Emily, allein
hereinfiel, den Weg versperrte. Er ließ sich hinplumpsen, rollte sich auf die Seite, träumte schon nach wenigen Augenblicken, und sein kratzendes Schnarchen bildete die Begleitung zu einer Etüde von Debussy.
Sie wusste, dass es abwegig war, sie wusste, dass sie sich ausruhen musste, um zu genesen, und doch ärgerte es sie, dass niemand etwas von ihr erwartete, obwohl so viel zu erledigen war. Sie blätterte in ihren Samenkatalogen, markierte bestimmte Seiten und versuchte sich am Kreuzworträtsel der Times. Als sie nochmals die geprägte Kunstlederausgabe ihrer Mutter von Hardys Die kleinen Ironien des Lebens las, drang ein säuerlicher, allzu vertrauter Gestank an ihre Nase - Rufus hatte gefurzt.
«Pfui», sagte sie, und als er nicht wach wurde, rief sie es laut.
Er wusste, was das bedeutete, rührte sich aber nicht vom Fleck.
«Verschwinde.»
Verträumt blickte er zu ihr auf.
«Na los», sagte sie, und er gehorchte, legte sich neben die Frisierkommode und schnaufte kurz. «Du weißt, dass ich dich gern habe, aber du stinkst.»
Sie wollte nicht wieder einnicken, sondern zu ihrem normalen Tagesablauf zurückkehren, besonders weil Betty am nächsten Tag kam, doch Die kleinen Ironien des Lebens war nicht gerade Hardys bestes Werk, sie hatte vom Mittagessen noch einen vollen Bauch, und das Bett war warm. Nachdem sie denselben Satz dreimal vergeblich gelesen hatte, schlug sie das Buch zu, drückte es wie ein Amulett an die Brust und schloss die Augen.
Als sie die Augen wieder aufschlug, war es draußen dunkel - schon wieder hereingefallen. Die Straßenlaterne brannte, und Emily roch in Butter gedünstete Zwiebeln. Rufus war nicht mehr da, ein schwerer Schlag, weil sie gehofft hatte, ihm abends sein Futter geben zu können.
Beim Anblick der Bolognese, die Arlene zubereitet hatte, drehte sich Emily der Magen um, doch sie schwieg und sagte auch nicht, dass sie es für eine seltsame Idee hielt. Da Arlene nie für eine Familie kochen musste, verfügte sie nur über ein begrenztes Repertoire, und Emily schätzte sich glücklich, dass es nicht ihr übliches Chili war. Unter Arlenes wachsamem Blick aß sie genussvoll und bot danach an, beim Geschirrspülen zu helfen, doch ihr Vorschlag wurde zurückgewiesen.
Arlene ließ sie auch nicht die Küchentheke abwischen.
«Es muss doch irgendwas geben, das ich tun kann.» Aber ihre Stimme unterhöhlte ihre Worte.
«Du kannst dich hinsetzen und dich ausruhen, das ist alles.»
Aus Protest ließ sie Rufus nach draußen. Ihnen gingen langsam die Hundekuchen aus, darum setzte Emily sie auf die von Arlene begonnene Liste.
«Was schreibst du denn da auf?», fragte Arlene, als täte sie etwas Verbotenes.
«Bloß das Wichtigste im ganzen Haus.»
Später aßen sie Eis, worauf Emily nach der Pasta eigentlich keine Lust hatte. Sie war dankbar, dass Arlene nicht auf das Ensure bestand, doch als sie gegangen war, musste Emily auf die Toilette. Sie hatte Blähungen und griff über den flach auf der Badematte liegenden Rufus hinweg, um den Ventilator anzuknipsen.
«Ich würde mich ja entschuldigen, aber es ist nur gerecht, dass du auch mal siehst, wie das ist.»
Vor dem Zubettgehen stellte sie den Wecker, das hatte sie schon seit Jahren nicht mehr getan. Obwohl ihr am Morgen alles wehtat und sie ganz benommen war, duschte sie und zog sich an, als sei es ein völlig normaler Tag. Sie holte die Zeitung herein, machte sich Toast und Tee und rührte einen Löffel voll Honig in ihre Tasse. Sie spülte das Geschirr ab und nahm ihre vorletzte Pille, und als Arlene eintraf, pflückte sie gerade den Weihnachtsschmuck vom Baum und packte alles in die dazugehörigen Schachteln.
«Was machst du da?», fragte Arlene entgeistert.
«Wonach sieht es denn aus? Ich schmücke den Weihnachtsbaum ab.»
«Und das kann nicht bis zum Wochenende warten?»
«Es ist einfacher, wenn Betty da ist.»
«Meine Güte», sagte Arlene. «Margaret hatte recht. Du bringst dich lieber um, als dir von jemandem helfen zu lassen.»
Wenn man Margarets Vorgeschichte bedenkt, ist das Ironische an dieser Beleidigung offensichtlich, dachte Emily, doch sie tappte nicht in die Falle. «Das stimmt nicht, ich bin dir für alles dankbar, was du für mich getan hast. Ehrlich, ich weiß nicht, was ich ohne dich angefangen hätte. Aber ich kann nicht ewig im Bett bleiben, das tut mir nicht gut.»
«Danke, aber … Übertreib’s bloß nicht. Ich soll mich um dich kümmern.»
«Und das hast du gut gemacht», sagte Emily und
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