Emilia - Herzbeben
ihre zarte, leise Stimme sagen.
Er ließ die Tür aufschwingen, trat in den Raum und stellte ihr den Teller auf den Nachtschrank. Sie lag im Bett. Schon seit heute Nachmittag. Ihr Gesicht versteckte sie in ihrem Kopfkissen. Ramon setzte sich auf den Boden, lehnte sich gegen das Bett und ging sich mit einem erschöpften Seufzen durch sein Haar.
Mia zog das Kissen ein wenig weg und sah ihn an. Er hatte überall Tomatensoße-Spritzer auf seiner Kleidung, sein Haar war zerzaust und sein Gesicht wirkte gestresst. Mia verkniff sich ein Lachen und betrachtete die Nudeln. Sie ertranken wirklich im Öl. Sie nahm die Gabel in die Hand, piekte in eine Nudel hinein und schob sie sich zögernd in den Mund. Dann verzog sie das Gesicht und lachte. »Versalzen«, sagte sie, legte die Gabel wieder hin undkicherte in ihr Kissen.
»Lach nicht!«, rief er mit gespielter Empörung. »Weißt du, wie schwer das ist, wenn man noch nie einen Kochtopf in der Hand gehabt hat? Woher sollte ich wissen, wie viel Salz da hinein kommt?«
»Eine Prise«, teilte sie ihm immer noch lachend mit.
Ramon sah sie lächelnd an und senkte dann zufrieden den Kopf. Er war froh, dass er sie zum lachen gebracht hatte. Er hatte sie die ganze Zeit aus der Küche weinen hören. Vielleicht war ihm deshalb alles aus der Hand gefallen.
Sie schwiegen sich eine Weile lang an, bevor Mia zögerlich das Wort ergriff: »Wann, glaubst du, kommen sie wieder?«
Ramon seufzte schwer, winkelte ein Bein an und legte seinen Arm auf sein Knie. »Ich weiß es nicht. Vhan hat sie mitgenommen, weil niemand erfahren darf, dass sie noch leben und das heißt, dass er davon ausgeht, dass sie in diese Stadt einmarschieren. Er wollte sie aus der Schusslinie nehmen.«
Mia zog die Stirn kraus. »Warum hat er mich nicht aus der Schusslinie genommen?«, fragte sie empört.
Ramon sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Du bist das Ziel, Mia. Du kannst nicht aus der Schusslinie genommen werden. Und du kannst nicht versteckt werden. Nicht, solange man deine Macht noch spürt.«
Mia dachte sofort wieder an das Gespräch in der Eisdiele. Verdrängte es aber. »Und was ist mit meinem Vater? Hast du ihn erreicht?«
Ramon schüttelte betreten mit dem Kopf. »Ich vermute, dass er ihn ebenfalls mitgenommen hat. Wenn Angor erfahren würde, dass Rece noch lebt …«
Mia richtete sich jetzt auf. »Aber wie kann er ihn einfach mitnehmen?«, unterbrach sie ihn. »Ich dachte, er ist viel mächtiger, als er!«
»Nicht mehr, Mia«, erklärte Ramon. »Er ist in einer anderen Gestalt zurückgekommen. Er ist nicht mehr wie früher.«
In manchen Momenten, wie in diesem, war sie davon überzeugt, dass sich alle diese Geschichte nur ausgedacht hatten und einfach nur einen Sündenbock für all das Böse auf der Weltwollten. Wahrscheinlich existierte dieser Angor nicht einmal und vermutlich war ihr Vater nur ein Vampir, der früher einmal ihr Anführer gewesen war. Selbst das klang viel zu irre, um wahr zu sein. Vielleicht würde sich auch bald herausstellen, dass es diese Schatten gar nicht wirklich gab. Das Einzige, woran sie sich langsam gewöhnte, war die Tatsache, dass es Vampire gab, denn einer davon saß direkt neben ihr. Verwandelt von ihrem Vater, als er noch mächtiger gewesen war, was ihn zu einer Art Übervampir machte, wenn es so etwas überhaupt gab. Doch Mia war zu erschöpft, um über diese ganze Geschichte nachzudenken.
»Ich verstehe das nicht«, sagte Mia seufzend und ließ sich wieder in die Kissen fallen. »Du sagtest doch, dass mein Vater irgendeinen Plan gehabt hat. Warum hat Vhan ihn denn davon abgehalten?«
Ramon dachte nach. Sie hatte Recht. Das machte keinen Sinn. In dieser Situation war es besser zwei Pläne zu haben, als einen. »Anscheinend«, sagte er nachdenklich, »wollte er, dass du nach Frankreich fährst, damit deine Energie getarnt wird. Anders kann ich es mir nicht erklären.«
Mia seufzte. »Glaubst du«, fragte sie dann leise, »dass dadurch auch meine negative Ausstrahlung getarnt wird?«
Ramon sah sie jetzt an und machte ein Gesicht, als habe sie ihn beleidigt. »Das ist keine negative Ausstrahlung, Mia. Es ist deine dunkle Seite. Sie ist ein Teil von dir. Jeder Mensch hat eine solche Seite. Bei dir ist sie nur sehr viel stärker ausgeprägt. Aber sie gehört zu dir. Du solltest sie akzeptieren.«
Jetzt wurde sie wütend. »Ich werde ganz sicher nicht akzeptieren, dass in mir eine teuflische Seite lebt!«
Ramon stöhnte genervt. »Mia, was glaubst du,
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