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Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Titel: Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Brontë
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Schauergeschichten von meiner Schwelle fernhalten? Catherine Linton — bei dem bloßen Namen wird mir warm ums Herz —, mein liebes Mädchen, ich werde diese ganze Woche nicht zu Hause sein, gehen Sie und überzeugen Sie sich, ob ich nicht wahr gesprochen habe. Seien Sie lieb. Stellen Sie sich vor, Ihr Vater wäre an meiner Stelle und Linton an Ihrer; überlegen Sie, was Sie von Ihrem kaltherzigen Liebhaber denken würden, wenn er sich weigerte, auch nur einen Schritt zu tun, um Sie zu trösten, wenn Ihr Vater selbst ihn darum anflehte. Verfallen Sie nicht aus bloßer Dummheit in denselben Fehler. Ich schwöre bei meiner Seligkeit, er sinkt ins Grab, und Sie allein können ihn retten.«
    Das Schloss gab nach, und ich trat hinaus.
    »Ich schwöre, Linton stirbt«, wiederholte Heathcliff und blickte mich scharf an. »Und Kummer und Enttäuschung beschleunigen seinen Tod. Nelly, wenn du sie nicht hinlassen willst, so kannst du selbst hingehen. Aber ich werde erst nächste Woche um diese Zeit zurückkommen, und ich glaube, sogar dein Herr würde kaum etwas dagegen haben, dass sie ihren Vetter besucht.«
    »Kommen Sie herein«, sagte ich, fasste Cathy beim Arm und zwang sie beinahe, hereinzukommen, denn sie zögerte und betrachtete mit besorgten Blicken die Züge des Sprechers, die zu starr waren, seine Tücke zu verraten.
    Er drängte sein Pferd dicht an die Mauer, beugte sich herab und bemerkte: »Miss Catherine, ich gestehe, dass ich wenig Geduld mit Linton habe, und Hareton und Joseph haben noch weniger. Ich gestehe, dass er sich in einer rauhen Gesellschaft befindet. Er lechzt nach Güte und nach Liebe, und ein freundliches Wort von Ihnen wäre für ihn die beste Medizin. Kümmern Sie sich nicht um Mrs. Deans grausame Warnungen, sondern seien Sie großmütig, und machen Sie es möglich, ihn zu sehen. Er träumt Tag und Nacht von Ihnen und lässt sich nicht einreden, dass Sie ihn nicht verabscheuen, obwohl Sie weder schreiben noch ihn besuchen.«
    Ich schloss die Tür und wälzte einen Stein davor, der sie, da das Schloss zerstört war, sichern sollte. Dann spannte ich meinen Regenschirm auf und hielt ihn über meinen Schützling, denn der Regen begann durch die ächzenden Zweige der Bäume zu rieseln und trieb uns zur Heimkehr an. Unsere Eile, mit der wir dem Hause zustrebten, verhinderte jede Bemerkung über die Begegnung mit Heathcliff, doch merkte ich, dass Catherine noch trübsinniger geworden war. Ihre Gesichtszüge waren so traurig, es schienen gar nicht die ihren zu sein; anscheinend hielt sie jede Silbe von dem, was sie gehört hatte, für die volle Wahrheit.
    Der Herr hatte sich zur Ruhe begeben, bevor wir nach Hause kamen. Cathy stahl sich in sein Zimmer, um zu fragen, wie es ihm ginge, doch war er schon eingeschlafen. Sie kam zurück und bat mich, mich zu ihr in die Bibliothek zu setzen. Wir tranken zusammen Tee, danach legte sie sich auf den Teppich und sagte mir, ich solle nicht sprechen, da sie müde sei. Ich nahm ein Buch und tat, als ob ich läse. Sobald sie mich in meine Lektüre vertieft wähnte, fing sie wieder an, still vor sich hin zu weinen; das schien im Augenblick ihre Lieblingsbeschäftigung. Eine Weile ließ ich sie gewähren; dann machte ich ihr Vorhaltungen, verspottete Mr. Heathcliffs Behauptungen über seinen Sohn und zog sie ins Lächerliche, so, als wäre ich sicher, dass sie mit mir einer Meinung sei. Ach, ich war nicht gewandt genug, dem Eindruck seines Berichtes entgegenzuwirken, und das hatte er ganz genau gewusst.
    »Du magst recht haben, Ellen«, antwortete sie, »aber ich werde nicht eher Ruhe haben, als bis ich Bescheid weiss. Und ich muss Linton sagen, dass es nicht meine Schuld ist, wenn ich nicht schreibe, und muss ihn davon überzeugen, dass ich mich nicht ändern werde.«
    Was halfen mein Zorn und mein Einspruch gegen ihre kindische Leichtgläubigkeit? An jenem Abend trennten wir uns als Gegner, aber der nächste Morgen sah mich auf der Straße nach Wuthering Heights neben dem Pony meiner eigenwilligen jungen Herrin dahinschreiten. Ich konnte es nicht ertragen, ihren Kummer mit anzusehen, ihr blasses, niedergeschlagenes Gesichtchen, ihre verweinten Augen; und ich gab nach, in der schwachen Hoffnung, dass Linton selbst durch die Art, wie er uns empfinge, beweisen werde, wie wenig die Erzählung auf Tatsachen beruhte.
     
     

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    DIE REGNERISCHE NACHT war einem nebligen Morgen gewichen; ein kalter Sprühregen fiel, und von Zeit zu Zeit wurde unser

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