Emma und der Rebell
hat.«
»Er wird
bald weiterreiten«, entgegnete Emma rasch. »Könnten wir die Sache bis dahin
nicht einfach auf sich beruhen lassen?«
Chloe
runzelte die Stirn, dann nickte sie. »Ich denke schon – solange es nicht noch
mehr Ärger gibt.« Sie ging zur Tür, aber dort blieb sie noch einmal stehen.
»Laß dir nur nicht einfallen, dich in ihn zu verlieben!« warnte sie Emma streng.
»Ich glaube nicht, daß Fairfax ein schlechter Mensch ist, aber es kann durchaus
sein, daß deine Vermutung stimmt und er in Schwierigkeiten steckt. Ich möchte
nicht, daß du in Streitigkeiten verwickelt wirst, mit denen du nichts zu
schaffen hast.«
Emma
schluckte. Sie konnte unmöglich versprechen, Steven nicht ihr Herz zu schenken,
wenn sie ihm doch schon fast ihren Körper überlassen hatte. »Ich werde
aufpassen«, war das einzige, was sie guten Gewissens erwidern konnte.
Als Chloe
fort war, ging Emma in den Salon und setzte sich ans Piano, um die Geschehnisse
zu vergessen und das alte Kinderlied zu spielen, daß sie früher so oft mit
Lily und Caroline gesungen hatte.
Three flowers bloomed in the meadow,
Heads bent in sweet repose,
The daisy, the lily and the rose ...
Als sie
schon glaubte, sich
beruhigt zu haben, hörte sie plötzlich lautes Geschrei in der Küche und stand
auf, um nachzusehen, was dort vorging. An der Hintertür entdeckte sie Callie,
die sich ängstlich vor Daisys erhobener Eisenpfanne duckte.
»Ich muß
hereinkommen, Miss Emma«, rief Callie flehend, als sie Emma sah. »Miss Chloe
hat mir befohlen hierherzukommen und mich um den verletzten Mann zu kümmern.«
Emma
umklammerte haltsuchend die Lehne eines Stuhls, aber das war auch das einzige,
was ihre Gefühle verriet. Es gelang ihr sogar zu lächeln, als sie sagte:
»Daisy, nehmen Sie Ihre Pfanne und lassen Sie mich und Callie einen Moment
allein.«
Daisy
gehorchte widerstrebend, während sie sich darüber ausließ, wie tief dieses Haus
gesunken war, wenn Dirnen wie Callie gestattet wurde, ihre Küche zu betreten.
»Was soll
das heißen, Sie sollen sich um Mr. Fairfax > kümmern < ?« erkundigte Emma
sich mit vorgetäuschter Freundlichkeit.
Callie
befeuchtete nervös ihre karmesinrot geschminkten Lippen. »Ich soll Gesellschaft
leisten und ... nun ja ...«
Emma nahm
den Wasserkessel vom Feuer und goß das kochende Wasser auf die Teeblätter in
der Kanne. Obwohl sie sich nach außen hin sehr freundlich gab, kochte sie
innerlich vor Eifersucht und Zorn. »Und was sonst noch, wenn ich fragen darf?«
Callie
blickte mit ihren schwarzumrandeten Augen so intensiv auf die Wand, als stünde
dort die Antwort geschrieben. »Das ist alles, was Miss Chloe sagte, aber ich
glaube, falls er ein bißchen ... Trost braucht, soll ich dafür sorgen, daß er
ihn erhält.«
Emma setzte
sich Callie gegenüber. »Und wie würden Sie einen Mann wie Mr. Fairfax trösten,
Callie?« fragte sie ganz offen.
Das einzige
Thema, von dem Callie wirklich etwas verstand, war angesprochen worden, und das
Mädchen strahlte. »Wissen Sie, es gibt Dinge, die alle Männer mögen, Miss Emma
...«
Emma
errötete und schenkte rasch Tee ein, um ihre Verlegenheit zu überspielen. »Zum
Beispiel?«
Nun
errötete sogar Callie unter ihrer Schminke. »Sie sind eine Dame«, protestierte
sie. »Eine Dame sollte so etwas gar nicht wissen.«
»O doch,
das sollte sie – falls sie ihren Mann von Lokalen wie dem Stardust fernhalten
will«, entgegnete Emma wehmütig.
Callie
schien sich unbehaglich zu fühlen. »Das tun nicht viele Männer – sich vom
Stardust fernhalten, meine ich.«
»Unsinn«,
entgegnete Emma. »Fulton geht auch nicht hin.« Callie hob rasch die Tasse an
den Mund und verschluckte sich fast beim Trinken.
»Sagen Sie
mir, was Sie tun, um den Männern zu gefallen«, beharrte Emma.
Nachdem
Callie sich umgeschaut und vergewissert hatte, daß Daisy nirgendwo in der Nähe
war, beugte sie sich vor und flüsterte Emma etwas zu, was diese veranlaßte,
über und über rot zu werden.
Emma
stellte ihre Tasse auf den Teller. »Das tun Sie nicht!« »Doch, das tun wir«,
beteuerte Callie. »Und die Männer lieben es.«
Emma
schnappte nach Luft. Ihre Wangen glühten, und sie wurde von einem
Schwindelgefühl erfaßt, als stünde sie am Rande eines Abgrunds. »Wenn Sie so
etwas bei Mr. Fairfax tun, Callie, leihe ich Ihnen kein Buch mehr aus!«
Callie
machte ein betroffenes Gesicht, aber sie sagte nichts.
Emma fand
das sehr beunruhigend, sie hätte lieber ein ernsthaftes Versprechen von
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