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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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eine Nadel in
Stevens Fleisch erschauerte.
    Er zuckte
die Schultern. »Was nützt es mir, mich aufzuregen? Aber du, Emma ... wie fühlst
du dich?«
    »Einigermaßen«,
erwiderte sie leise.
    »Du hättest
in Whitneyville bleiben sollen«, gab er nüchtern zu bedenken, als der Chinese
mit einer langen Nadel und einem Stück Katzendarm zurückkehrte.
    Sie trat
zurück und stützte die Hände in die Hüften. »So, jetzt kommt die Predigt, was?
Ich bin nur gekommen, weil ich dich warnen wollte, Steven!« antwortete sie
empört.
    Sing Cho
begann Stevens Wunde zu reinigen.
    »Und
vermutlich habe ich dir sogar das Leben gerettet«, fuhr sie fort, als Steven
nichts erwiderte.
    »Mein Leben
wäre ohne dich nichts wert«, entgegnete er, bevor er einen weiteren kräftigen
Schluck aus der Flasche nahm. »Du hättest einer Gruppe Sioux begegnen können,
wie es uns vor ein paar Tagen passiert ist. Oder Banditen. Im übrigen kannst
du von Glück sagen, daß Macon dich nicht vergewaltigt hat. Er ist kein
besonders feinfühliger Mensch, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest.«
    Sing Cho
fädelte den Katzendarm in die Nadel und betrachtete prüfend die klaffende
Wunde an Stevens Oberarm.
    »Nicht zu
fassen!« rief Emma verärgert. »Ich komme den ganzen weiten Weg, um dir zu
helfen, und du schimpfst mich aus wie ein kleines Kind!«
    »Eigentlich
müßte ich dich übers Knie legen und dir deinen hübschen Po versohlen«,
entgegnete Steven ungerührt und setzte wieder die Flasche Whiskey an die
Lippen.
    »Das
würdest du nicht wagen!«
    Steven
zuckte zusammen, als sich die Nadel in seine Haut bohrte. »Frag Joellen Lenahan«,
entgegnete er trocken.
    Emma
vermied es, auf die Wunde zu sehen, weil sie wußte, daß ihr übel werden würde.
Sie konnte Steven nur helfen, indem sie ihn ablenkte, und wenn ein Streit dazu
nötig war, dann sollte es so sein.
    »Ich bin
kein sechzehnjähriges Kind«, erklärte sie gereizt. »Übrigens war ich nicht
gerade begeistert, als ich hörte, daß du eine Nacht mit Joellen verbracht
hast.«
    Wieder
zuckte Steven zusammen und stieß einen Fluch aus, als Sing
Cho seine Arbeit fortsetzte. »Wie du ganz richtig gesagt hast, Emma – sie ist
noch ein Kind. Ich habe sie nicht angerührt, und das weißt du verdammt gut.«
    Emma wußte
es, aber eifersüchtig war sie trotzdem. Joellen hatte mit Steven ein Lager
geteilt, wahrscheinlich sogar in seinen
schützenden Armen geschlafen, was ein Privileg war, das Emma für sich selbst
beanspruchte. Ganz unvermittelt wurde sie von einer Hitzewelle erfaßt; sie riß
sich den alten Mantel von den Schultern und schleuderte ihn zu Boden. »Hast du
sie geküßt?«
    Es gelang
Steven, eine Grimasse zu schneiden und gleichzeitig zu grinsen.
    »Und wenn
ich es getan hätte ...?«
    »Dann würde
ich dir die Augen auskratzen!« entgegnete sie. Die Hände in die Hüften
gestützt, marschierte sie unruhig vor Steven auf
und ab. Ihr Reitrock und ihre Bluse waren zerknittert und befleckt, ihr
Gesicht schmutzig, und das Haar hing ihr aufgelöst bis auf die Taille. Aber all
das störte sie nicht im geringsten.
    Steven
lachte, sogar als er vor Schmerzen stöhnte. Er war sehr blaß unter der Maske
von Schweiß und Schmutz, und aus einer
Platzwunde in einem Augenwinkel sickerte Blut. Auch seine Kleider hätten
dringend gestopft werden müssen und eine Wäsche vertragen können. »Nach allem,
was ich heute schon erlebt habe, würde es mich nicht wundern, wenn du es
tätest«, antwortete er auf Emmas Drohung.
    Nun tat er
ihr doch leid; am liebsten hätte sie den Koch fortgeschickt, um Steven
tröstend in die Arme zu nehmen und seine Wunden
selbst zu versorgen. Aber sie wußte, daß sie ohnmächtig über ihm
zusammenbrechen würde, wenn sie blutendes Fleisch zusammennähen müßte. Ihre
Augen füllten sich mit Tränen, sie wandte sich ab, damit Steven es nicht sah.
    »Sprich mit
mir, Emma«, bat er leise. »Ich brauche Ablenkung, sonst ertrage ich diese
Nadel nicht.«
    Emma warf
dem Chinesen einen beunruhigten Blick zu. »Ist es wahr, was Macon sagte? Hast
du zwei Menschen getötet?« Steven seufzte. »Hat er das gesagt?«
    »Ja«,
murmelte Emma. Sie war müde, traurig und brauchte ein Bad; sie wollte nach
Hause und Steven mitnehmen. »Er sagte, du hättest seinen Sohn ermordet. Und
eine Frau.« »Glaubst du ihm?«
    Emma
schluckte. »Du hast es nicht einmal abgestritten ...«
    Steven biß
sich auf die Unterlippe und schloß die Augen, als Sing Cho den letzten Stich
verknotete. Im

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