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Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Titel: Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Brontë
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hatte, glaubte sie sicher, dass er gesund werde.
    An ihrem siebzehnten Geburtstag ging er nicht auf den Kirchhof. Es regnete, und ich meinte: »Sie werden heute abend sicher nicht ausgehen, Herr?«
    »Nein«, antwortete er, »ich werde es dieses Jahr etwas länger hinausschieben.«
    Er schrieb wieder an Linton und gab seinem Wunsch, ihn zu sehen, lebhaft Ausdruck; und wenn der Kranke in einer Verfassung gewesen wäre, in der er sich hätte sehen lassen können, würde sein Vater ihm ohne Zweifel erlaubt haben, zu kommen. Beeinflusst, wie er war, schrieb Linton zurück, Mr. Heathcliff erlaube ihm nicht, nach Thrushcross Grange zu kommen; das freundliche Gedenken seines Onkels beglücke ihn jedoch, und er hoffe, ihm einmal auf seinen Spaziergängen zu begegnen und ihn persönlich bitten zu können, dass er und seine Kusine nicht auf die Dauer so ganz voneinander getrennt blieben.
    Dieser Teil seines Briefes war schlicht und stammt wahrscheinlich von ihm selbst. Heathcliff wusste, wie beredt er in seinen Bitten um Catherines Gesellschaft sein konnte.
    Weiter hiess es:
    ›Ich verlange nicht, dass sie mich hier besucht; aber soll ich sie nie wiedersehen, weil mein Vater mir verbietet, zu ihr zu gehen, und Du ihr verbietest, zu mir zu kommen? Reite doch Du mit ihr dann und wann in Richtung der Sturmhöhe, und lass uns in Deinem Beisein ein paar Worte miteinander wechseln. Wir haben nichts getan, womit wir diese Trennung verdient hätten, und Du bist doch nicht böse auf mich; Du hast keinen Grund, mich nicht zu mögen, das musst Du selbst zugeben. Lieber Onkel! Sende mir morgen ein paar freundliche Zeilen, mit der Erlaubnis, Euch, wo Du willst, zu treffen, nur nicht in Thrushcross Grange. Ich glaube, eine Unterredung mit mir würde Dich davon überzeugen, dass der Charakter meines Vaters nicht der meine ist; er selbst behauptet, ich sei mehr Dein Neffe als sein Sohn. Ich weiss, ich habe Fehler, die mich Catherines unwürdig machen; aber sie hat sie verziehen, und um ihretwillen solltest Du es auch tun. Du fragst nach meiner Gesundheit: es geht mir besser. Aber solange ich von jeder Hoffnung abgeschnitten und zur Einsamkeit oder zur Gesellschaft derer verurteilt bin, die mich nie geliebt haben und es nie tun werden, kann ich nicht fröhlich und wohlauf sein.‹
    Edgar, der Mitleid mit dem Jungen fühlte, konnte nicht einwilligen, seine Bitte zu erfüllen, da er Catherine nicht begleiten konnte. Er sagte, sie könnten sich vielleicht im Sommer treffen; inzwischen sollte er fortfahren, ihm in gewissen Abständen zu schreiben, und versprach, ihm mit Rat und Trost beizustehen, soweit es brieflich möglich sei, da er sich seiner schwierigen Stellung in seiner Familie bewusst sei. Linton fügte sich, und wenn er nicht unter Aufsicht gestanden hätte, würde er seine Briefe mit Klagen und Gejammer angefüllt und damit alles verdorben haben. So aber hatte sein Vater ein wachsames Auge auf ihn und bestand darauf, dass ihm jede Zeile, die mein Herr schrieb, gezeigt werde. Anstatt also seine eigenen besonderen Leiden und Kümmernisse zu Papier zu bringen, die seine Gedanken ständig in hohem Maße beschäftigten, klagte er das grausame Geschick an, das ihn von seiner Freundin und Geliebten fernhielt, und deutete leise an, dass Mr. Linton ihm bald eine Unterredung gewähren solle, sonst müsse er glauben, er speise ihn absichtlich mit leeren Versprechungen ab.
    Zu Hause war Cathy ihm eine starke Bundesgenossin, und schließlich erlangten sie von meinem Herrn die Erlaubnis, etwa einmal wöchentlich unter meiner Aufsicht einen Ritt oder Spaziergang in dem Thrushcross Grange am nächsten liegenden Moor zu unternehmen. Im Juni nämlich wurde Mr. Edgar immer hinfälliger, und obwohl er alljährlich einen Teil seines Einkommens für die Zukunft meiner jungen Herrin beiseite gelegt hatte, fühlte er den natürlichen Wunsch in sich, dass sie das Haus ihrer Ahnen behalten oder wenigstens in Kürze dahin zurückkehren möge, und sah die einzige Möglichkeit dazu in einer Verbindung mit Linton, seinem Erben. Er hatte keine Ahnung, dass es mit dem fast ebenso schnell bergab ging wie mit ihm selbst, und auch sonst ahnte es, glaube ich, niemand. Kein Arzt kam nach Wuthering Heights, und niemand sah Master Heathcliff, der uns von seiner Verfassung hätte Bericht erstatten können. Selbst ich fing an, mir einzubilden, mein Vorgefühl wäre falsch gewesen, und er müsste sich tatsächlich erholt haben, da er von Ausritten und Spaziergängen im Moor

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