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Emma - endlich vom Glück umarmt

Emma - endlich vom Glück umarmt

Titel: Emma - endlich vom Glück umarmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GEORGINA DEVON
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Eigentlich kannte er nur eine Dame, die es wagen würde, einen ledigen Herrn in seinem Heim aufzusuchen. Amy Stockton. Darauf konnte er verzichten.
    Wenn es jedoch ihre Schwester war … nein, unmöglich. „Eine Dame sucht keinen Herrn auf, mit dem sie nicht verwandt ist.“
    Abermals zuckte Stoner mit den Schultern. Er machte nie viele Worte, doch Charles wusste, man konnte sich auf sein Urteil verlassen. Wenn er die Besucherin für eine Dame hielt, war sie auch eine.
    „Hat sie gesagt, was sie will?“
    „Sie sehen. Woll’n sie doch alle.“
    Charles’ Neugier war geweckt. Wenn es Amy Stockton war, würde er auf der Hut sein und sie heimschicken, aber wenn nicht …
    „Führ sie herein.“
    Während er sich fragte, was eine Dame von Stand zu ihm führen mochte, nahm er einen der ledergepolsterten Kontorstühle und setzte sich rittlings darauf, einer kultivierten Dame gegenüber eine unverschämte Pose, doch seiner Erfahrung nach erzielte Ungewöhnliches oft die besten Ergebnisse.
    Das Glücksspiel, überlegte er, konnte, wenn es einen richtig packte, den Ruin bedeuten. Aus diesem Grunde verachtete er Bertram Stockton so sehr, denn der Mann hatte nicht die Kraft, davon abzulassen, und nahm in Kauf, dass seine Besessenheit den Untergang seiner Familie bedeutete.
    Nach dem unglückseligen Zwischenfall mit Amy Stockton war Charles den beiden Schwestern ausgewichen. Er bedauerte sein Verhalten. Ms. Stockton zu reizen vertrieb ihm zwar die Langeweile, doch nicht einmal, um eine öde Saison zu bereichern, mochte er ihren schon reichlich vorhandenen Problemen noch neue hinzufügen.
    Für heute sollte diese mysteriöse Dame seine Abwechslung sein, durch die eine befriedigende, aber trockene Tätigkeit, wie die Buchführung es war, aufgelockert würde. Natürlich hätte er einen Buchhalter oder Sekretär einstellen können, er genoss es jedoch, die in Ziffern gegossenen Früchte seiner Unternehmungen selbst niederzulegen.
    Erwartungsvoll sah er auf, als Stoner eine von Kopf bis Fuß schwarz verhüllte Dame hereinführte. Ein weiter schwarzer Umhang, ein schwarzer Hut, von dem dichtes schwarzes Schleiergewebe über ihr Gesicht fiel, selbst die Halbstiefelchen, die unter ihrem Kleidersaum hervorlugten, waren schwarz. Sie war wirklich auf Geheimhaltung versessen.
    Charles lächelte. Zu deutlich hatte er die hochgewachsene, schlanke Gestalt, die vornehme Haltung und den anmutigen Gang einer bestimmten Dame vor Augen, als dass Cape und Schleier ihn über deren Identität hätten trügen können. Ganz zu schweigen von dem flüchtigen Hauch nach Reseda, der sie umgab. Nur eine Frau seiner Bekanntschaft benutzte dieses Parfüm.
    Nun, da er beschlossen hatte, ihr keine Scherereien mehr zu machen, kam sie stattdessen selbst zu ihm. Das hätte er von der spröden, korrekten Ms. Emma Stockton als Letztes erwartet. Aber er würde erst einmal auf ihr Spiel eingehen. Sein Interesse an ihr nahm zu.
    Ein Lachen unterdrückend, stand er auf und wies auf einen zweiten Stuhl. „Wollen Sie sich nicht setzen?“
    Nachdem sie den Raum kurz gemustert hatte, nahm sie Platz, den Rücken starr aufgerichtet und ohne sich anzulehnen.
    Er lächelte breiter. „Leider kann ich Ihnen keine Erfrischung anbieten. Es ist nur Whisky da, den letzten Sherry trank ein vorheriger Damenbesuch.“
    Sie versteifte sich noch stärker. „Vermutlich mangelt es Ihnen nicht an weiblichem Besuch.“
    Ihre Stimme bestätigte ihn in seinem Verdacht. Diese Dame war wirklich sehr kühn und entschlossen. Im Stillen ungemein amüsiert, nahm er seine ungehörige Sitzhaltung wieder ein. „Genug, um das Leben interessant zu machen. Aber was kann ich für Sie tun? Nicht allzu oft beehrt mich hier eine Dame von Stand.“
    „Was Ihre beklagenswerten Manieren deutlich kundtun.“
    Er hätte schwören können, dass hinter dem Schleier ein verächtliches Geräusch hervordrang. Wann sie sich und den Grund für ihr Kommen wohl zu erkennen geben würde? Aller Wahrscheinlichkeit nach würde es um Ms. Amy Stockton gehen.
    Die Arme auf der Stuhllehne verschränkend, murmelte er: „Aber Sie gehören nicht zu meinen üblichen Besuchern.“
    Er sah, wie sie mit ihren schwarzen behandschuhten Händen das ebenfalls schwarze Retikül krampfhaft umklammerte. Vermutlich hätte sie ihm stattdessen lieber den Hals umgedreht. Ein Funken Mitgefühl für sie mischte sich in sein Amüsement; die vom Unglück Verfolgten taten ihm stets leid, und zu denen gehörte sie, das war ihm klar. Er

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