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Emma - endlich vom Glück umarmt

Emma - endlich vom Glück umarmt

Titel: Emma - endlich vom Glück umarmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GEORGINA DEVON
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seiner Nase haftete der Duft nach Reseda. Verflixt, wenn er auf eine spröde Jungfer wie Emma Stockton derart reagierte, hatte er wohl zu lange keine Frau gehabt.
    Die Ausfahrt war amüsant gewesen, genau wie er erwartet hatte, als er beschloss, Emmas kategorische Nachricht zu missachten. Kaum etwas fand er amüsanter, als sie zu provozieren. Zu seiner Beunruhigung reagierte er jedoch nicht nur auf ihre verbalen Ausfälle, sondern auch auf ihre körperliche Gegenwart.
    Die Kutsche kam vor dem Haus seines Bruders zum Stehen, und Charles schüttelte heftig den Kopf, wie um die lästigen Gedanken loszuwerden. Während er ausstieg und die Stufen zum Portal erklomm, fiel ihm ein, dass er auf keinen Fall die Damen Stockton vor seiner Schwester Julia erwähnen durfte. Zu oft hatte er sich deswegen mit ihr schon gestritten. Sie war eine energische Frau, die mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg hielt, und sie missbilligte seine Tändelei mit Amy.
    Einen Moment überlegte Charles, ob er seine Geschwister besuchen sollte, entschied dann jedoch, er würde seinem Bruder schriftlich für das Ausborgen der Kutsche danken. Ihm war nicht danach, seine Schwester in Gesellschaft ihres Gatten zu sehen; zu sehr hatte er sich gegen diese Verbindung gesträubt. Adam Glenfinning erinnerte ihn nämlich zu stark daran, wie er, Charles, selbst vor nicht allzu langer Zeit noch gewesen war.
    Er bat den Butler, der ihm geöffnet hatte, sein Pferd vorführen zu lassen, und blieb wartend vor dem Portal stehen. Besorgt betrachtete er den Himmel, der sich zusehends verdüsterte. Nicht lange jedoch, und ein Knecht kam mit einem prächtigen braunen Wallach am Zügel von den Ställen her. Charles warf dem Mann eine Münze zu, stieg in den Sattel und erreichte sein Heim gerade, als es heftig zu regnen begann. Eilig brachte er sein Ross im Stall unter und rannte dann mit großen Schritten durch die Hintertür ins Haus, wo er sich sogleich in sein Arbeitszimmer begab, das er gleichzeitig als Kontor seines Handelsgeschäfts nutzte. Er hatte noch Buchführung zu erledigen, eine Pflicht, die er anfangs als langweilig betrachtet hatte, die ihn jedoch inzwischen mit tiefer Befriedigung erfüllte.
    Als er sich an seinen Schreibtisch setzte, erschien für einen Augenblick Emma Stockton vor seinen Augen, wie sie auf den Stufen ihres Hauses gestanden hatte. Unter ihrem unmodischen Strohhut war das rötliche Haar in Locken hervorgequollen, mit ihren grauen Augen, die herausfordernd und doch verletzlich blickten, hatte sie ihn angeblitzt, und beides brachte ihn stärker aus der Fassung, als er sich eingestehen mochte. Selbst die unregelmäßig auf ihrer Nase verteilten Sommersprossen fand er entzückend.
    Er schüttelte den Kopf, um das Bild zu verscheuchen. Um in Gedanken übermäßig lang bei einer Frau zu verweilen, war er nicht der Mann, vor allem, wenn sie seinen Ansprüchen an Schönheit nicht genügte. Sie war zu mager und zu groß, ganz zu schweigen von allem, was ihn sonst noch an ihr irritierte.
    Unwillig wandte er sich seinen Büchern zu.

4. KAPITEL

    Amy zupfte an Emmas Paisley-Schal. „Willst du dir nicht ein paar neue Sachen kaufen? Dies hier ist alles so unmodern.“
    Emma setzte ihren Weg zu einem kleinen Sofa im Ballsaal der Prinzessin Lieven fort und zog den Schal fester um die Schultern. Sie wollte nicht zeigen, dass sie sich schmerzlich getroffen fühlte. Warum sie keine neuen Kleider hatte, wusste Amy sehr wohl, übte jetzt jedoch kleinliche Rache, weil Emma Mr. Hawthornes Angebot, sie auf den Ball zu begleiten, abgeschlagen hatte.
    Der Mann war aber auch zu dreist. Da er kein Familienmitglied war, hätte seine Begleitung sämtliche Lästerzungen in Bewegung gesetzt, besonders nach der gestrigen Episode im Hyde Park.
    An dem Platz angekommen, sank Emma schwer auf den Sitz – unelegant, aber das war ihr gleichgültig –, während Amy sich, sorgsam die Röcke ihres rosa Musselinkleides ausbreitend, anmutig neben ihr niederließ. „Du antwortest nicht!“, sagte sie herausfordernd.
    Emma schluckte eine scharfe Antwort hinunter, doch ihren Tonfall konnte sie nicht ganz so beherrschen. „Du weißt es, Amy, also dämpfe deinen Missmut über unabänderliche Dinge.“
    Schmollend rückte Amy von ihr ab. Zuerst war Emma versucht, aus Zuneigung zu der Schwester nachzugeben. Doch sie war gerade nicht versöhnlich gestimmt, sondern erschöpft und bekümmert.
    Amy stand abrupt auf. „Ich werde nach Julia Thornton Ausschau halten.“ Erhobenen Hauptes

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