Emerald: Hörspiel
Redestrom des Zwergenkönigs. Als Michael etwas erwiderte, musste Kate ihn mehrmals auffordern, seine Worte zu wiederholen.
»Meinst du, es geht ihr gut?«
»Oh ja«, sagte Kate im Brustton der Überzeugung – obwohl sie in Wahrheit keineswegs überzeugt war. »Und wie Dr. Pym uns ja sagte: Gabriel ist bei ihr. Er wird nicht zulassen, dass ihr etwas geschieht.«
»Glaubst du, dass wir sie wiedersehen?«
»Aber natürlich! Daran darfst du nie zweifeln.«
Michael nickte. Dann wechselte er schnell das Thema und sagte: »Ich begreife nicht, warum der König seine Zwerge nicht mobilisiert. So viele Kreischer hat die Gräfin bestimmt nicht; Hamish könnte eine Armee aufstellen und sie einfach vertreiben. «
»Es ist wegen der Salmac-Tar.«
Der Zwerg, der gesprochen hatte, ging hinter ihnen. Er hatte
schwarzes Haar, einen schwarzen Bart und dicke, buschige Augenbrauen. Er wirkte jünger als die anderen Zwerge, und es entging Kate nicht, dass er sich Mühe gab, leise zu sprechen. »Vor etwa einem Jahr hat der König herausgefunden, dass die Hexe sich mit diesen schleimigen, mörderischen Biestern abgibt. Ihr wisst über sie Bescheid, oder?«
Kate nickte und erinnerte sich an ihren Traum im Verlies … an die bleiche, blinde Kreatur, die auf Gabriel zuschlich … an die Krallen, die diese unheimlichen Klickgeräusche auf dem Steinboden machten …
»Na ja, sie hat ihnen Versprechungen gemacht. Sie sucht sich Verbündete, um ihre Interessen zu wahren. Wenn also Hamish, ich meine, wenn der König versuchen würde, die Kreischer anzugreifen, geht sie zu den Salmac-Tar und bittet sie um Hilfe. Das würde Krieg bedeuten. Und das will der König nicht.«
»Wie heißen Sie?«, fragte Kate.
»Wallace«, sagte er, und dann fügte er – völlig überflüssigerweise – hinzu: »Wallace, der Zwerg.«
Die Gruppe war schon seit fast einer Stunde unterwegs, als sie aus einem Tunnel kamen und am Rand einer tiefen Felsspalte standen. Kate und Michael konnten hören, dass am Grund der Spalte Wasser rauschte, sehen konnten sie den Strom in der Dunkelheit jedoch nicht.
»Der Cambridge«, benannte Hamish den Fluss und schob mit dem Fuß einen Stein über die Kante in den Abgrund. »Er fließt durch die Berge, an Cambridge Falls vorbei und geradewegs zum Damm. So haben wir früher mit diesen Hinterwäldlern Handel getrieben. Bis die Hexe kam. Diese Frau hat kein Verständnis für die Feinheiten des Geschäftemachens. Kommt weiter. Die Brücke ist unten. Wir können das alte Königreich betreten.«
»Hamish wäre ein guter Fremdenführer«, sagte Michael, während sie am Rand der Schlucht entlanggingen. »Er weiß wirklich eine ganze Menge über diese Gegend.«
»Das war er tatsächlich«, erwiderte Wallace. »Wenn ausländische Würdenträger kamen, hat er sie früher, bevor die Königin starb, überall herumgeführt. Er hat das immer gut gemacht. Wenn er nüchtern war, meine ich.«
Als sie sich ihrem Ziel näherten, musste Kate wieder an das denken, was Dr. Pym gesagt hatte. Warum sollte ein Gewölbe, das vor mehr als tausend Jahren versiegelt worden war, ein magisches Gewölbe, das nur wenigen Menschen zugänglich war, sich ausgerechnet für sie und Michael – und vermutlich auch für Emma – öffnen? Wie war das möglich? Und was hatte der Zauberer damit sagen wollen, als er meinte, dass sie etwas Besonderes sei? Was war mit ihr? Und wie hätte das Buch sie »auserwählen« sollen, und was hatte es mit dem geheilten Herzen auf sich? Je mehr Kate nachdachte, desto verwirrter und verängstigter wurde sie.
Sie erreichten eine gebogene Steinbrücke, die von einem einzigen Zwerg bewacht wurde. Beim Anblick des Königs ließ er sich auf ein Knie sinken.
Hamish erkundigte sich nach Neuigkeiten aus der toten Stadt.
»Nichts, mein König. Aber was immer die Hexe suchen mag – sie sollte es möglichst schnell finden. Die Männer sind am Ende ihrer Kräfte. Kein Wunder: ständig unter der Peitsche der Kreischer und einem einzigen Stück Brot und einem Krug Wasser als Tagesration. Und das bei dieser Arbeit! Wenn Ihr mich fragt, Majestät, dann sollten wir sie aus dem Berg treiben und…«
»Aye, aber wer hat dich gefragt? Hm? Du bleibst schön hier stehen und hältst nur die Ohren offen, du Tölpel!« Hamish schüttelte den Kopf, starrte über die Brücke und murmelte: »Heutzutage muss wohl jeder seinen Senf dazugeben.«
Auf der anderen Seite der Brücke befahl Hamish seinen Zwergen, die Rüstungen abzulegen. Er wollte nicht,
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