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Emma will’s wissen

Emma will’s wissen

Titel: Emma will’s wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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stehen, weil er dachte, ich wäre ein Einbrecher. Ich klopfte und klopfte, aber er machte nicht auf.
     
    Am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien rief mich Frau Meisner nach der Mathestunde zu sich. Ich überlegte kurz, ob ich irgendetwas angestellt hatte, aber sie lächelte ganz freundlich.
    »Ich wollte dir nur sagen, dass ich es toll finde, wie sehr du dich in letzter Zeit anstrengst«, sagte sie. »Du hast dich in Mathe wirklich verbessert. Und du hast in den letzten drei Wochen kein einziges Mal die Hausaufgaben vergessen.«
    »Ja«, sagte ich. »Ich gebe mir Mühe.«
    »Das merkt man.« Frau Meisner schob ihre Unterlagen zusammen. »Bekommst du Nachhilfe?«
    Fast musste ich grinsten. »So was Ähnliches.«
    Frau Meisner wartete noch einen Moment, aber ich sagte nichts mehr.
    »Mach weiter so, Emma.« Sie nickte mir zu. »Und fröhliche Weihnachten!«
    »Fröhliche Weihnachten«, murmelte ich.
    Als ich über den Schulhof ging, dachte ich über Weihnachten nach. Dieses Jahr würde es bestimmt nicht besonders fröhlich werden. Ich war jedenfalls nicht in Weihnachtsstimmung. Ich hatte auch noch kein einziges Geschenk besorgt. Ich hatte einfach so getan, als wäre nicht Dezember, sondern Januar. Oder Februar. Am liebsten hätte ich Weihnachten einfach ausfallen lassen. Aber da würden die anderen bestimmt nicht mitmachen. Mona versteckte schon seit Wochen irgendwelche Geschenke unter ihrem Bett, Gesa backte kiloweise Bio-Weihnachtsplätzchen und Mama hatte das ganze Haus mit Tannenzweigen geschmückt. Da war nichts zu machen. Weihnachten würde stattfinden, ob mir das nun gefiel oder nicht.
    Eigentlich wollte ich zu Hause nur schnell Mittag essen und dann zu Herrn Marten gehen. Wir wollten an diesem Tag einen Spaziergang machen. Er sah in letzter Zeit ziemlich käsig aus, und ich fand, dass er dringend ein bisschen frische Luft brauchte. Aber als ich nach dem Essen meine Jacke anzog und ins Wohnzimmer ging, um Mama Tschüss zu sagen, lag meine Mutter auf dem Sofa und Babsi drückte auf ihrem Bauch herum. Babsi tauchte in letzter Zeit mindestens einmal pro Woche bei uns auf, trank grünen Tee und erzählte von Hausgeburten, Entspannungsmusik und Aromaölen. Ich verzog mich dann immer so schnell wie möglich. Genau das hatte ich dieses Mal auch vor.
    »Tschüss, Mama, ich bin dann weg«, sagte ich und wollte verschwinden.
    Aber Babsi winkte mir zu. »Komm mal her, Emma.«
    Zögernd betrat ich das Wohnzimmer. »Eigentlich hab ich es gerade ziemlich eilig.«
    Mama hatte ihren Pullover hochgeschoben. Ihr Bauch wölbte sich wie ein riesiger Ballon, der kurz vorm Platzen ist. Ich wollte nicht hinsehen und betrachtete stattdessen Babsis altmodische Hebammentasche. Das Leder war abgegriffen und rissig. An Babsis Stelle hätte ich mir längst eine neue Tasche gekauft. Aber vielleicht verdienen Hebammen nicht so gut.
    »Hör mal!« Babsi hielt ein komisches Gerät an Mamas Bauch. Plötzlich ertönte ein schnelles Klopfen. Es klang wie ein Rennpferd, das über einen Acker galoppiert.
    Ich starrte Babsi an. »Was ist das?«
    »Das ist deine kleine Schwester«, erklärte Babsi.
    Auf Mamas Gesicht erschien ein Lächeln. »Ist das nicht toll?«
    Ich war sprachlos. Wollten die beiden mich auf den Arm nehmen? Es konnte doch unmöglich sein, dass das Baby in Mamas Bauch so einen Lärm veranstaltete. Aber Mama lächelte immer noch selig und Babsi ließ das komische Gerät auf Mamas Bauch hin und her wandern und lauschte konzentriert.
    »Hört sich prima an«, sagte sie. »Alles in Ordnung.« Sie nahm das Gerät weg und das Klopfen hörte auf.
    Ich schluckte. »Warum klopft das Baby denn?«, fragte ich. »Will es raus?«
    Ich wurde ein bisschen nervös. Wollte das Baby etwa jetzt schon kommen? Das war eindeutig der falsche Zeitpunkt. Es sollte sich lieber an Omas Spruch halten und auf die richtige Zeit warten, nämlich bis Anfang März. Oder zumindest, bis ich das Haus verlassen hatte. Wenn es mit der Geburt losging, wollte ich so weit weg sein wie möglich.
    Mama und Babsi fingen an zu lachen.
    Ich runzelte die Stirn. »Was ist denn los?«
    »Was du eben gehört hast, war der Herzschlag des Babys«, erklärte Babsi.
    »Aha.« Ich kam mir ziemlich dumm vor, weil ich tatsächlich gedacht hatte, das Baby würde wie verrückt gegen Mamas Bauchdecke klopfen. Ich überlegte, ob es normal war, dass sich der Herzschlag des Babys anhörte wie ein galoppierendes Rennpferd. Mein Herz schlug viel langsamer. Vielleicht war das Baby ja

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