Emilia - Herzbeben
Haar, stemmte die andere in die Hüfte und lief nervös auf und ab. Er sah verzweifelt aus. Wirklich verzweifelt.
»Was ist denn los?«, fragte Mia ihren Großvater. »Ich verstehe überhaupt nichts mehr!«
Walt legte eine Hand an Mias Rücken und deutete auf ein Gebäude neben der Schule. »Komm mit«, sagte er und ging mit ihr los. »Wir treffen uns bei Alva«, rief er Nadja und Jona noch zu. Als sich Mia noch einmal zu ihnen umdrehte, legte Nadja gerade einen Arm um Jonas Schultern, als wollte sie ihn trösten.
»Was ist mit ihm?«, fragte Mia, während sie schnellen Schrittes auf das Nebengebäude der Schule zu hetzten.
Walt seufzte und wandte sich ebenfalls kurz zu den beiden um. »Mia«, sagte er, »bevor ich dir das erkläre, musst du mir genau sagen, was du gesehen hast.« Dabei sah er sie fest an.
Mia erwiderte seinen Blick verwirrt. »Einen Schatten«, sagte sie. »Irgend so ein Schattenwesen mit schwarzen Augen«, fügte sie hinzu, damit es nicht wieder zu Missverständnissen kam.
Walt nickte beherrscht und atmete tief ein. »Was hat dieser Schatten gemacht?«
Mia sah sich noch einmal um. Jona und Nadja waren jetzt weg. »Was … spielt das für eine Rolle?«, fragte sie. »Es war keine Vision! Es hat mich einfach nur erschreckt. Wen würde das nicht erschrecken?«
Sie betraten das Gebäude, das so etwas war, wie eine Kantine.Es gab eine große Halle mit Tischen und Stühlen und einen langen Tresen, an dem das Essen ausgegeben wurde. Doch es war alles leer. Sie gingen daran vorbei durch einen Korridor. Auf der anderen Seite hing ein Schild an der Decke, auf dem ein Pfeil die Richtung zur Sporthalle wies. Eine große Treppe am Ende des Korridors führte in den zweiten Stock, in dem es hauptsächlich Büros zu geben schien. Walt öffnete die Tür mit seinem Namensschild und bat sie herein. Mia trat ein und sah sich um. Auch hier hingen Kräuterbüschel von der Decke. An den Wänden hingen neben diversen Naturgemälden Fotos von Schülern. Eine dieser Schüler fesselte besonders ihre Aufmerksamkeit. Sie hatte rote Haare und ein trauriges Gesicht. Sie stand dort mit Walt auf der Wiese hinter der Schule. Sie sah den Schulgarten hinter ihnen und ein paar Schüler, die sich ins Bild schoben. Während sie das Bild betrachtete, kramte Walt in seinen Sachen und packte einige Dinge in seine Tasche.
»Das ist Sylvia«, sagte er auf einmal.
Mia drehte sich um und sah neben Walts Schreibtisch große Regale mit dicken Ordnern, die fast auseinander platzten. Über einem der Regale stand ein großes P. Sie vermutete, dass er dort die Akten der P-Schüler aufbewahrte. In dem Moment fiel ihr etwas ein. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie übersinnlich sind?«
Walt seufzte. »Naja«, machte er und kratzte sich verlegen am Kopf, »es ist nicht leicht jemandem so etwas beizubringen. Ich dachte, du würdest es schon herausfinden, wenn du mitten unter ihnen bist.« Jetzt sah er sie auf einmal prüfend an. Als sie ihm aber nur verständnislos entgegen blickte, fuhr er fort. »Das alles hat vor einigen Jahren angefangen. Sylvia«, er deutete auf das Foto des Mädchens, das sich Mia gerade angesehen hatte, »hat damals von Albträumen berichtet, die ihr so real erschienen, dass sie Nachts nicht mehr einschlafen konnte. Sie wurde krank und ich habe versucht mich um sie zu kümmern, ihr zuzuhören und sie aufzubauen. Sie sagte, sie würde immer wieder dunkle Wesen sehen, die ihr etwas antaten.« Walt sah Mia jetzt bedeutsam an. »Ich dachte, sie hätte vielleicht Probleme in der Familie oder in der Schule, die sich in solchen Träumen äußerten. Aber ich konntenichts finden. Sie war sehr glücklich und ziemlich beliebt. Ihre Eltern waren liebevoll und fürsorglich. Aber die Träume hörten nicht auf. Ich dachte, es sei sinnvoll, wenn sie diese Wesen im Traum bekämpfen würde, denn sie hatte sich bisher immer gefallen lassen, was sie ihr angetan haben.« Während er erzählte, packte er noch ein paar Papiere in seine Tasche, zog den Reißverschluss zu und nahm sich seine Jacke vom Stuhl.
Mia hörte ihm interessiert zu und fragte: »Was haben sie denn mit ihr gemacht?« Sie kannte solche Albträume. Und manchmal waren sie auch bei ihr viel zu real. Aber meistens tat sie jemand Anderem etwas an und nicht umgekehrt, was ihr natürlich viel zu peinlich war, um es jemandem zu erzählen.
Walt holte tief Luft. »Sie haben sie gebissen und ihr Blut getrunken.«
Mia verzog das Gesicht. »Sie hat von Vampiren
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