Emilia - Herzbeben
erst so bist, wie sie, dann kannst du sie aufspüren. Aber deine Verwandlung ist schon sehr weit vorangeschritten. Du hast nicht mehr viel Zeit.«
Mia fasste sich mit beiden Händen an den schmerzenden Kopf und lief verzweifelt durch den Raum. Was sollte sie jetzt tun? Sie wollte nicht sterben. Nicht so. Nicht jetzt. Doch sie fühlte, dass es passieren würde. Schon bald.
Angor stellte sich jetzt vor sie und nahm ihre Hände. Dabei sah er ihr so tief in die Augen, dass es ihr schwer fiel, wegzusehen. Die Geräusche um sie herum verstummten plötzlich und alles verblasste. Sie sah nur noch seine Augen. Diese tiefschwarzen Augen, die ihr so vertraut waren. Sie versank in ihrer Schönheit. Sie hatte sich schon einmal so gefühlt, als Ramon sich ihr vorgestellt hatte. Auch da war alles um sie herum in den Hintergrund getreten. Was passierte in diesen Momenten? War das die Manipulation, die Hypnose, von der alle sprachen? Hypnotisierte er sie gerade? Und hatte Ramon sie auch hypnotisiert? Hatte er ihr damit suggeriert, dass sie ihn mochte? War alles nur eine große Lüge gewesen? Sie wusste es nicht mehr. Sie wusste nur, dass sie nicht sterben wollte. Und dass Angor ihre einzige Rettung war. »Was muss ich tun?«, fragte sie wie in Trance.
»Du musst mein Blut trinken, Mia. Es wird dich in etwas verwandeln, das größer ist, als du es dir vorstellen kannst. Du wirst mächtiger sein, als jedes andere Wesen auf diesem Planeten. Doch, das Wichtigste ist, es wird das Sterben deines Körpers aufhalten.«
Sie sah ihn lange an. Doch, als ein solcher Schmerz durch ihren Körper zog, dass sie sich reflexartig krümmte, schrie sie flehend und voller Angst: »Bitte, tue es! Bitte!«
Es ging so schnell, dass sie sich niemals hätte wären können, selbst, wenn sie es gewollt hätte. Er legte sie in seine Arme, riss sich die Pulsader auf und presste ihr sein Handgelenk auf den Mund. Das Blut strömte warm und schwallartig in ihren Mund und lief ihr süß wie Honig die Kehle hinunter. Mia spürte, wie sichin diesem Moment ihr Verstand ausschaltete und ein Reflex erwachte, der sie dazu zwang wie eine Wahnsinnige an seinem Arm zu saugen. Sie wurde von nichts mehr, als einer unerträglichen Gier und einem schmerzhaften, brennenden Durst angetrieben. Und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie das Gefühl, dass ihr Körper genau das bekam, was er brauchte. Das Feuer erlosch, der Schmerz ließ nach und das Zittern verwandelte sich in ein kraftvolles Beben, das sie völlig überwältigte. Ihr wurde schwarz vor Augen. Sie spürte noch, wie ihr das Blut aus den Mundwinkeln lief, bevor sie schließlich in seinen Armen versank und das Bewusstsein verlor.
33
»Du kannst da nicht einfach so rein spazieren!«, flüsterte Malina und hielt Ramon dabei am Arm fest. Sie kauerten hinter einem Hügel, etwa hundert Meter von dem Schloss entfernt, versteckt in den Büschen.
»Ich habe nicht vor zu spazieren«, brummte Ramon wütend.
Neben Malina erklang Kells Stimme in der Dunkelheit: »Er wird dich sofort töten!«, raunte er. »Und tot nützt du ihr überhaupt nichts! Wir müssen strategisch vorgehen.«
Ramon ballte die Hände zu Fäusten und fixierte das Schloss. Am Eingangstor standen zwei Vampire und vier andere gingen immer wieder wachsam um das Gebäude herum. Im Inneren des Schlosses spürte er noch mindestens 20 dieser Sorte und einige, die weitaus mächtiger waren.
»Er hat seine persönliche Armee dabei«, flüsterte Kell, als habe er Ramons abgeschottete Gedanken gehört. »Die 7.«
Ramon wandte sich erschrocken zu ihm um. »Du verarschst mich.«
»Leider nicht«, hauchte Malina in die Nacht. »Drei von ihnen waren auf dem Schiff. Gegen sie haben wir keine Chance. Wir müssen Mia irgendwie heimlich da heraus holen. Unbemerkt.«
»Und wie soll das gehen?«, fragte Ramon ungeduldig. »Er spürt uns doch sicher schon.«
» Uns spürt er«, sagte Kell. »Er kann zwar unsere Gedanken nicht hören, weil wir sie vor ihm verbergen, aber er spürt unsere Nähe. Er wird uns so oder so töten. Aber du«, er sah Ramon mit einem anerkennenden Blick an, »bist weitaus mächtiger. Wenn du dein Bewusstsein verbirgst, bemerkt er dich erst, wenn du direkt vor ihm stehst. Dein Wesen kommt seiner Macht am nächsten.Nach den 7 natürlich. Deine einzige Chance besteht also darin, dich heimlich einzuschleichen und Mia mitzunehmen, wenn niemand hinsieht.«
Ramon zappelte ungeduldig auf und ab und wäre am liebsten sofort los gerannt, um dieses
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