Emma - endlich vom Glück umarmt
nachzugeben. Nur mit dem dünnen Hemdchen bekleidet, schmiegte sie sich gegen das weiche Polster. Wie würde es sein, wenn ein Mann – dieser Mann – sie küsste und … ja, was? Röte überflog ihre Haut, und ihr brach der Schweiß aus.
All ihre Willenskraft war nötig, um aufzustehen. Sie nahm die beiseitegelegten Strümpfe, zog sie vorsichtig wieder über und befestigte sie mit den seidenen, mit zierlichen Rosetten geschmückten Strumpfbändern. Die hatte sie noch von Mama geschenkt bekommen.
Mama.
Nun, Mama würde nicht billigen, was ihre Tochter gerade vorhatte. Aber Mama war tot, und sie, Emma, wollte ein wenig mehr vom Leben als die Einsamkeit, zu der sie in Zukunft verurteilt sein würde. Sie wollte die Erinnerung an diese Liebesnacht hüten und später einmal in kalten, trostlosen Nächten hervorkramen. Ein geringer Trost, doch immerhin etwas, das ihr ganz allein gehörte.
Emma ging zum Bett, entledigte sich ihres Hemdchens und streifte das feine, spitzenbesetzte Nachtgewand über. In dem hohen Wandspiegel sah sie ihr Ebenbild. Das Haar reichte ihr bis zur Taille, und durch das Kerzenlicht ergaben sich darin rote und goldene Reflexe. Durch den hauchfeinen Stoff des Nachtkleides schimmerten die Umrisse ihres Körpers. Sie kam sich sehr frivol vor.
Ihre Miene jedoch war die eines Schulmädchens, das man bei verbotenem Tun ertappt hatte, und genauso fühlte sie sich auch.
Plötzlich war ihr unerträglich heiß. Sie ging zum Fenster und öffnete es weit. Lindernd strich die kühle Nachtluft über ihre Haut; einer intimen Berührung gleich, legte sich das leichte Gewand dicht an ihren Körper. Ihre Brüste schienen schmerzhaft zu schwellen, und sie spürte ein seltsam lustvolles Ziehen in ihrem Leib.
Verwirrt und gleichzeitig erregt, schloss Emma das Fenster und warf sich auf ihr Bett. In ihrem Verlangen war sie sich selbst mit einem Male völlig fremd. Lag es an dem Wein, von dem sie, von Charles ermutigt, beim Dinner mehr als sonst getrunken hatte? Oder brach sich ihre verborgene Sinnlichkeit Bahn?
Ein leises Klopfen ließ sie hochschrecken. Bebend ging sie zur Tür, drehte wie in einem Traum gefangen den Knauf und öffnete.
Voll bekleidet stand Charles vor ihr, wie noch vor einer Stunde, als sie sich von der Gesellschaft unten verabschiedet hatte. Langsam, voller Zweifel, ob sie die Kraft hatte, an ihrem Plan festzuhalten, trat sie beiseite, und er schlüpfte ins Zimmer.
Er lächelte ein wenig schief, fast scheu, doch sein Blick, mit dem er sie betrachtete, war kühn und feurig. Mit einer Hand strich er schmeichelnd über ihr Haar, während er sie mit der anderen an sich zog.
„Emma“, murmelte er, dann presste er seinen Mund auf den ihren, und sie sank ihm entgegen und vergaß ihre Zweifel. Durch das leichte Gewebe ihres Nachtkleides spürte sie den Stoff seines Abendfracks so deutlich an ihren Brüsten, dass sie genauso gut hätte nackt sein können. Seine Hand lag mit versengender Glut auf ihrer Haut.
Und sein Mund …
Seine Lippen spielten mit den ihren, seine Zunge malte den Umriss ihres Mundes nach und drang verführerisch zwischen ihre Lippen.
Nie hatte Emma sich so lebendig gefühlt, sehnsüchtig ergab sie sich seinen Küssen und schmolz in seinen Armen dahin; einzig die Gefühle, die er in ihr erweckte, zählten noch.
Als er sich von ihr löste, musste sie einen enttäuschten Seufzer unterdrücken.
„Emma“, raunte er mit heiserer Stimme, „Emma.“
Sie sah zu ihm auf, ihre Augen nahmen nur ihn wahr, so, als wären seine Küsse und seine Berührungen eine Droge.
Langsam, ohne seinen Blick von ihrem Gesicht zu lösen, griff er nach dem Saum ihres Gewandes. Er gab ihr Zeit genug, ihn abzuweisen, wenn sie gewollt hätte, doch als sie schwieg, zog er ihr das dünne Gespinst über den Kopf und ließ es achtlos fallen.
Nackt, nur mit den seidenen Strümpfen angetan, stand sie vor ihm. Er schluckte schwer, während er sie betrachtete, sein Blick, der wie Feuer auf ihrer Haut brannte, blieb an ihren Strumpfbändern haften.
Heiser, kaum hörbar, sagte er: „Davon habe ich geträumt.“
Ein unglaubliches Machtgefühl erfasste sie, weil ein Mann wie er allein durch den Anblick ihres Körpers erregt wurde.
„Emma.“ Abermals flüsterte er ihren Namen. Es klang wie ein Versprechen. Er umfing sie und trug sie mit drei großen Schritten zum Bett, wo er sie sachte auf der seidenen Decke niederlegte.
Mit großen Augen sah sie ihn an, während er sie, die fast nackt vor ihm lag, mit
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