Emma - endlich vom Glück umarmt
seinen Arm. „Ich spiele, um zu gewinnen. Alles andere ist Zeitverschwendung.“
„Eine Einstellung, die ich Ihnen nicht zugetraut hätte.“
„Sie wissen so manches nicht über mich, Ms. Stockton. Und es gibt vieles, das ich noch über Sie herausfinden möchte.“
Unter den Wimpern hervor betrachtete sie ihn und fragte sich, warum er derart mit ihr flirtete, wandte aber reuig den Blick ab, als sie seine angespannte Miene und das Glitzern in seinen Augen sah. Ihr Herzschlag setzte aus und beschleunigte sich dann. Was sollte sie nur tun? Sie wagte nicht, ihm auszuweichen – wollte sie ihm überhaupt ausweichen?
Als er ihr den Arm bot, ließ sie sich widerstandslos über die Veranda in den dunklen, nur von Fackeln erhellten Garten führen. Über den Blumenrabatten hing der schwere Duft von Rosen und Geißblatt. Charles führte sie mit fester Hand einen von Rosen umrankten Pfad entlang tiefer in den Park hinein. Unsicher und ein wenig zögernd schritt sie neben ihm dahin. Abrupt blieb sie stehen, als er seine freie Hand zart über die ihre legte, die leicht auf seinem Arm ruhte. Sie riss ihre Hand förmlich fort – oder versuchte es.
Er drehte sich zu ihr. „Ich halte doch nur Ihre Hand.“
„Sie hatten mich nicht um Erlaubnis gebeten.“
Während er ihre Finger auch noch mit der anderen Hand umfing, fragte er: „Wollen Sie sie mir nicht überlassen?“
Der Abgrund, an dessen Rand sie sich zuvor geglaubt hatte, schien sie verschlingen zu wollen. Sie konnte nicht sprechen, konnte kaum den Kopf schütteln.
Seine Augen schimmerten gleichzeitig belustigt und zärtlich. „Eigentlich hatte ich mich Ihnen behutsam nähern wollen. Das ist, wie ich sehe, nicht möglich.“
Von seinen Worten völlig verwirrt, blieb sie stumm, nur ihr Busen hob sich unter kurzen, hastigen Atemzügen, die ihr jedoch keine Erleichterung verschafften. Jeden Moment würde etwas geschehen, das ihr Leben völlig verändern musste.
Der Hauch der Blumen mischte sich mit dem berauschenden Duft dieses Mannes, der ungehörig nahe vor ihr stand. Doch sie konnte sich nicht von der Stelle rühren, ihre Beine versagten ihr den Dienst.
Er beugte sich nieder, sein warmer Atem strich über ihr Gesicht, und dann lag sein Mund auf dem ihren. Sie stand wie gebannt.
Völlig gegen ihren Willen regte sie sich und presste sich verlangend gegen seine Brust. Er umschlang sie und zog sie so dicht an sich, dass ihr ganzer Leib an den seinen geschmiegt lag und es nicht einmal mehr die Schranken der Kleidung zu geben schien. Der intime Kontakt ließ ihr das Blut wie einen Feuerstrom durch die Adern schießen. Erschrocken wollte sie sich zurückziehen, doch er hielt sie fest an sich gedrückt und küsste sie umso heftiger, bis die Welt um sie versank, und hätte er sie nicht sicher in den Armen gehalten, wäre sie schwach zu Boden gesunken. Nie hatte sie so überwältigende Empfindungen gekannt.
Zögernd erwiderte sie seine leidenschaftliche Liebkosung, und als er mit seiner Zunge sachte zwischen ihre Lippen drang, öffnete sie leise seufzend den Mund. Kuss um Kuss tastete er sich über ihr Kinn und ihren Hals zu ihrem Busen vor, bis ihre Haut unter seinen Lippen zu glühen schien. Dann spürte sie seine Hand auf ihrer Brust. Die Berührung entlockte ihr ein scharfes, ekstatisches Keuchen.
In diesem Augenblick erklang Amys Stimme von der Treppe her. Entsetzt fuhr Emma auf und stieß Charles mit beiden Händen von sich.
Er ließ sie los, und sie trat, nach Atem ringend, zurück und starrte ihn aus großen Augen an. „Was haben wir getan?“
Nicht weniger überwältigt als sie, war er doch erfahrener und fasste sich rasch wieder. „Beinah hätten wir uns geliebt.“
„Du lieber Himmel …“, stöhnte sie.
„Emma, bist du hier draußen?“
Vor Scham und Schrecken verging Emma fast. Mit bebenden Fingern versuchte sie, ihre derangierte Frisur zu ordnen.
„Emma?“
„Himmel!“, hauchte Emma noch einmal. Sie blickte zu Charles auf, der sie ausdruckslos betrachtete, und zischte, beinahe unter Tränen: „Gehen Sie weg! Rasch! Wenn sie Sie sieht, weiß sie alles!“
Wortlos drehte er sich um, schritt tiefer in den dunklen Garten hinein, bis er hinter einer Wegbiegung verschwand.
„Ach, da bist du!“ Amy kam heran. „Du gingst mit Charles Hawthorne hinaus und kamst nicht wieder.“ Vor Emma blieb sie stehen und musterte sie. „Was habt ihr hier gemacht?“
Ja, was?, fragte Emma sich. Charles Hawthorne unziemliche Freiheiten erlaubt. Aber
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