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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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sein Blick über ihre schlanke
Gestalt, dann schlief er erschöpft ein.
    Emma
begleitete den Arzt nach unten. In der Küche hob sie den Deckel von Daisys
Suppentopf und stellte fest, daß das Essen eiskalt war.
    »Lassen Sie
mich rufen, wenn der junge Mann Beschwerden hat«, bat der Arzt, bevor er ging.
    »Ja,
danke«, antwortete Emma und machte sich rasch ein Sandwich zurecht, das sie auf
der Straße aß, während sie zur Bibliothek eilte.
    Wie immer
um diese Zeit war nichts zu tun, und so hatte Emma Zeit, über Steven
nachzudenken. Doch die Bilder, die vor ihr erstanden, ware so verstörend, daß
sie unwillkürlich schneller atmete und sich ein feiner Schweißfilm auf ihrer Oberlippe
bildete.
    Emma schloß
für einen Moment die Augen und bemühte sich, an etwas anderes zu denken, aber
es war sinnlos. Immer wieder drängte Steven sich in ihr Bewußtsein.
    Ohne den
Schmutz, den Schweiß und das getrocknete Blut sah er noch attraktiver aus als
vorher, und auch sein Lächeln wirkte irgendwie entspannter. Wie weich sein Haar
ist, dachte sie verträumt, wie geschaffen zum Streicheln ...
    Emma wurde
plötzlich so heiß, daß sie zur Tür ging und sie öffnete, um frische Luft
hereinzulassen. Es war ungewöhnlich heiß für April, fand sie.
    In diesem
Moment kam Big John Lenahan vorbei und trat lächelnd ein. Er war – wie sein
Spitzname schon besagte –, ein großer, kräftiger Mann mit weißem Haar und den
gleichen kornblumenblauen Augen wie seine Tochter. Aber im Gegensatz zu
Joellen war er ein ausgesprochen netter Mensch.
    »Hallo,
Miss Emma«, grüßte er freundlich.
    Emma nickte
ihm lächelnd zu. »Guten Tag, Big John. Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Nun ja,
Joellen scheint eine Vorliebe für ein Buch zu haben, das sie hier gesehen hat,
und sie will nicht warten, bis sie mit dem Lesen an die Reihe kommt. Deshalb
dachte ich, ich frage Sie, was es ist, und bestelle es dann beim alten Mitch,
um sie damit zu überraschen.« Emma ließ sich ihre Meinung über Joellen nicht
anmerken, weil sie Big Johns Gefühle nicht verletzten wollte. »Natürlich. Es
war Mr. Hardys neuester Roman.« Sie schrieb den Titel auf einen Zettel und
reichte ihn dem wohlhabenden Rancher. »Was macht die Circle L?« fragte sie.
    Big John
zuckte mit den Schultern. »Wir sind knapp an Arbeitern, und Joellen ist wie
immer reichlich schwierig. Ich wünschte, Chloe würde sich endlich dazu
entschließen, mich zu heiraten, damit das Mädchen eine Mutter bekommt.«
    Emma
lächelte, als sie sich Chloe als Joellens Stiefmutter vorstellte. Das würde
die Karriere des Mädchens als frechste Göre von Whitneyville sehr schnell
beenden. »Sie wissen ja, wie Chloe ist, Big John.«
    Er nickte
wehmütig und steckte den Zettel ein. »Eine starrköpfigere Frau gibt es im ganzen
Distrikt nicht, aber ich werde sie schon überzeugen. Und wenn es das letzte
ist, was ich auf Erden tue!«
    »Das könnte
sein«, warnte Emma, und Big John lachte.

4

    »Das
gleiche wie immer,
Miss Emma?« fragte Ethan Peters, Chefredakteur des Whitneyville Orator.
    Emma war in
sehr melancholischer Stimmung an diesem sonnigen Freitagmorgen. Im Laufe der
Jahre hatte sie Tausende, ja vielleicht sogar Hunderttausende von Plakaten
drucken lassen und noch nie einen Hinweis auf Caroline oder Lily erhalten.
Manchmal fragte sie sich, ob ihr Anschläge überhaupt gelesen wurden. »Ja, Mr.
Peters«, antwortete sie seufzend.
    Der
freundliche ältere Mann lächelte sie an, als er nach einem Stift griff, um den
Text aufzunehmen. Sein langer schwarzer Schnurrbart war gewachst, und das
wenige Haar, das ihm geblieben
war, kämmte er sehr geschickt über die kahlen Stellen auf seinem Kopf.
    »Sie dürfen
nicht aufgeben, Miss Emma«, sagte er tröstend. »Ihre Schwestern müssen irgendwo
sein, und eines Tages wird jemand, der sie kennt, Ihr Plakat sehen.«
    Emma zwang
sich zu einem Lächeln. »Hoffentlich haben Sie recht.«
    Mr. Peters
nickte. »Es ist nur eine Frage der Zeit.«
    Emma
verließ die Redaktion und ging zu ihrer, Bücherei. Der Yellow Belly Saloon war
nun ein düsterer, trüber Ort, und niemand sprach davon, ihn wieder aufzubauen.
Chloes Lokal hingegen, jetzt das einzige am Ort, wo Alkohol ausgeschenkt
wurde, dröhnte von Musik und Gelächter.
    Mit einem
Lächeln auf den Lippen und einem Kopfschütteln schlenderte Emma daran vorbei.
Sie hätte für ihr Leben gern einen Blick hineingeworfen, vor allem in den
ersten Stock, wo Mädchen wie Callie ihre liebeshungrigen Besucher empfingen.
Aber

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