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Emily, allein

Emily, allein

Titel: Emily, allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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Rand des Parkplatzes gab ihr Rufus die Gelegenheit, seinen Urin zu kontrollieren. Der Strahl war klar und schmolz ein gelbes Loch in den Schnee. Zu Hause beobachtete sie, wie er sich ein Fleckchen im Garten suchte und sich hinhockte, zog sich dann Stiefel und Jacke an und stapfte mit knirschenden Schritten zu dem Häufchen - nichts Ungewöhnliches, lediglich Kot.
    «Ich glaube, mit dir ist alles in Ordnung», sagte sie, als würde er nur simulieren, doch am Abend ging sie nach dem Essen mit einer Taschenlampe nach draußen, um noch mal nachzusehen.
    Am nächsten Morgen war sein Hinken verschwunden. Sie befahl ihm, sich hinzusetzen, bevor sie die Schlafzimmertür öffnete.
    «Warte», sagte sie mit erhobenem Zeigefinger, während sie langsam rückwärts zur Treppe ging. «Warte. Braver Junge.» Sie kniete sich hin. «In Ordnung, jetzt kannst du kommen.»
    Sie hatte vor, ihn auch dort warten zu lassen, doch er hatte genug gewartet und zischte außen an ihr vorbei, lief polternd hinunter, wirbelte am Fuß der Treppe herum und blickte schwanzwedelnd hoch, um zu sehen, weshalb sie so lange brauchte.
    «Tut mir leid», sagte sie. «Das müssen wir noch mal üben.»
    Mit diesem Kampf begannen sie jeden Tag. Anfangs verwendete sie Hundekuchen, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, das klappte zwar, aber er sabberte dabei den ganzen Fußboden voll, und als sie ihn wieder davon entwöhnen wollte, verlor er jegliches Interesse. Zwei, drei Tage lang ging es gut, doch dann ignorierte er sie total, bog am Fuß der Treppe ab und rannte in die Küche, als könnte er sich sein Frühstück selbst holen.
    Sie glaubte nicht, dass er zum Lernen zu alt war, er wollte bloß nicht zuhören. Es ging darum, konsequent zu sein. Wenn das jemand konnte, dann sie.
    Sie stellte sich oben an die Treppe und wartete, bis er wiederauftauchte.
    Schließlich kam er und blickte erwartungsvoll zu ihr hinauf.
    «Komm her», redete sie ihm zu. Sie klatschte in die Hände. «Na los.»
    Er ignorierte sie mit ausdruckslosem Blick, eine dreiste Herausforderung.
    Sie seufzte. Es war wie mit einem Kind. Seine Halsstarrigkeit beflügelte ihre eigene, doch sie konnte ihre Wut nicht herauslassen, was doppelt frustrierend war. Er musste seine Lektion lernen, zu seinem eigenen Nutzen.
    «Wenn du es nicht anders willst», sagte sie. «Ich kann hier den ganzen Tag stehenbleiben.»
     
    Beileidsbekundungen
     
    Lorraine Havermeyer war tot. Arlene kannte nicht alle Einzelheiten. Sie hatte gerade einen Anruf von Peggy Stevenson erhalten, die mit Sukie Beach gesprochen hatte, und die war mit Roberta Joyner befreundet, die eine Wohnung in Webster Hall besaß. Anscheinend war es ein plötzlicher Tod gewesen, denn am Sonntag hatte sie noch, wie immer in übersprudelnder Laune, an einem Brunch teilgenommen. «Das ist ja furchtbar», sagte Emily. «Ich frag mich, wie’s Edie geht.»
    «Ich weiß.»
    «Sie muss schon über neunzig gewesen sein.»
    «Ganz bestimmt», sagte Emily. «Aber es war ihr nicht anzumerken.»
    «Sie hatte immer so viel Energie.»
    «Mehr als ich jemals hatte. Meine Güte. Lorraine.»
    «Ich dachte, du würdest es wissen wollen.»
    «Danke.»
    Es war Donnerstag, ganz früh am Morgen, und die Sonne brannte, was alles noch entsetzlicher machte. Am Vortag war Betty da gewesen, und die Nachricht ließ Emilys sauberes Haus lächerlich erscheinen. Sie konnte sich Edie ohne Lorraine nicht vorstellen. Emily hatte die beiden für unvergänglich gehalten, ein griechischer Chor, der gegen die Torheiten und Schicksale, von denen er berichtete, gefeit war. Wie jeder Todesfall in ihrem Bekanntenkreis brachte auch dieser Emily ihrem eigenen Tod näher, als wären sie alle um einen Platz aufgerückt.
    «Sie haben noch keinen Termin festgelegt, aber ich denke, die Beerdigung findet am Samstag statt.»
    «Sind sie immer noch in der Ascension Church?»
    «Dann weißt du, dass es beim Parken Probleme geben wird. Erinnerst du dich noch an Millie Bennetts Beerdigung? Was für Debakel.»
    Emily hatte genau dasselbe gedacht und war erleichtert, dass Arlene es laut aussprach. Der Tod gab ihr das Gefühl, unbedeutend und selbstbezogen zu sein, ihr gegenwärtiges Leben nicht wert, einer genaueren Prüfung unterzogen zu werden.
    «Wir sollten Blumen schicken», schlug Emily vor. «Was hatten wir denn bei Gloria? Das war schön.»
    «Das war der Lilienkranz. Aber der Ständer hat mir nicht besonders gefallen.»
    «Wie wär’s mit Lilien in einer Vase?»
    «Das wäre billiger und

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