Emma - endlich vom Glück umarmt
Stimme sagte Emma: „Wenn nicht alle Männer unserer Sippe das gesamte Vermögen verspielt hätten und noch verspielen würden, müsste Amy nicht einen Geldsack heiraten. Warum also Amy opfern? Lass doch stattdessen Bertram nach einer reichen Braut suchen!“
Ihr Vater lachte höhnisch. „Weil kein Vormund einem reichen Gänschen die Heirat mit Bertram erlauben würde. Und jetzt geh, ich will lesen.“
„Ich gehe nicht, bevor du Amy erlaubst, Mr. Chevalier zu heiraten.“
„Kommt nicht infrage.“
„Dann lässt du mir keine andere Wahl, Papa.“ Emma war stolz darauf, dass ihre Stimme nicht schwankte. „Wenn du den beiden nicht deinen Segen gibst, werde ich ihnen helfen, durchzubrennen.“
Die Zeitung flog zu Boden, und Mr. Stockton schoss von seinem Sitz auf. „Du wagst mir zu drohen, Mädel?“
„Du lässt mir keine Wahl, Papa. Ich werde nicht zulassen, dass Amys Leben verpfuscht wird, nur weil du und Bertram nicht in der Lage seid, eure Spielleidenschaft zu zügeln.“
Über den Rand seiner Brillengläser starrte er sie düster, mit verengten Augen an. „Diese Schande würdest du unserer Familie antun?“
Emma nickte. „Amy und Mr. Chevalier lieben einander. Sie sollten glücklich werden dürfen.“ Nach schwerem Aufseufzen setzte sie hinzu: „Weiß der Himmel! Wenigstens einer unserer Familie sollte glücklich sein.“
„Fast bin ich versucht, es darauf ankommen zu lassen“, grollte er aufgebracht.
Beinahe war Emma versucht, auch diese Niederlage einzustecken, so sehr schreckte die Wut ihres Vaters sie; doch es ging um Amys Lebensglück, und der Zorn und die Bitterkeit über die eigene Enttäuschung gaben ihr Kraft.
„Tu, was du für richtig hältst, Papa, aber du kannst uns nicht einsperren. Wir werden einen Weg finden, von hier fortzukommen, und dann wird Mr. Chevalier auf uns warten. Wenn die beiden fliehen müssen, wirst du keinen Penny von Mr. Chevalier sehen. Du unternimmst nichts, wenn Bertram nicht vorhandene Mittel verspielt, und erwartest von Amy und mir, dass wir uns wegen eurer Schwäche opfern. Das werde ich nicht weiter dulden, also kannst du ihr genauso gut deinen Segen geben.“
Er wandte sich ihr zu und sah ihr ins Gesicht. „Du bist hart geworden, Mädel.“
„Nein, ich bin stärker geworden und, wie ich hoffe, klüger. Selbst wenn Amy einen reichen Mann heiratete, der alle unsere Schulden bezahlte, würdet ihr beide, du und Bertram, kurz darauf wieder auf dem Trockenen sitzen. Ich will Amy glücklich sehen.“
Ungläubig beäugte er sie. „Du würdest das tatsächlich durchstehen?“ Nie zuvor hatte sie sich aufgelehnt, er kannte sie nur als brav und gehorsam.
„Papa, ich bin es leid, für die Musik zu zahlen, die du und Bertram bestellt habt. Ich mag nicht mehr sehen, wie Amy sich kränkt. Mit Mr. Chevalier ist sie überglücklich, deshalb soll sie mit ihm zusammenbleiben.“
Wie unter einem Stoß plumpste er schwer in den Sessel. „Schick mir die beiden.“
„Wirst du ihnen deinen Segen geben?“, fragte sie hartnäckig.
Grimmig schaute er sie an. „Wie es aussieht, zwingst du mich dazu. Aber glaub mir, wenn wir erst völlig ruiniert sind, wirst du es bedauern.“
Seine Worte schmerzten sie tief. Lange musterte sie ihn. Immer schon war ihr Vater egoistisch nur auf das eigene Vergnügen bedacht gewesen und hatte Bertram, der sich genauso aufführte, stets toleriert. Doch wie kalt und gefühllos er wirklich war, hatte sie nie sehen wollen.
„Nein, bestimmt nicht. Du und Bertram, ihr werdet es bedauern. Ich werde nämlich nicht hier leben, sondern eine Stellung als Erzieherin antreten, und Amy wird Mr. Chevaliers Gattin.“
Ehe er antworten konnte, ging sie aus dem Zimmer. Dicht hinter der Tür standen Amy und ihr Liebster. Emma lächelte schwach. „Es kommt ihn hart an, aber ihr bekommt seinen Segen.“
„Danke, Emma“, sagte Amy weich, „wir hörten fast alles.“
„Ja, Ms. Stockton, wir danken Ihnen“, fiel auch Mr. Chevalier ein.
Emma ergriff die beiden bei der Hand. „Versprecht mir, ihr heiratet, gleich, was Papa sagt oder tut.“
Mit einem Blick auf ihren zukünftigen Gemahl entgegnete Amy: „Wenn es nicht anders geht, überrede ich ihn doch, mit mir durchzubrennen.“
„Das drohte ich Papa an, aber so weit werdet ihr nicht gehen müssen. Allerdings wird er eine finanzielle Vereinbarung erwarten, Mr. Chevalier.“
Sie sah den beiden, die in der Bibliothek verschwanden, einen Moment hinterher, dann wanderte sie in den Park hinaus.
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