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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der schwarze Obelisk
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of­fen.
    «Noch
einen Schnaps?» fragt Döb­be­ling und grinst eben­falls. Sie ha­ben uns in der
Fal­le. Wir kön­nen nichts ma­chen.
    In
die­sem Au­gen­blick kommt je­mand rasch über den Hof ge­lau­fen. «Herr Vor­ste­her!»
schreit er durchs Fens­ter. «Sie müs­sen rasch kom­men. Es ist was pas­siert!»
    «Was?»
    «Bes­te!
Sie ha­ben den Tisch­ler – sie woll­ten sei­ne Fah­ne her­un­ter­ho­len, und da ist es
pas­siert!»
    «Was?
Hat Bes­te ge­schos­sen? Die­ser ver­damm­te So­zia­list!»
    «Nein!
Bes­te ist – er blu­tet ...»
    «Sonst
kei­ner?»
    «Nein,
nur Bes­te ...»
    Das
Ge­sicht Döb­be­lings wird hei­ter. «Ach so! Des­halb brau­chen Sie doch nicht so zu
schrei­en!»
    «Er
kann nicht auf­ste­hen. Blu­tet aus dem Mund.»
    «Hat
ein paar in sei­ne fre­che Schnau­ze ge­kriegt», er­klärt der klei­ne Schrei­ber.
«Wo­zu muß er die an­dern auch her­aus­for­dern? Wir kom­men schon. Al­les mit der
Ru­he.»
    «Sie
ent­schul­di­gen wohl», sagt Döb­be­ling wür­dig zu uns. «Aber dies ist amt­lich. Ich
muß die Sa­che un­ter­su­chen. Wir müs­sen Ih­re An­ge­le­gen­heit ver­schie­ben.»
    Er
glaubt, uns jetzt völ­lig er­le­digt zu ha­ben und zieht sei­nen Rock an. Wir ge­hen
mit ihm hin­aus. Er hat kei­ne große Ei­le. Wir wis­sen warum. Nie­mand wird sich
mehr er­in­nern, wenn er an­kommt, wer Bes­te ver­prü­gelt hat. Ei­ne al­te Sa­che.
    Bes­te
liegt im en­gen Flur sei­nes Hau­ses. Die Fah­ne der Re­pu­blik liegt zer­ris­sen ne­ben
ihm. Vor dem Hau­se steht ei­ne An­zahl Leu­te. Von der ei­ser­nen Gar­de sind kei­ne
da­bei. «Was ist pas­siert?» fragt Döb­be­ling den Gen­darmen, der mit ei­nem
No­tiz­buch ne­ben der Tür steht.
    Der
Gen­darm will be­rich­ten. «Wa­ren Sie da­bei?» fragt er.
    «Nein.
Ich wur­de spä­ter ge­holt.»
    «Gut.
Dann wis­sen Sie al­so nichts. Wer war da­bei?»
    Nie­mand
ant­wor­tet. «Wol­len Sie nicht einen Arzt ho­len las­sen?» fragt Ge­org.
    Döb­be­ling
sieht ihn un­freund­lich an. «Ist das nö­tig? Et­was Was­ser ...»
    «Es
ist nö­tig. Der Mann stirbt.»
    Döb­be­ling
dreht sich ei­lig her­um und beugt sich über Bes­te. «Stirbt?»
    «Stirbt.
Er hat einen schwe­ren Blut­sturz. Viel­leicht hat er auch Brü­che. Es sieht aus,
als wä­re er die Trep­pe hin­un­ter­ge­wor­fen wor­den.»
    Döb­be­ling
sieht Ge­org Kroll mit ei­nem lang­sa­men Blick an. «Das dürf­te einst­wei­len wohl
nur Ih­re Ver­mu­tung sein, Herr Kroll, und wei­ter nichts. Wir wol­len dem
Kreis­arzt über­las­sen, das fest­zu­stel­len.»
    «Kommt
kein Arzt für den Mann hier?»
    «Las­sen
Sie das mei­ne Sor­ge sein. Einst­wei­len bin ich der Orts­vor­ste­her und nicht Sie.
Holt Dok­tor Bre­di­us», sagt Döb­be­ling zu zwei Bur­schen mit Fahr­rä­dern. «Sagt,
ein Un­glück sei pas­siert.»
    Wir
war­ten. Bre­di­us kommt auf ei­nem der Fahr­rä­der der bei­den Bur­schen. Er springt
her­un­ter und geht in den Flur. «Der Mann ist tot», sagt er, als er wie­der
auf­steht.
    «Tot?»
    «Ja,
tot. Das ist doch Bes­te, nicht wahr? Der mit dem Lun­gen­schuß.»
    Der
Vor­ste­her nickt un­be­hag­lich. «Es ist Bes­te. Von ei­nem Lun­gen­schuß weiß ich
nichts. Aber viel­leicht hat der Schreck – er hat­te wohl ein schwa­ches Herz ...»
    «Da­von
be­kommt man kei­nen Blut­sturz», er­klärt Bre­di­us tro­cken. «Was ist denn
pas­siert?»
    «Das
neh­men wir ge­ra­de auf. Bit­te nur die Leu­te hier­zu­blei­ben, die als Zeu­gen
aus­sa­gen kön­nen.» Er sieht Ge­org und mich an.
    «Wir
kom­men spä­ter wie­der», sa­ge ich.
    Mit
uns ge­hen fast al­le Leu­te fort, die her­um­ste­hen. Es wird we­ni­ge Zeu­gen ge­ben.
    Wir
sit­zen im Nie­der­säch­si­schen Hof. Ge­org ist so wü­tend, wie ich ihn lan­ge Zeit
nicht ge­se­hen ha­be. Ein jun­ger Ar­bei­ter er­scheint. Er setzt sich zu uns. «Wa­ren
Sie da­bei?» fragt Ge­org.
    «Ich
war da­bei, als Wol­ken­stein die an­dern auf­hetz­te, die Fah­ne her­un­ter­zu­ho­len. Den
Schmach­fleck zu be­sei­ti­gen, nann­te er das.»
    «Ging
Wol­ken­stein mit?»
    «Nein.»
    «Na­tür­lich
nicht. Und die an­dern?»
    «Ein
gan­zer Hau­fen stürm­te zu Bes­te hin­über. Sie hat­ten al­le ge­trun­ken.»
    «Und
dann?»
    «Ich
glau­be, Bes­te hat sich ge­wehrt.

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