E.M. Remarque
Königinnen. Wir haben ein paar Zeichnungen dafür da und
müssen vielleicht sogar eine Extrazeichnung für Sie entwerfen.»
«Natürlich!
Es muß etwas ganz Besonderes sein. Sonst gehe ich zu Hollmann und Klotz.»
«Ich
hoffe, Sie sind schon dort gewesen. Wir haben es gern, wenn unsere Kunden sich
bei der Konkurrenz informieren. Bei einem Mausoleum kommt es ja nur auf die
Qualität an.»
Ich
weiß, daß sie dort gewesen ist. Der Reisende von Hollmann und Klotz,
Tränen-Oskar, hat es mir erzählt. Wir haben ihn kürzlich getroffen und
versucht, ihn zum Verräter zu machen. Er schwankt noch, aber wir haben ihm
höhere Prozente angeboten als Hollmann und Klotz, und um sich während der
Bedenkzeit freundlich zu erweisen, arbeitet er einstweilen für uns als Spion.
«Zeigen Sie mir Ihre Zeichnungen!» befiehlt Frau Niebuhr wie eine Herzogin.
Wir
haben keine, aber ich hole ein paar Kriegerdenkmalsentwürfe hervor. Sie sind
effektvoll, einundeinhalb Meter hoch, mit Kohle und bunter Kreide gezeichnet
und mit stimmungsvollem Hintergrund geschmückt.
«Ein
Löwe», sagt Frau Niebuhr. «Er war wie ein Löwe! Aber wie ein springender, nicht
wie ein sterbender. Es müßte ein springender Löwe sein.»
«Wie
wäre es mit einem springenden Pferd?» frage ich. «Unser Bildhauer hat darin vor
einigen Jahren den Wanderpreis von Berlin-Teplitz gewonnen.»
Sie
schüttelt den Kopf. «Ein Adler», sagt sie nachdenklich.
«Ein
wirkliches Mausoleum sollte eine Art Kapelle sein», erkläre ich. «Bunte
Scheiben wie eine Kirche, ein Marmorsarkophag mit einem bronzenen Lorbeerkranz,
eine Marmorbank zum Ausruhen und zum stillen Gebet für Sie, rundherum Blumen,
Zypressen, Kieswege, ein Vogelbad für unsere gefiederten Sänger, eine
Grabeinfassung von niedrigen Granitsäulen und Bronzeketten, eine schwere
Eisentür mit dem Monogramm, dem Familienwappen oder dem Wahrzeichen der
Bäckerinnung ...»
Frau
Niebuhr lauscht, als spiele Moritz Rosenthal ein Nocturne von Chopin. «Klingt
ganz gut», sagt sie dann. «Aber haben Sie nicht etwas Originelles?»
Ich
starre sie ärgerlich an. Sie starrt kalt zurück – das Urbild des ewigen Kunden
mit Geld.
«Es
gibt schon originelle Sachen», erwidere ich sanft und giftig. «Zum Beispiel
solche wie auf dem Campo Santo in Genua. Unser Bildhauer hat dort jahrelang
gearbeitet. Eines der Glanzstücke ist von ihm – eine weinende Frauengestalt,
über einen Sarg gebeugt, im Hintergrund der auferstandene Tote, der von einem Engel
himmelwärts geführt wird. Der Engel sieht zurück und segnet mit der freien Hand
die trauernde Hinterbliebene. Alles das in weißem carrarischem Marmor, der
Engel entweder mit angelegten oder ausgebreiteten Flügeln ...»
«Ganz
nett. Was gibt es sonst noch?»
«Man
stellt häufig auch den Beruf des Verschiedenen dar. Man könnte zum Beispiel
einen Bäckermeister beim Brotkneten aushauen. Hinter ihm steht der Tod und
tippt ihm auf die Schulter. Der Tod kann mit oder ohne Sense gezeigt werden,
entweder in ein Bahrtuch gekleidet, oder aber nackt, das heißt in diesem Falle
als Gerippe, eine sehr schwierige bildhauerische Leistung, besonders bei den
Rippen, die ja einzeln sehr vorsichtig ausgemeißelt werden müssen, damit sie
nicht brechen.»
Frau
Niebuhr schweigt, als erwarte sie mehr. «Die Familie kann natürlich auch noch
hinzugefügt werden», fahre ich fort. «Betend zur Seite oder schreckerfüllt dem
Tode wehrend. Das sind aber Objekte, die in die Billionen gehen und ein oder
zwei Jahre Arbeit erfordern. Ein großer Vorschuß und Ratenzahlungen wären dazu
unerläßlich.»
Ich
habe plötzlich Angst, daß sie einen der Vorschläge annehmen könnte. Kurt Bach
kann höchstens einen
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