Emma - endlich vom Glück umarmt
„Guten Abend, Mr. Hawthorne“, und wandte sich zum Gehen.
Er hielt sie nicht zurück, was in Emma lächerliche Dankbarkeit auslöste, da ihr bewusst war, wie gerne Amy sich hätte aufhalten lassen. Rasch dirigierte sie die Schwester zum Ausgang, wo ein Lakai ihnen half, ihre Umhänge umzulegen, dann traten sie ins Freie. Im Nachhinein bereute Emma ihren übereilten Aufbruch, denn natürlich hatte sie die Mietkutsche für einen späteren Zeitpunkt geordert, und zwei Damen konnten ohne Begleitung unmöglich zu Fuß heimgehen.
Düster wandte Amy sich an ihre Schwester: „Und was machen wir nun?“
In der Hoffnung, vielleicht eine vorbeifahrende Droschke anhalten zu können, trat Emma an den Rinnstein.
In dem Moment ließ Charles Hawthornes’ Stimme Emma zusammenzucken. „Erlauben Sie, dass ich Ihnen behilflich bin.“
Wütend sah sie ihn an. Letztendlich, fand sie, war er die Ursache all ihrer Schwierigkeiten. „Danke, von Ihrer Hilfe habe ich schon genug genossen!“
„Wird Bertram Sie abholen?“
„Wohl kaum. Er ist in irgendeiner Spielhölle, um das bisschen zu verlieren, das uns noch geblieben ist“, sagte Amy bitter.
„Amy!“, ächzte Emma.
„Aber es ist doch wahr!“
„Das geht Mr. Hawthorne nichts an.“ An ihn gewandt, fuhr sie fort: „Genauso wenig, wie unsere augenblickliche Lage Sie berühren muss.“
„Aber wie sollen wir heimkommen?“, fragte Amy.
Am liebsten hätte Emma sie angeschrien, aber sie hatte ja recht. Wenn nicht auf wundersame Weise eine Droschke aus dem Nichts erschien, gab es keine Möglichkeit zur Heimfahrt. Aus dem Augenwinkel warf Emma dem Mann, den sie für ihre Lage verantwortlich machte, einen raschen Blick zu und sah, dass er sie mit unergründlicher Miene beobachtete. Bestimmt stachen ihre Sommersprossen stärker denn je auf ihrer hellen Haut hervor, und ihre Wangen waren wahrscheinlich zornrot. Kein hübsches Bild. Allein der Gedanke machte sie noch ärgerlicher und ließ sie verstohlen mit den Zähnen knirschen. Tief sog sie die Luft ein, um sich zu beruhigen.
„Wir bieten der vornehmen Welt Stoff für Gerüchte“, äußerte Hawthorne trocken.
Damit hatte er recht, denn immer noch fuhren neue Ballbesucher vor, die die kleine Gruppe mehr oder weniger offensichtlich musterten.
„Lass uns doch Mr. Hawthornes Angebot annehmen“, bat Amy.
Emma schaute ihn düster an. „Sind Sie mit der Barouche hier, oder müssen wir uns zu dritt in Ihren Phaeton quetschen?“
Ein wenig zerknirscht antwortete er: „Diese Situation hatte ich nicht vorhergesehen. Es ist der Phaeton.“
„Nun, damit ist alles gesagt.“ Als sie merkte, wie scharf ihr Ton klang, fragte sie sich, wo ihre gerühmte Selbstbeherrschung geblieben war. Anstatt wie ein Fischweib zu keifen, versuchte sie, vernünftig und ruhig zu sprechen. „Wir können uns unmöglich vor aller Augen zu dritt in diesem Gefährt drängen, das gehört sich nicht.“
„Genauso wenig wie dieses öffentliche Gezänk“, warf Amy spitz ein.
„Wer im Glashaus sitzt …“, murmelte Charles.
Ohne darauf einzugehen, warf Emma ihm nur einen scharfen Blick zu.
„Ich werde Ihnen eine Sänfte besorgen.“ Hawthorne trat auf die Straße und hatte bald schon eine angehalten. Als er zu ihnen zurückkam, erklärte er: „Ich werde neben Ihnen hergehen, bis Sie sicher zu Hause angekommen sind.“
Angewidert rief Amy: „Aber Sänften sind für uralte Damen!“
Die Situation war so bizarr, dass Emma sich das Lachen verbeißen musste. Ihre Wut verrauchte plötzlich, und seit dem verhängnisvollen Walzer hatte sie endlich wieder das Gefühl, klar denken zu können.
„Mr. Hawthorne, danke, wir brauchen keine Sänfte. Wir sind an lange Spaziergänge auf dem Lande gewöhnt, allerdings …“, sie schaute die Straße entlang, „… fürchte ich um unsere Sicherheit.“
„Nun, dann werde ich als Ihre Eskorte fungieren.“ Als sie abwehrend den Mund öffnete, erklärte er: „Oder Sie beide eigenhändig in meinen Wagen verfrachten.“
„Weder das eine noch das andere, vielen Dank.“ Erfreut stellte sie fest, dass sie endlich wieder gelassen sprechen konnte. Sie würde nicht noch einmal entgleisen.
„Und wie wollen Sie dann nach Hause kommen?“
„Oh, da kommt unsere Mietkutsche“, rief Amy, während sie an die Kante des Gehwegs trat. „Früher als erwartet.“
Erlöst seufzte Emma auf.
Wortlos winkte Charles die Droschke herbei, öffnete, ohne darauf zu warten, dass der Kutscher abstieg, den Schlag und half Amy
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