu Ge­org. «Und was zah­len Sie jetzt für den
Stein? Ich ver­kau­fe ihn.»
    «Acht
Mil­li­ar­den.»
    «Was?
Sie Gau­ner! Acht Mil­li­ar­den ha­be ich doch selbst be­zahlt. Wo bleibt die
In­fla­ti­on?»
    «Die
In­fla­ti­on ist da. Der Stein ist heu­te acht­ein­halb Mil­li­ar­den wert. Acht zah­le
ich ih­nen als Ein­kaufs­preis, ei­ne hal­be müs­sen wir ver­die­nen am Ver­kaufs­preis.»
    «Was?
Sie Wu­che­rer! Und ich? Wo bleibt mein Ver­dienst? Den ste­cken Sie ein, was?»
    «Herr
Knopf», sa­ge ich. «Wenn Sie ein Fahr­rad kau­fen und es ei­ne Stun­de spä­ter
wei­ter­ver­kau­fen, be­kom­men Sie nicht den vol­len Ein­kaufs­preis zu­rück. Das ist
ei­ne Sa­che von Klein­han­del, Groß­han­del und Käu­fer; dar­auf be­ruht un­se­re
Wirt­schaft.»
    «Die
Wirt­schaft kann mich am Arsch le­cken!» er­klärt der auf­rech­te Feld­we­bel. «Ein
ge­kauf­tes Fahr­rad ist ein ge­brauch­tes Fahr­rad, auch wenn man es nicht fährt.
Mein Grab­stein aber ist neu.»
    «Er
ist theo­re­tisch auch ge­braucht», sa­ge ich. «Ge­wis­ser­ma­ßen wirt­schaft­lich.
Au­ßer­dem kön­nen Sie nicht ver­lan­gen, daß wir dar­an ver­lie­ren, nur weil Sie
wei­ter am Le­ben ge­blie­ben sind.»
    «Gau­ne­rei!
Nichts als Gau­ne­rei!»
    «Be­hal­ten
Sie doch den Grab­stein», rät Ge­org. «Es ist ein schö­ner Sach­wert. Ir­gend­wann
wer­den Sie ihn schon noch ge­brau­chen kön­nen. Kei­ne Fa­mi­lie ist un­s­terb­lich.»
    «Ich
wer­de ihn an Ih­re Kon­kur­renz ver­kau­fen. An Holl­mann und Klotz, wenn Sie nicht
so­fort zehn Mil­li­ar­den da­für ge­ben!»
    Ich
he­be das Te­le­fon ab. «Kom­men Sie, wir neh­men Ih­nen die Ar­beit ab. Hier, ru­fen
Sie an. Num­mer 624.»
    Knopf
wird un­si­cher und winkt ab. «Eben­sol­che Gau­ner wie Sie! Was ist der Stein
mor­gen wert?»
    «Viel­leicht
ei­ne Mil­li­ar­de mehr. Viel­leicht zwei oder drei Mil­li­ar­den.»
    «Und
in ei­ner Wo­che?»
    «Herr
Knopf», sagt Ge­org. «Wenn wir den Dol­lar­kurs im vor­aus wüß­ten, sä­ßen wir nicht
hier und scha­cher­ten um Grab­stei­ne mit Ih­nen.»
    «Es
ist leicht mög­lich, daß Sie in ei­nem Mo­nat Bil­lio­när sind», er­klä­re ich.
    Knopf
über­legt das. «Ich be­hal­te den Stein», knurrt er dann. «Scha­de, daß ich ihn
schon be­zahlt ha­be.»
    «Wir
kau­fen ihn je­der­zeit wie­der.»
    «Das
möch­ten Sie wohl! Ich den­ke nicht dar­an, oh­ne Ver­dienst! Ich be­hal­te ihn als
Spe­ku­la­ti­on. Ge­ben Sie ihm einen gu­ten Platz.» Knopf schaut be­sorgt aus dem
Fens­ter. «Viel­leicht gibt es Re­gen.»
    «Grab­stei­ne
hal­ten Re­gen aus.»
    «Un­sinn!
Dann sind sie nicht mehr neu! Ich ver­lan­ge, daß mei­ner in den Schup­pen ge­stellt
wird. Auf Stroh.»
    «Warum
stel­len Sie ihn nicht in Ih­re Woh­nung?» fragt Ge­org. «Da ist er im Win­ter auch
vor Käl­te ge­schützt.»
    «Sie
sind wohl ver­rückt, was?»
    «Nicht
im ge­rings­ten. Es gibt vie­le hoch­acht­ba­re Leu­te, die so­gar ih­ren Sarg in der
Woh­nung ha­ben. Hei­li­ge haupt­säch­lich und Südita­lie­ner. Vie­le be­nut­zen ihn so­gar
jah­re­lang als Bett. Wil­ke oben schläft im­mer in sei­nem Rie­sen­sarg, wenn er so
viel ge­trun­ken hat, daß er nicht nach Hau­se ge­hen kann.»
    «Geht
nicht!» ent­schei­det Knopf. «Die Wei­ber! Der Stein bleibt hier. Ta­del­los! Sie
sind ver­ant­wort­lich. Ver­si­chern Sie ihn! Auf Ih­re Kos­ten!»
    Ich
ha­be ge­nug von die­sem Feld­we­bel­ton. «Wie wä­re es, wenn Sie je­den Mor­gen einen
Ap­pell mit Ih­rem Grab­stein

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