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Emma - endlich vom Glück umarmt

Emma - endlich vom Glück umarmt

Titel: Emma - endlich vom Glück umarmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GEORGINA DEVON
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hinein, wofür sie ihm ein strahlendes Lächeln schenkte, das ihre vorherige Gereiztheit Lügen strafte.
    Emma sah sehr wohl, dass er Amy nicht die Hand küsste. Ungewollt spürte sie Erleichterung, weigerte sich aber, das Gefühl näher zu erkunden. Rasch trat sie an den Wagenschlag, übersah Hawthornes ausgestreckte Hand und setzte, während sie mit der Hand ihre Röcke raffte, einen Fuß auf das Trittbrett. Er ergriff stützend ihren Arm, und sofort drängte sich ihr seine Gegenwart intensiv auf – sein Duft, seine Hand auf ihrem Arm …
    „Es tut mir leid, dass ich Ihnen heute Abend so viel Ärger bereitet habe“, murmelte er leise.
    Vor Erstaunen blieb sie stocksteif stehen. Konnte sie ihren Ohren trauen? Er entschuldigte sich? Sie wandte ihm ihren Blick zu und bemerkte zu spät, dass ihrer beider Lippen sich sehr nahe waren. Eine winzige Bewegung, und sie würden sich berühren. Einmal, dachte sie plötzlich, soll mein Gefühl den Verstand beherrschen.
    Als ob er ihre Gedanken lesen könnte, hielt er sie fester und öffnete leicht die Lippen. Emma wusste, dass ihr nur ihre Einbildung zuflüsterte, er werde sie jetzt küssen. Ihr Verlangen war verderblich, nur eine Illusion, durch das dämmerige Licht hervorgerufen. Sie durfte nicht weitergehen. Mühsam brachte sie hervor: „Was Sie angerichtet haben, wird durch eine Entschuldigung nicht besser.“ Sie hauchte die Worte fast. „Lassen Sie mich los.“
    Einen Augenblick lang reagierte er nicht, dann sagte er: „Ja, gewiss doch“, und trat zurück. Sein Ton war so ausdruckslos, dass Emma froh war, ihrem Impuls nicht nachgegeben zu haben. Natürlich war es nur Wunschdenken gewesen, als sie glaubte, er werde sie küssen. Er machte sich nichts aus ihr.
    Eilig stieg sie in die Kutsche und wurde Amy gegenüber in den Sitz geschleudert, als die Pferde mit einem Ruck anzogen.
    „Du willst ihn für dich!“, sagte Amy anklagend. „Ich hab es doch gesehen.“
    „Sei nicht albern“, entgegnete sie, aber sie war sich ihrer Lüge bewusst und wich Amys Blick aus. Sich selbst gegenüber gab sie zu, dass sie Charles Hawthorne begehrte, doch das hatte nichts mit Liebe zu tun. Was sie wollte, war, einmal in seinen Armen zu liegen und seine Lippen auf den ihren zu spüren.
    In der Kutsche war es dunkel, deshalb hoffte Emma, Amy werde ihre Schamesröte nicht bemerken. Bisher war sie immer sehr ehrlich der Schwester gegenüber gewesen und rühmte sich dessen. Nun war Charles Hawthorne der Grund dafür, dass sie sie zum ersten Mal belog. Wie schon so vieles kreidete Emma ihm auch das an.
    Die Fahrt verlief schweigend, und als der Wagen anhielt, sprang Amy förmlich heraus, hastete die Stufen zum Haus empor und schloss selbst die Tür auf.
    Emma folgte ihr und wollte den Kutscher bezahlen, der jedoch abwehrte: „Danke, Madam, Seine Lordschaft hat das erledigt.“ Sein breites Grinsen bewies, wie großzügig er entlohnt worden war. Am liebsten hätte sie dem Mann die Münzen in die Hand gedrückt, wenn auch nur, um sich zu beweisen, dass sie Charles Hawthornes Großzügigkeit nicht brauchte. Aber natürlich war das keine Lösung. Sie zwang sich zu einem Lächeln und wandte sich der offenen Tür zu. Das Licht der einzelnen Kerze, die Gordon brennen ließ, wenn Seine Herrschaft aus war, bildete vor ihren Füßen einen hellen Fleck, sonst war die Straße dunkel. In diesem Stadtteil empfing man nicht bis in die frühen Morgenstunden Gäste.
    Fröstelnd folgte Emma der Schwester ins Haus.
    Charles schaute der Droschke mit den Damen eine Weile hinterher. Um sie sicher und auf dem schnellsten Wege nach Hause zu geleiten, hatte er dem Kutscher wohl genug gezahlt. Er betrachtete es als eine Wiedergutmachung – wenn auch nur eine geringe – dafür, dass er die Entzweiung der Schwestern zu verantworten hatte.
    Hinter sich wusste er das strahlend erleuchtete Palais der Prinzessin Lieven. Sein Besuch auf diesem Ball war reiner Langeweile entsprungen, die er hatte vertreiben wollen, indem er Emma Stockton anbot, sie und ihre Schwester auf den Ball zu begleiten. Da sie abgelehnt hatte, wollte er sich wenigstens damit vergnügen, ihr während des Festes nachzustellen. Dass ihm die Sache aus der Hand gleiten würde, hatte er nicht einkalkuliert.
    Selbst er, von Erfolg verwöhnt und der starren gesellschaftlichen Regeln überdrüssig, fühlte sich angesichts des Streites zwischen den Schwestern unbehaglich. Zugegeben, er hatte, was ihm selten geschah, Amys Vernarrtheit in ihn unterschätzt,

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