Emilia - Herzbeben
aufflammte, als sie den Raum betraten.
»Setz dich«, bat Angor und goss sich an der Bar einen Drink ein.
Noch bevor Mia auf einem der Sofas Platz nahm, öffnete sich erneut die Tür und eine junge Frau kam herein. Sie trug ein silbernes Tablett mit einem Glas, das mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war, vor sich her und stellte es direkt vor Mia auf dem Tisch ab. Dabei sah sie sie mit ihren schwarzen Augen interessiert an. Sie war hübsch und sie trug kaum Kleidung über ihrem blassen, nackten Körper. Nur einen Hauch eines weißen, kurzen Kleides, das zudem noch durchsichtig war. Mia senkte beschämt den Blick und sah das Glas an.
»Es ist Wasser«, sagte Angor und schickte die Frau mit einer Handbewegung wieder weg. »Und es ist nicht vergiftet, falls du das denkst.« Er setzte sich mit seinem Drink auf das Sofa gegenüber, schlug seine langen Beine übereinander und sah sie an. »Ich habe kein Interesse daran, dich zu töten.«
Mia überlegte, ob ihre Gedanken tatsächlich vor ihm verschlossen waren, denn genau daran hatte sie gerade gedacht. Sie nahm das Glas, führte es zu ihrem Mund und hoffte, dass er nicht sah, wie ihre Hand dabei zitterte.
»Du hast nichts vor mir zu befürchten, Mia«, sagte er sanft und machte dabei ein so liebevolles Gesicht, dass sich ihr Körper sofort entspannte. »All die Geschichten, die du über mich gehört hast, sind nicht wahr. Ich bin nicht der Böse. Ich bin derjenige, der die Welt schon immer im Gleichgewicht gehalten hat, während dein Vater sie mit seiner Macht ins Chaos gestürzt hat. Ich habe deiner Großmutter das ewige Leben geschenkt, sie mit Reichtum überschüttet und Liebe. Sie war lange Zeit an meiner Seite, Mia und hat sich alles genommen, was ich ihr gegeben habe. Sie hat wie eine Göttin gelebt. Das wusstest du nicht, oder?« Er wartete kurz, bis die Worte wirklich bei ihr angekommen waren und fuhr dann fort. »Ich habe sogar jedem Vampir aufgetragen ihre Tochter zu beschützen. Deine Mutter. Sie ist so behütet aufgewachsen, wie kein anderes Kind auf dieser Welt. Immer war sie von Wesen umgeben gewesen, die sie beschützt haben. Selbst, als sie schonlange erwachsen war, haben meine Schöpfungen auf sie geachtet und sie vor Leid und Schmerz bewahrt. Dieses Versprechen habe ich deiner Großmutter gegeben, als sie zu mir gekommen ist und ich habe mich daran gehalten. Du kannst deine Mutter fragen. Sie kann es nicht leugnen.« Die Sänfte in seinem Gesicht verflüchtigte sich auf einmal und es trat Schmerz an ihre Stelle. Ein so tiefer Schmerz, dass sein Anblick weh tat. »Doch sie haben mich beide betrogen«, sagte er. »Sie und deine Mutter. Deswegen hat dein Vater sie umbringen wollen.«
Mia hatte ihm die ganze Zeit unbeeindruckt ins Gesicht gesehen. Sie wollte nicht, dass er merkte, wie sehr sie seine Worte aufwühlten und erschreckten. Sie wusste zwar, dass er log und sie mit dieser Mitleidstour nur manipulieren wollte, doch als er die letzten Worte ausgesprochen hatte, war ihre Maske zerrissen.
»Ich sehe«, sagte er verständnisvoll, »dass sie dich offenbar belogen haben. Sie haben dir erzählt, dass ich derjenige war, der sie hatte umbringen wollen, nicht wahr?« Er machte eine kurze Pause und sah sie dabei prüfend an. » Natürlich haben sie dir das erzählt. Man erzählt seinem Kind auch nicht, dass es durch eine Vergewaltigung entstanden ist.«
Diese Worte schlugen ihr so heftig ins Gesicht, dass ihre Maske unter der Wucht zerfiel und ihm blankes Entsetzen entgegen blickte. Sie stachen ihr ins Herz, wie ein brennender Dolch.
»Es tut mir leid, Mia. Aber du hast ein Recht auf die Wahrheit. Er hat deine Mutter manipuliert, sich mit ihr vergnügt und sie dann umbringen wollen. Er ist das Böse. Das solltest du nicht vergessen. Zu glauben, er habe eine gute Seite, ist eine Illusion. Denn im Gegensatz zu mir, war er niemals menschlich. Dazu war seine Seele zu groß.«
Mia schossen die Tränen in die Augen. Sie konnte es nicht aufhalten. Seine Worte stimmten zum Teil mit Ramons Erzählungen überein. Er hatte ihr auch gesagt, dass Reces Seele viel größer gewesen war und er sich eigentlich niemals hätte in einen menschlichen Körper manifestieren können. Er wäre verbrannt und zu Asche zerfallen. Auf einmal drängte sich ihr etwas ins Bewusstsein. Ihre Verwandlungsschübe … sie fühlten sich an, als würden sie ihren Körper verbrennen! Sie sah Angor insGesicht und bekam Panik. Sie hatte sein Wesen in sich! Seine teuflische Aura. Hieß
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