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Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Titel: Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Brontë
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im Haus is kein anderes Loch nich, wo man sich hinlegen kann.«
    Ich war so verärgert, dass ich mein Tablett mit allem, was darauf war, auf die Erde schleuderte, mich dann oben auf die Treppe setzte und weinte.
    »Hoppla, hoppla!« rief Joseph. »Recht so, Miss Cathy! Recht so, Miss Cathy! Na aber, wenn der Herr hier über de Scherben stolpert, dann könn wir was zu hören kriegen, dann wird er’s uns schon zeigen! Nichtsnutziges Ding! Sie müssten von jetz bis Weihnachten büssen dafür, dass Sie Gottes Gaben auf’n Fußboden schmeissen in Ihrer sündhaften Wut. Na, ich wette, die Grillen wer’n Ihnen bald vergehen. Denken Se denn, Heathcliff duldet solche Manieren? Ich wünsch bloß, er tät Sie in dieser Patsche überraschen. Ja, das wünsch ich.«
    So scheltend, ging er hinunter in seine Höhle und nahm die Kerze mit, so dass ich im Dunkeln blieb. Ich konnte nun über meine kindische Tat nachdenken und musste erkennen, dass ich meinen Stolz mäßigen und meine Wut unterdrücken musste; darum machte ich mich daran, ihre Spuren zu entfernen. Eine unerwartete Hilfe erschien mir in Gestalt von Throttler, den ich nun als Sohn unseres alten Skulker erkannte. Er hatte seine Kindheit bei uns verlebt, und mein Vater hatte ihn Mr. Hindley geschenkt. Ich glaube, er erkannte mich; er berührte mein Gesicht mit seiner Schnauze, wohl zur Begrüssung, und beeilte sich dann, den Haferbrei aufzulecken, während ich mich von Stufe zu Stufe tastete, die verstreuten Tonscherben zusammensuchte und mit meinem Taschentuch die Milchspritzer vom Treppengeländer abwischte. Unsere Arbeit war kaum beendet, als ich Earnshaws Schritt im Flur hörte. Mein vierbeiniger Gehilfe klemmte den Schwanz ein und drückte sich dicht an die Wand; ich stahl mich zur nächsten Türnische. Die Bemühung des Hundes, ihm zu entgehen, hatte keinen Erfolg, wie ich aus einem Gepolter auf der Treppe unten und einem langgezogenen jämmerlichen Jaulen schloss. Ich hatte mehr Glück: er ging vorüber, betrat sein Zimmer und schloss die Tür. Gleich danach kam Joseph mit Hareton herauf, den er zu Bett bringen wollte. Ich hatte in Haretons Zimmer Zuflucht gefunden, und der alte Mann sagte, als er mich sah: »Jetz is genug Platz für Sie un Ihren Stolz im ›Haus‹ unten, sollt ich meinen. Es is leer, un Sie könn’s ganz für sich alleine ham, un für ihn, der in schlechter Gesellschaft stets der Dritte is.«
    Erleichtert machte ich von seinem Wink Gebrauch, und im selben Augenblick, als ich mich in einen Sessel am Kamin geworfen hatte, schlief ich auch schon. Mein Schlummer war tief und süss, aber er nahm ein viel zu frühes Ende. Mr. Heathcliff weckte mich: er war soeben hereingekommen und fragte in seiner liebevollen Art, was ich da täte. Ich erklärte ihm den Grund meines langen Aufbleibens: weil er den Schlüssel unseres Zimmers in der Tasche hätte. Das Wort ›unser‹ erregte entsetzlichen Anstoß. Er fluchte und sagte, das wäre nicht mein Zimmer und werde es nie sein, und er werde…, aber ich werde seine Worte nicht wiederholen und sein übles Benehmen nicht schildern; er ist erfinderisch und rastlos in dem Bemühen, meinen Abscheu hervorzurufen. Ich staune manchmal so sehr über ihn, dass meine Furcht verschwindet, und doch versichere ich Dir, ein Tiger oder eine Giftschlange könnte kein solches Entsetzen in mir wachrufen, wie er es tut. Er erzählte mir von Catherines Krankheit und beschuldigte meinen Bruder, sie verursacht zu haben, und versprach, ich sollte so lange an Edgars Stelle leiden, bis er seiner habhaft werden könnte.
    Wie ich ihn hasse! Ich bin elend — was für eine Närrin war ich! Hüte Dich, jemandem in Thrushcross Grange ein Wort von alledem zu verraten! Ich warte jeden Tag auf Dich, enttäusche mich nicht! Isabella.
     
     

Vierzehntes Kapitel
    SOBALD ich diesen Brief durchgelesen hatte, ging ich zum Herrn und teilte ihm mit, dass seine Schwester in Wuthering Heights angekommen sei und dass sie mir einen Brief geschickt habe, der ihrer Sorge um Mrs. Lintons Befinden und ihrem glühenden Wunsch Ausdruck gebe, dass er ihr so bald wie möglich durch mich ein Zeichen seiner Verzeihung übersenden möge.
    »Verzeihung?« sagte Linton. »Ich habe ihr nichts zu verzeihen, Ellen. Du kannst heute nachmittag nach Wuthering Heights gehen, wenn du willst, und sagen, dass ich nicht böse bin, aber sehr traurig darüber, dass ich sie verloren habe, besonders, da ich mir nicht vorstellen kann, dass sie glücklich wird. Ich kann sie dort

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