Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Emma - endlich vom Glück umarmt

Emma - endlich vom Glück umarmt

Titel: Emma - endlich vom Glück umarmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GEORGINA DEVON
Vom Netzwerk:
angeln.“
    „Und du spielst Verführer und rettenden Ritter in einem?“, warf Georg sarkastisch ein. „Übertreibst du nicht ein wenig?“
    Charles schritt nicht mehr ganz so munter einher. Sein Verhalten wurde nicht besser, nur weil George ebenfalls falsch gehandelt hatte.
    „Und dieses Duell“, fuhr George fort, „wird dem Ruf der beiden Damen auch nicht guttun. Immerhin hatte Ms. Amy bisher noch die Möglichkeit einer vorteilhaften Heirat offengestanden.“
    Hatte war das Wort, das ihn stach. Angewidert von seiner eigenen Dummheit, nahm er Georges Vorwürfe stumm hin. Ja, er hatte es verpatzt, aber er konnte nicht zurück; verweigerte er sich dem Duell, galt er als Feigling und würde von der Gesellschaft, in der er gerade erst mühsam wieder Fuß gefasst hatte, geächtet. Nein, er war nicht bereit, seine Stellung aufs Spiel zu setzen, indem er Bertram Stocktons Forderung ignorierte.
    „Noch könntest du zurücktreten“, schlug George halbherzig vor.
    „Nein, unmöglich, das wäre mein Ruin. Dir gehört das Familienvermögen. Wie du gut weißt, erwarb ich meinen neuen Reichtum, indem ich mich Handelsgeschäften widme, etwas, das – ich kann es nicht oft genug wiederholen – im ton sowieso als anrüchig gilt. Träte ich nun von dem Duell zurück, wäre ich endgültig erledigt, selbst bei meinen Freunden, und das ist mir Bertram Stockton nicht wert.“
    George sah seinen Bruder verwundert an. „Mir war nicht klar, dass dir das so nahegeht. Weißt du, ich könnte dir eine Apanage aussetzen.“
    „Nein.“ Charles seufzte matt. „Nein, nein. Ich neide dir das Erbe nicht. Aber ich möchte nie wieder ins Schuldgefängnis, und dafür kann ich mit meinen Geschäften sorgen.“ Nach einer Weile fügte er hinzu: „Wenn ich zurücktrete, werde ich zum Gespött.“
    In diesem Moment rollte ein Wagen heran, hielt neben ihnen, und Adam Glenfinning streckte den Kopf aus dem Fenster. „Soll ich euch mitnehmen?“
    Charles sah ihn unter finster zusammengezogenen Brauen hervor an. Sein neuer Schwager hatte ihm gerade noch gefehlt. „Nein danke, ich laufe lieber. Aber du, George, fahr ruhig mit. Du musst meine Stimmung nicht länger ertragen.“
    Mit großen Schritten ging er davon, und George kletterte, nachdem er seinem Bruder verblüfft nachgeschaut hatte, in die Kutsche.
    Nicht ganz so elastisch wie zuvor ausschreitend, setzte Charles seinen Weg fort. Hätte er doch um Himmels willen Bertram Stockton nicht provoziert! Allerdings war er nicht davon ausgegangen, dass der Bursche den Mut besäße, ihn zu fordern. Das war ein Fehlschluss gewesen. Nun musste er die Sache zu Ende bringen, doch natürlich konnte er den Mann nicht ruhigen Gewissens erschießen, der leider im Recht war. Außerdem musste er sich überlegen, wie er den Ruf der Stockton-Schwestern retten könnte.
    Das konnte schwierig werden. Er stieß einen unmutigen Laut aus.
    Lächelte dankte Emma dem Butler, der ihr einen Brief aus Büttenpapier präsentierte. Offensichtlich eine Einladung.
    Nachdem Gordon wieder gegangen war, brach sie das Siegel und las. Mr. Stephen Kennilworth und seine verwitwete Mutter luden Amy und sie am heutigen Abend in die Oper ein.
    Erschöpft lehnte Emma sich in ihren Sessel zurück. Nach dem gestrigen Ballbesuch hatte sie in der Nacht kaum geschlafen, weil ihr die Geschehnisse unaufhörlich durch den Kopf gingen. Erst gegen Morgen war sie in einen unruhigen Schlaf gesunken, jedoch schon um neun wieder von Amy mit der Bitte geweckt worden, sie in die Leihbibliothek zu begleiten.
    Eigentlich hatte sie gehofft, heute einen ruhigen Abend daheim verbringen zu können, diese Einladung durften sie indes nicht ablehnen. Mr. Kennilworth war außerordentlich wohlhabend und noch dazu jung. Amy könnte es schlimmer treffen.
    Sie mussten annehmen.

6. KAPITEL

    Emma betrat die Loge der Kennilworth’ mit einer ziemlich missgelaunten Amy im Schlepptau, der sie daheim erst hatte deutlich machen müssen, dass der reiche Mr. Stephen Kennilworth eine Gattin suchte.
    Den beeindruckenden Busen von malvenfarbener Seide umhüllt, saß die verwitwete Mrs. Kennilworth bereits auf einem der vorderen Sitze. Mehrere Perlenschnüre zierten ihren Hals, und drei von einer diamantbesetzten Agraffe gehaltene Straußenfedern ragten aus ihrem zu Locken gedrehten eisengrauen Haupthaar in die Höhe. Der Geruch nach Geld schien ihr aus allen Poren zu strömen.
    Emma knickste lächelnd und bedankte sich für die Einladung.
    „Sehr erfreut, Ms. Stockton.“

Weitere Kostenlose Bücher