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Emma

Emma

Titel: Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
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packte es fein säuberlich in die Reisetasche. Dann ging sie ins Bad und
räumte seine Toilettensachen zusammen.
    Sehnsüchtig
fuhr sie mit den Fingern über sein Rasierzeug. Sein Bademantel roch nach ihm,
als sie das Gesicht darin vergrub. Die vielen Flakons mit seinen verschiedenen
Aftershaves erinnerten sie so lebhaft an ihn, als sei er gerade nebenan und
könne jeden Moment zu ihr hereinkommen.
    Emma
seufzte tief auf. Er würde nicht kommen, machte sie sich schmerzhaft bewusst,
und ein Gefühl tiefer Leere ließ ihr kurz den Atem stocken.
    Schließlich
fiel ihr ein, dass Davide vielleicht einen Trainingsanzug brauchen konnte, oder
zumindest die Jacke davon, also kehrte sie noch einmal zurück in sein Ankleidezimmer
und öffnete einen anderen der vielen Schränke. Sie konnte sich nicht mehr
erinnern, wo er seine Sportsachen aufbewahrte, also suchte sie sich durch.
    Und
plötzlich hielt sie es in der Hand. Es traf sie wie ein Schlag.
    Fassungslos
starrte sie auf den schwarzen Stoff in ihren Händen und sank dann mit einem
erstickten Laut zu Boden.
    Er
hatte es aufgehoben!
    Er
hatte dieses verdammte, zerfetzte Abendkleid aufgehoben, das er ihr nach ihrem
ersten gemeinsamen Abend frühmorgens auf der Terrasse vom Leib gerissen hatte!
    Emma
keuchte.
    Es
brauchte keinen weiteren Beweis mehr: Davide liebte sie. Und er war romantisch!
Der große Gandolfo war romantisch genug, eine Trophäe aufzubewahren, die ihn an
ihr erstes erotisches Abenteuer erinnerte!
    Sie
spürte das Bedürfnis, laut loszulachen oder wenigstens hysterisch zu kichern!
Sie tat nichts davon, aber sie schloss die Augen und genoss einen Moment lang
die Erinnerung an jenen zauberhaften Morgen im Frühsommer. Ein Hauch von
Euphorie breitete sich in ihr aus. Dann legte sie mit Bedacht das Kleid dahin
zurück, wo sie es gefunden hatte.
    Es
war schon spät in der Nacht, als sie in ihrer Wohnung eintraf und sich
erschöpft ins Bett sinken ließ. Sie war so angespannt und aufgeputscht, dass
sie noch nicht sofort einschlafen konnte. Sie fühlte sich, als seien seit dem
Mittag, als sie aus ihrer Arbeit gerissen worden war, Jahre vergangen, und
nicht etwa nur Stunden. Was für eine nervenzerreißende Dramatik hatte dieser
Tag für sie bereitgehalten! Eine derartige Achterbahn der Gefühle war kaum zu
überbieten.
    Schließlich
gelang es ihr tatsächlich, noch ein paar Stunden unruhig und traumlos zu
schlafen.
     
    Emma
traf früh am Samstagvormittag wieder in Padua ein. Als ihre Ankunft abzusehen
war, meldete sie sich vereinbarungsgemäß bei Antonio, der sie zur Pension
lotste, in der sie ihre Sachen unterbrachte. Dann fuhren sie gemeinsam mit
Ettore ins Krankenhaus.
    „Sie
haben ihn schon verlegt“, informierte er sie unterwegs, „ich war heute morgen
kurz dort.“ Er ließ sein seltenes Grinsen kurz für sie aufblitzen. „Damit wir
ihn auch wiederfinden!“
    Emma
lächelte zurück.
    Gestern
hatte es sie kurzzeitig geärgert, dass er sie in einer derartigen Situation für
fähig gehalten hatte, einen Stadtbummel unternehmen zu wollen. Doch dann ließ
sie die letzten Wochen nüchtern an sich vorbeiziehen und dachte noch einmal
sachlich über ihre beiden letzten Begegnungen nach. Daraufhin musste sie sich
eingestehen, dass sie selbst genau dieses Bild in ihm erschaffen hatte: das
einer ichbezogenen, gefühlskalten und oberflächlichen Person.
    Sie
hatte jede Kooperation abgelehnt, hatte sich strikt geweigert, auch nur den
allerkleinsten Schritt zu tun, um Davide entgegen zu kommen. Sie war nicht im
Entferntesten zum Einlenken bereit gewesen! Es war klar, welchen Eindruck Antonio
von ihr haben musste.
    Dass
er sie unter diesen Umständen überhaupt hinzugezogen hatte, grenzte an ein
Wunder und war wohl nur seiner Korrektheit und seinem überaus loyalen Charakter
zuzuschreiben. Er hatte getan, was er für richtig im Sinne von Davides
Interessen gehalten hatte, dazu gehörte schon etwas! Dazu musste er seinen
Widerstand und seine Abneigung gegen sie aufgeben und nur rein sachlich
entscheiden. Sogar im Auto hatte er noch versucht, ihr Mut zu machen und seine
eigenen Sorgen und Bedenken zurückzudrängen. Nicht alle, die sie kannte, wären
dazu imstande gewesen, das war Emma bewusst.
    Und
sie bewunderte ihn aufrichtig dafür.
    „Danke!“,
sie sagte es in aller Offenheit. „Für alles! Ich weiß, dass ich es nicht
verdient habe und …“
    „Lassen
wir das lieber, hm?“, unterbrach er sie, doch er klang weder grob noch unwirsch
dabei. „Ich weiß, wie sehr

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