Emma - endlich vom Glück umarmt
wollen? Nun, es war einen Versuch wert.
Er stand auf und ließ den noch nicht geleerten Krug stehen. Er musste nach London fahren, Geld flüssig machen. Das würde eine Weile dauern, denn wahrscheinlich musste er Kapitalanteile veräußern.
Zwei Tage später stiegen Emma und Amy in Mr. Chevaliers Reisekutsche, nachdem sie sich in gebührender Dankbarkeit von Lady Johnstone verabschiedet hatten.
Mr. Chevalier begleitete sie nach Hopewell, um Papa vorgestellt zu werden. Dankbar lächelnd nahm sie zur Kenntnis, dass der junge Mann wohlerzogen den Platz ihnen gegenüber einnahm, obwohl er ganz offensichtlich lieber neben seiner Auserwählten gesessen hätte. Er widmete Amy, die unter seinem bewundernden Blick erglühte, seine ganze Aufmerksamkeit.
Die Fahrt schien Emma endlos. Während sie besorgt darüber nachgrübelte, wie ihr Vater reagieren mochte, lauschte sie mit halbem Ohr dem Gespräch des jungen Paares und warf hin und wieder einen unaufmerksamen Blick auf die fruchtbare Landschaft.
Nach dreitägiger Reise hielt die Chaise vor dem altehrwürdigen Herrenhaus, das aus elisabethanischer Zeit stammte. Mr. Chevalier half den beiden Damen aus dem Wagen und wies seinen Kammerdiener an, sich um das Gepäck zu kümmern.
Die beiden jungen Leute waren sehr bedrückt, doch Emma war fest entschlossen, Papa und Bertram die Stirn zu bieten. Nach dem, was Charles Hawthorne ihr angetan hatte, konnte sie nicht einmal der Gedanke an den Zorn ihres Vaters erschüttern.
Noch nie hatte sie ihrem Vater Widerstand geleistet, doch nun, da sie die Liebe kennengelernt und erfahren hatte, wie grausam es war, nicht wiedergeliebt zu werden, war sie bereit, selbst ihrem Vater zu trotzen, damit Amy ihren William bekam.
Der gute alte Gordon öffnete das Portal. Als Amy und sie Lady Johnstones Einladung folgten, hatten sie ihn heim nach Hopewell geschickt.
„Guten Tag, Gordon.“ Emma ging lächelnd an ihm vorbei ins Haus. „Betty wird auch bald eintreffen. Mr. Chevalier ist unser Gast. Lassen Sie bitte ein Zimmer für ihn herrichten.“
Amy stürmte ins Haus. „Ist Papa da?“
„Er ist in der Bibliothek, Miss.“
Hinter Amy folgte zögernd Mr. Chevalier. Emma bemerkte, dass seine Hände leicht zitterten, so sehr fürchtete er den väterlichen Urteilsspruch.
„Lasst mich zuerst mit Papa reden“, schlug Emma vor.
„Es ist meine Pflicht“, sagte Mr. Chevalier tapfer.
„Nein, es ist besser, wenn ich zuerst zu ihm gehe.“
Amy schaute sie zweifelnd an. „Du willst ihm drohen, nicht wahr?“
„Ich hoffe, das ist nicht nötig.“
So erschöpft Emma war, zuerst wollte sie die Konfrontation mit ihrem Vater hinter sich bringen. Schnurstracks marschierte sie zur Bibliothek, wo sie, sich sammelnd, vor der Tür kurz innehielt. Sie würde keinen leichten Stand haben.
Sie trat ein. „Papa!“
Ihr Vater saß in einem in die Fensternische geschobenen Ledersessel, eine Zeitung in den Händen.
Missmutig schaute er zu seiner Tochter auf. „Emma. Ihr seid zurück!“
Auf seiner Nase balancierte eine Sehhilfe. Sein einst hellbraunes Haar war ergraut, und seine fülligen Wangen wirkten durch den Backenbart noch runder.
Emma wusste, dass er unzufrieden mit ihr war. Sie hatte Amy nicht die hervorragende Partie verschafft, die erwartet wurde. Dass sie ihr Bestes getan hatte, dass Amy nicht mitgespielt hatte, dass Bertram ihnen durch seine peinlichen Spielverluste den Aufenthalt in London praktisch unmöglich gemacht hatte, all das spielte für ihren Vater keine Rolle. Er war wegen ihrer gelösten Verlobung immer noch verbittert.
„Papa, ich muss mit dir sprechen.“
Sie ging zu ihm und nahm neben ihm auf einem Stuhl Platz.
„Darüber, dass du Amy keinen reichen Gatten verschafft hast?“ Angelegentlich beschäftigte er sich mit seiner Zeitung, um sein Desinteresse an dem Gespräch zu zeigen.
„Papa, ich tat, was ich konnte.“
Er stieß ein missbilligendes Geräusch aus und hob das Blatt.
„Es ist nutzlos, mich zu ignorieren. Ich bleibe, denn es geht um den jungen Mann, der Amy den Hof macht.“
„Ah!“ Er warf die Zeitung auf das nahe Tischchen. „Davon hast du nichts gesagt.“
„Nun, weil er nicht reich genug ist, um für unsere Schulden aufzukommen.“
„Dann kann sie ihn nicht heiraten. Ganz einfach.“ Wieder griff er nach der Zeitung.
Emma musste sich beherrschen, um sie ihm nicht aus der Hand zu reißen. „Sie lieben sich.“
„Was ist schon Liebe?“, kam es hinter seiner Verschanzung hervor.
Mit fester
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