Emma - endlich vom Glück umarmt
fielen meine Vergehen nur auf mich selbst zurück, ich habe niemandem geschadet. Durch meine Verluste stand weder deine noch Juliets Zukunft auf dem Spiel. Ich habe durch schmerzhafte Erfahrungen gelernt und möchte niemanden in der Klemme sehen, in der ich vor fünf Jahren war.“
„Du weißt, ich bedauerte das.“
„Nicht nötig. Ich war selbst schuld daran. Inzwischen werfen meine Geschäfte hervorragende Gewinne ab, wenn auch der ton Handel immer noch abschätzig betrachtet. Aber ich spiele nicht mehr und gebe nicht mehr aus, als meine Mittel erlauben. Allerdings war es eine verdammt harte Lektion.“
„Ich weiß. Nur war dir damals anders nicht zu helfen.“
„Heute weiß ich das auch.“
Trotzdem stach die Erinnerung, was ihm jedoch half, den Spieltischen fernzubleiben. Er wusste, wie schwer es war, der Versuchung zu widerstehen.
George nickte. „Ich bewundere dich für deine Kraft. Vielleicht kannst du für Bertram Stockton ein klein wenig Mitleid aufbringen, wenn du dich erinnerst, wie hart es dich ankam.“
„Ich habe damals nicht das Familienvermögen verspielt, sodass meine Schwester sich auf dem Heiratsmarkt verkaufen musste.“
„Ja, weil ich deine Schulden decken konnte, als du alles verspielt hattest. Heute allerdings gehst du mit Geld vorsichtiger um als selbst ich. Nur bei Frauen bist du immer noch leichtsinnig. Aber sie ermutigen dich auch schamlos.“
Des Themas müde, da er sich in die Defensive gedrängt fühlte, stand Charles auf. „Ich will mal sehen, was da los ist. Jemand muss diesen Burschen davon abhalten, noch mehr Spielschulden zu machen.“
„Musst unbedingt du das sein?“, sagte George anzüglich. „Wenn sie überhaupt spielen.“
Natürlich hatte George recht; außerdem erinnerte Charles sich, dass seine Impulsivität und die Neigung, für Schwächere – in diesem Falle eine schwache Frau – einzutreten, die Damen Stockton und ihn selbst gestern schon in eine kaum tragbare Situation gebracht hatte. Immerhin war er mit keiner der beiden verlobt oder schuldete ihnen mehr als Höflichkeit. Er ließ sich wieder in den Sessel sinken und winkte einem der Clubdiener. „Eine Flasche Portwein!“
Als hätte diese Bewegung etwas in Gang gesetzt, brach Bertram Stockton jäh mitten im Satz ab und sah zu Charles hinüber. Ihre Blicke trafen sich, doch Charles sah über ihn hinweg, als ob er den anderen nicht kenne. Er schnitt ihn ganz bewusst. Ihm war klar, wie unvernünftig er sich benahm, aber er war einfach wütend, weil Emma Stockton wegen ihres Bruders eine solche Bürde tragen musste.
Schon wurde der Wein serviert, und Charles ließ sich, nachdem er mit Kennerschaft davon gekostet hatte, ein Glas einschenken. Als er den ersten großen Schluck trank, wünschte er, er könnte damit den schlechten Geschmack fortspülen, den Bertram Stocktons Anwesenheit in seinem Mund erzeugt hatte. Unauffällig behielt er den Mann im Auge.
Er trank das Glas leer und goss sich gleich neu ein. Ich mag Emma Stockton nicht einmal, sagte er sich. Es macht mir einfach Spaß, sie aufzubringen, doch auch das muss aufhören. Ich darf sie oder ihre jüngere Schwester nicht länger kompromittieren und will nicht für einen weiteren Streit zwischen den beiden verantwortlich sein. Vielleicht sollte ich Ms. Stockton wirklich nicht länger provozieren.
Bertram Stockton sagte etwas zu seinem Begleiter, dann kam er auf Charles zu.
„Charles Hawthorne!“
Charles sah auf. Der Mann vor ihm war ein blasser Abklatsch Emmas, mit fahlrotem Haar und hellbraunen Augen statt der strahlenden grauen Augensterne seiner Schwester.
„Ich wüsste nicht, dass wir etwas zu besprechen hätten“, sagte Charles eisig. Ihm war nicht nach Höflichkeit zumute.
Stockton lief rot an. „Es geht um keine Besprechung.“
„Schön“, murmelte Charles gedehnt. „Dann gehen Sie weg.“
„Meine Herren“, warf George ein, sich erhebend. „Mein Bruder und ich wollten gerade gehen. Ah, Stockton, schön, Sie zu sehen.“
Bertram wandte sich dem Mann zu, der seine ältere Schwester so gut wie sitzen gelassen hatte, und erwiderte: „Da bin ich anderer Meinung.“ Dann warf er Charles zu: „Sie, Hawthorne, lassen Sie meine Schwester in Ruhe.“
Charles stand ebenfalls auf. Größer als Bertram, konnte er von seiner überragenden Höhe herab sprechen: „Und wenn nicht?“
„Dann treffen wir uns zu einem Ehrenhandel.“
Diese Vorstellung fand Charles so absurd, dass er sich beinahe verschluckt hätte. „Sie
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