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Emil

Emil

Titel: Emil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dror Burstein
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Universität gelernt hatten), und sie bestand die Prüfung, wollte aber nicht kommen. Sie wolle nicht mit Präsident Sadat zusammentreffen. Was hab ich mit ihm zu tun, sagte sie. Kairo habe ich vergessen. Nichts habe ich dort zurückgelassen. Ich war einige Tage alt, als ich hierher kam. An nichts dort kann ich mich erinnern! Sie sagten ihr, Frau [ ], Sie verstehen nicht, das Treffen ist äußerst wichtig, nach den Landsleuten trifft seine Exzellenz mit dem Premierminister zusammen, und dort wird das Abkommen endgültig geschlossen, und die Stimmung des Präsidenten wird entscheidend sein, wir bitten Sie sehr inständig zu kommen. Man hatte ihnen aufgetragen, sich um jeden Einzelnen zu bemühen, besonders um Frauen, und ganz besonders um hübsche Frauen.
    Noch keine dreißig Jahre war sie damals alt. Und sehr hübsch. Sie hatten schon drei Männer, aber keine einzige Frau. Und selbstverständlich musste eine dabei sein. Man deutete ihr an, sie würden rascher zu einer Wohnung kommen. In der Levinsky-Straße sei eine Wohnung frei … Neubau, ruhige Lage … man sagte ihr, Sie sind noch jung, früher oder später werden Sie ein Kind haben, Hochschulbildung, Sparplan … doch sie wollte nichts hören.
    Am nächsten Tag kam Begin zu ihnen nach Hause, um persönlich mit ihr zu sprechen.
    Wie immer war er mit dem Bus gefahren, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Wie in den Tagen des Untergrunds einfach gekleidet. In dem berühmten grünen Pullover. Unrasiert. Hatte Zwischenstation gemacht, um ein Sandwich zu essen. Niemand hatte ihn erkannt. Mit seiner Sonnenbrille dem groben Schal und dem zerbeulten Hut.
    Er klopfe an die Tür. [ ] lag im Bett, neben sich die ausgebreitete Zeitung. Er trat ein. Sie sah ihn an und sagte: Guten Tag … Herr Begin, Herr Premierminister …
    Er bedeutete mit einer Handbewegung, das spiele doch keine Rolle.
    Sie saßen im Wohnzimmer. Er sah sich um. Leere Wände. Ein Blumentopf. Zwei Zimmer. Ein Musikinstrument lehnte an der Couch. Eine Art Gitarre.
    – Ich wollte Sie ersuchen … die Jungs waren doch gestern da …
    – Wenn es aber so wichtig ist
    – Wir wollten eine nette Delegation zusammenstellen
    – Aber ich … gerade ich … Die Jungs haben viele Möglichkeiten geprüft … Wir dachten, Sie, Verehrteste … so jung
    – Und was werde ich zu ihm sagen? Worüber werden wir sprechen?
    – Vielleicht, wie herrlich Kairo in Ihrer Erinnerung ist, im Winter, wenn der Regen die Marktplätze reinigt
    – Aber ich erinnere mich an fast nichts … Ich erinnere mich vor allem an das Gesicht meiner Mutter, ich werde die Wahrheit sagen
    – Vielleicht doch, schöne Erinnerungen an die Metropole, eine kurze Beschreibung von Straßen voller Menschen …Aber die ganze Erinnerung beruht auf Fotos, drei Fotos
    – Drei Fotos, herrlich, wunderbar, damit ist der Sache genüge getan, ein kurzes Gespräch … Nun gut, um des Friedens willen … Um des Friedens willen, genau das meine ich, um des Friedens willen …
    – Der Regen? Die Marktplätze?
    – Luxor … Alexandrien … der Nil
    – Da bin ich doch nie hingekommen …
    – Wie dem auch sei, jedenfalls könnte die Gnädigste dem ein wenig Zeit widmen, einige Worte niederschreiben, einige Worte zur Würdigung ihres Geburtslandes, so …
    –
    –
    – Noch etwas Tee? Vielleicht ein Stück Rührkuchen?
    – Da kann ich nicht nein sagen, gern, ach, ein kleines Stück … gern …
    Eine Woche später wurde sie abgeholt. Als sie das Haus verlassen hatte, schaltete [ ] den Fernseher ein, rückte ganz nah ans Gerät. In einer Autokolonne fuhr sie nach Jerusalem, mit drei weiteren Ägyptern, zwei von ihnen aus Haifa, einer aus Beer-Sheva. Der eine machte den Mund auf und sagte: Das war die schwerste Woche meines Lebens, und der Mann aus Beer-Sheva sagte: Zwei Nächte habe ich nicht geschlafen. Die drei sahen [ ] an, die sagte: Ich bin, könnte man sagen, eigentlich hier geboren. Sie fragten sie, woher ihre Eltern seien, und es stellte sich natürlich heraus, dass jeder jeden kannte. Sie waren etwas aufgeregt vor dem Treffen mit dem ägyptischen Präsidenten, das zu guter Letzt wegen einer Änderung im Terminplan abgesagt wurde. Alle vier warteten noch ein, zwei Stunden, dass sich jemand um sie kümmere. Sie wenigstens nach Hause zurückbrächte. Aber wer hatte denn die Zeit oder den Nerv oder die Kraft dafür, gerade waren sie dabei, sich endgültig über das Abkommen zu einigen. Sie saßen abseits in der Eingangshalle des Knesset-Gebäudes. Der ältere

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