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Emilia Galotti - Textausgabe und Lektüreschlüssel

Emilia Galotti - Textausgabe und Lektüreschlüssel

Titel: Emilia Galotti - Textausgabe und Lektüreschlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.E. Lessing
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Tochter sprechen.
    6. Während er – allein gelassen – auf Emilia wartet, durchdenkt er seine und seiner Tochter Situation und ist unschlüssig darüber, was zu tun ist. Er ist sich nicht sicher, ob Emilia tatsächlich ganz tugendhaft ist und ob er, der Vater, in die Geschehnisse eingreifen darf.
    7. Emilia erfährt jetzt, dass ihr Bräutigam tot ist. Als sie vernimmt, dass sie von ihrer Mutter und ihrem Vater getrennt, »allein in seinen Händen«, d. h. in den Händen des Prinzen, bleiben soll, ist sie entsetzt, verwehrt dem Vater jedoch, den Tyrannen zu töten, sondern sieht als einzigen Ausweg, um ihre Unschuld zu retten und der Schande zu entgehen, den Tod. Auf ihr Verlangen tötet der Vater seine Tochter, um zu verhindern, dass sie durch Selbsttötung schuldig wird.
    8. Als Marinelli und der Prinz in den Saal treten, verstirbt Emilia. Jetzt packt den Prinzen »Entsetzen und Verzweiflung« und er verbannt Marinelli, den »Teufel«, aus dem Land.

3. Personen
    Das Stück spielt in einem kleinen, absolutistisch regierten Fürstentum in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Der Regierungssitz in einer kleinen Residenzstadt und das Lustschloss in der näheren Umgebung geben die Haupthandlungsorte ab. Der Zuschauer oder der Leser wird also in die höfische Welt des Adels versetzt. Die Haupt- und Titelfigur des Trauerspiels, Emilia Galotti, gehört jedoch nicht in diesen Kreis. Die Familie Galotti steht für die bürgerliche Welt außerhalb und unterhalb des höheren Adels, auch wenn nicht genau zu bestimmen ist, ob die Galottis »begüterte Bürger oder kleine Adlige« 4 sind. Odoardo, der Vater, wohnt auf seinem Landsitz; Mutter und Tochter haben vorübergehend eine Wohnung in der Stadt genommen.
    Hettore Gonzaga – der Prinz. Als Erster des Staates, als Fürst, ist der Prinz die ranghöchste Person des Stückes. Er ist nicht etwa, wie das Wort heute zu verstehen gibt, Thronanwärter, sondern der von keinem Gesetz und keinem Parlament abhängige, souveräne Monarch. Er ist unangefochten: Von noch lebenden Vorfahren oder von fürstlichen Konkurrenten oder gar revolutionären Bewegungen ist nirgendwo die Rede. Seine Stellung ist gesichert; er braucht auf niemanden Rücksicht zu nehmen.
    Seiner Aufgabe, den Staat zu lenken, geht er betont lustlos nach. Sich mit »Klagen« und »Bittschriften« (I,1) beschäftigen zu müssen hält er für ärgerlich. Er fällt seine Entscheidungen ziemlich willkürlich. Von Verantwortungslosigkeit zeugt, wenn er sozusagen im Vorübergehen bereit ist, ein »Todesurteil« (I,8) zu unterschreiben. Bei einer solchen Einstellung mutet es grotesk an, wenn er Conti, dem Maler, vorhält, dass »der Künstler […] auch arbeiten wollen« (I,2) müsse. Der Fürst benutzt die Aussage »Ich bin beschäftiget« (IV,4 und 5) nur als Ausrede, um einem Gespräch mit der Gräfin Orsina auszuweichen. Ebenso willkürlich, wie er mit politischen und gerichtlichen Entscheidungen umgeht, verfährt er mit der Staatskasse. Er lässt den Maler Conti bestimmen, welchen Preis er für seine Bilder haben wolle, und verweist ihn an seinen »Schatzmeister«, der auf »Quittung […] bezahlen« (I,4) werde, was der Maler fordert.
    Diese scheinbar souveräne Stellung macht den Prinzen jedoch keineswegs glücklich. Er versteht nicht, dass man ihn und die Fürsten allgemein »beneidet« (I,1). Für ihn steht fest, dass er in einem entscheidenden Lebensbereich unfreier und stärker eingeschränkt ist als alle Personen um ihn herum. Er klagt, dass seine »Vermählung mit der Prinzessin von Massa« bevorstehe und dass sein »Herz […] Opfer eines elenden Staatsinteresses« (I,6) werde. Er hat die Beziehung zu seiner Geliebten, der Gräfin Orsina, aufgegeben und fühlt sich einerseits »behäglicher« und »besser« (I,3). Andererseits ist er von einer neuen Liebe schon besetzt. Als er dem von Conti gemalten Porträt der Emilia Galotti gegenübersteht, bricht es aus ihm heraus: »Wer dich auch besäße, schönres Meisterstück der Natur!« (I,5). Von den Folgen dieses Wunsches, sich um jeden Preis in den Besitz dieser heiß geliebten Emilia Galotti zu bringen, handelt das folgende Drama.
    Der Prinz hat Emilia Galotti bei einer Abendgesellschaft seines Kanzlers kennen gelernt, ist offensichtlich in seinem Herzen empfindlich getroffen worden und hat dann noch einige Male Gelegenheit gehabt, die junge Frau in der Kirche von fern zu sehen, während es der Anstand verbot, sie anzusprechen. Um sie tatsächlich für sich zu

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